Nur zehn Prozent der Deutschen pflegen einen gesunden Lebenswandel
05.10.2012
Ein Großteil der Deutschen lebt ungesund, vor allem in jungen und mittleren Jahren, so eine der Kernaussagen des aktuellen DKV-Reports „Wie gesund lebt Deutschland?“. Im Auftrag der Deutschen Krankenversicherung (DKV) haben Experten des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln eine Umfrage zu dem Gesundheitsverhalten der Bevölkerung durchgeführt.
Nur noch jeder zehnte Deutsche ist den Ergebnissen der aktuellen Umfrage zufolge davon überzeugt, einen rundum gesunden Lebensstil zu führen. Vor allem bei der Ernährung, dem Bewegungsverhalten und dem Umgang mit Stress sahen viele Befragte ihre persönlichen Defizite. Auch waren die täglichen Sitzzeiten insbesondere bei den jüngeren Befragten erschreckend hoch. Hier ist die Freizeitgestaltung vor dem PC beziehungsweise der Zeitvertreib in sozialen Netzwerken als eine der Ursachen für die zu geringen körperlichen Aktivitäten zu nennen. Bei älteren Befragten war der Bewegungsmangel indes weit weniger ausgeprägt. Sie bewerteten ihren Lebenswandel insgesamt als deutlich gesünder.
Über 3.000 Menschen zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt
In der repräsentativen Umfrage für die DKV wurden 3.032 Personen zu ihrem Gesundheitsverhalten im Alltag befragt. Wie viel bewegen Sie sich? Was essen Sie? Wie gehen Sie mit Alkohol und Zigaretten um? Wie gestresst sind Sie? Mit derartigen Fragen sammelten die Wissenschaftler der Sporthochschule Köln Daten für die Analyse des Gesundheitsverhaltens der Probanden. Auch wurden Fragen zur psychische Ausgeglichenheit und dem Schlafverhalten gestellt. „Die Ergebnisse der Befragung zeigen helle und dunkle Seiten beim Gesundheitsverhalten der Deutschen“, so die Mitteilung der DKV. Zwar sind Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Stress ein wachsendes Problem, doch bei Tabak und Alkohol zeige sich durchaus eine erfreuliche Entwicklung. Die Zahl der Raucher ist gegenüber dem DKV-Report 2010 von 25 auf 22 Prozent gesunken und beim ungesundem Alkoholkonsum konnte eine vergleichbare Entwicklung verzeichnet werden (Abnahme von 19 auf 16 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Deutschen übergewichtig?
Bedenklich ist die Entwicklung bei der Ernährung und den körperlichen Aktivitäten. So empfindet sich fast die Hälfte der Befragten als übergewichtig. Den meisten sind dabei die Gesundheitsrisiken durch Übergewicht durchaus bewusst. 79 Prozent der Befragten sehen im Übergewicht „ein großes gesellschaftliches Problem.“ Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV, erklärte, dass Übergewicht und Bewegungsmangel bei immer mehr Menschen der Gesundheit schaden. Dies führe „etwa zu Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Rückenschmerzen“, mit entsprechend steigenden Kosten im Gesundheitswesen. Hier seien umfassende Präventionskampagnen erforderlich. Dies bestätige auch der Wunsch von 74 Prozent der Befragten nach einem Ampelsystem zur Kennzeichnung gesunder und ungesunder Nahrungsmittel.
Bewegungsmangel ein weit verbreitetes Problem
Der weit verbreitete Bewegungsmangel geht Hand in Hand mit dem vermehrten Übergewicht und entwickelt sich den Ergebnissen des aktuellen DKV-Reports zufolge ebenfalls zu einem wachsenden Problem. Knapp die Hälfte der Befragten komme nicht auf die Mindestempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche. „Die Zahl der Menschen, die ihrem Körper eine ausreichende Menge an Bewegung zukommen lassen, ist gegenüber dem DKV-Report 2010 weiter gesunken“, berichtet die DKV. Am häufigsten sei Bewegungsarmut in den mittleren Altersgruppen, aber auch die 18- bis 29-Jährigen werden immer mehr zum Bewegungsmuffel. Insgesamt gaben erschreckende „dreißig Prozent aller Befragten an, in ihrer Freizeit überhaupt nicht körperlich aktiv zu sein“, so die Mitteilung der DKV.
Junge Menschen mit langen täglichen Sitzzeiten
Der wissenschaftliche Leiter des DKV-Reports, Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln.erklärte angesichts des weit verbreiteten Bewegungsmangels: „Wir fahren im Auto, arbeiten am Computer, und in der Freizeit steigt unsere Mediennutzung. Während wir uns dann in sozialen Netzwerken austoben, bleibt der Körper passiv.“ Dies werde auch an den Sitzzeiten der Befragten ersichtlich. Dabei verzeichnen die jüngsten Teilnehmern der Umfrage (18- bis 29-Jährige) mit durchschnittlich sechs Stunden pro Tag die längsten Sitzzeiten. Allerdings müsse die lange Sitzzeit nicht zwangsläufig zu Gewichtsproblemen führen. „Zu wenig Bewegung ist zwar für jeden gesundheitsschädlich, macht aber nicht jeden dick“, so Froböse.
Schützt hohes Einkommen vor psychischen Problemen?
Die ebenfalls abgefragten Schwerpunkten der psychischen Stabilität und des Schlafverhaltens machen deutlich, dass jeder fünfte Befragte nicht ausgeglichen ist und Anzeichen von Antriebslosigkeit und depressiver Verstimmung zeigt, berichtet die DKV. Dabei steigt „die Zahl der Betroffenen mit dem Körpergewicht und sinkt bei höherem Bildungsstatus und höherem Einkommen“, so die Mitteilung der Krankenkasse. Menschen mit höherem Einkommen fühlten sich demnach durchschnittlich deutlich vitaler, als Personen mit niedrigem Einkommen. „Bei mehr als 4.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen pro Monat erreicht das Vitalitätsgefühl“, laut Angaben der DKV, „die höchsten Werte.“Auch finden bei den Gutverdienern und den Menschen mit hohem Bildungsabschluss die meisten Befragten einen guten Schlaf.
Frauen leben gesünder als Männer
Ein weiteres Ergebnis des DKV-Reports ist, dass Frauen durchschnittlich offenbar deutlich gesünder leben als Männer. Sie essen bewusster, bewegen sich mehr und trinken weniger Alkohol. Bezüglich des Gesundheitsverhaltens der Senioren (Alter über 65 Jahre) stellt die aktuelle Umfrage fest, dass sie den gesündesten Lebensstil aller Altersgruppen pflegen. Lediglich bei den psychischen Beschwerden zeigten die Senioren eine erhöhte Anfälligkeit. Insgesamt verzeichnet der aktuelle DKV-Report gegenüber der früheren Befragung aus dem Jahr 2010 eine negative Entwicklung beim Gesundheitsverhalten der Deutschen. Heute bewerten nur noch elf Prozent der Befragten ihre Lebensweise als rundum gesund, während dies vor zwei Jahr noch 14 Prozent der Studienteilnehmer taten. (fp)
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