Erfinder der Kinderlähmung-Impfung: Jonas Salk wäre heute 100 Jahr alt
26.10.2014
Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Jonas Salk arbeitete sich zu einem der erfolgreichsten Forscher der USA hoch und entwickelte den ersten Impfstoff gegen Kinderlähmung. Mit dieser Entdeckung trug der Immunologe wesentlich zur Eindämmung von Polio bei. Bedeutende Auszeichnungen erhielt der Wissenschaftler jedoch nie.
Kampf gegen die Angst
Der Kampf von Jonas Salk gegen die Kinderlähmung war auch ein Kampf gegen die Angst. „Frei von Angst zu sein ist die stärkste aller Emotionen“, sagte er einmal der „Los Angeles Times“, wie die Nachrichtenagentur dpa nun berichtet. „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, die Menschen von ihrer Angst zu befreien.“ Lange Zeit war die Kinderlähmung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts Tausende Menschen weltweit befiel und zum Tode oder bleibenden Lähmungen führte, ein immenser Quell der Angst.
Der 1995 gestorbene Immunologe Salk forschte jahrzehntelang bis er schließlich 1955 tatsächlich den ersten Impfstoff gegen Polio gefunden hatte. Daraufhin war die Kinderlähmung in kürzester Zeit eingedämmt. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gelten die meisten Industrieländer bis heute als poliofrei. Nach der Entdeckung wurde der Wissenschaftler in seiner US-amerikanischen Heimat zum gefeierten Star, zumindest bei Patienten. Bei Kollegen sollte Salk, der am 28. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, zeitlebens extrem unbeliebt bleiben.
Keine bedeutenden Auszeichnungen erhalten
Den Nobelpreis oder andere bedeutende Auszeichnungen erhielt der Forscher nie. Selbst in die National Academy of Science der USA wurde er nie gewählt. Lediglich dem ebenfalls äußerst renommierten Salk-Forschungsinstitut in Kalifornien gehörte der Wissenschaftler an. Allerdings war dies auch sein eigenes. „Ich wäre nie Mitglied dieses Instituts geworden, wenn ich es nicht selbst gegründet hätte“, so Salk in einem seiner seltenen Interviews. Kollegen warfen ihm öffentlich vor, eitel und unkollegial gewesen zu sein und Beiträge anderer Wissenschaftler zu seinen Forschungen vernachlässigt oder verheimlicht zu haben. Insbesondere mit Albert Sabin stritt sich Salk. Sabin hatte kurz nach Salks Entdeckung eine Schluckimpfung gegen Polio entwickelt, die ebenfalls entscheidend zur Eindämmung der Krankheit beitrug. Die beiden Wissenschaftler arbeiteten trotzdem nicht zusammen, sondern gifteten sich öffentlich an. Als „pure Küchenchemie“ bezeichnete Sabin Salks Erfindung. „Er hat gar nichts entdeckt.“
Salk forschte auch nach einem Impfstoff gegen HIV
Der 1914 in New York geborene Salk ließ sich aber nicht von seinem Weg abbringen. „Ich folge meinen eigenen Regeln.“ Der jüdische Vater des aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Forschers, war Schneider. Salk, wandte sich nach seinem Medizinstudium an Universitäten in Michigan und Pennsylvania schnell der Forschung zu. Er tat dies teils mit ungewöhnlichen Methoden. So testete er den Polio-Impfstoff zuerst an seinen drei Söhnen. Die wissenschaftliche Karriere war für Salk nach seiner großen Entdeckung jedoch nicht vorüber. Selbst noch in den 1980er-Jahren forschte er nach einem Impfstoff gegen HIV. Zu der Zeit lebte er bereits in Kalifornien, wo er seine „Wissenschaftskathedrale“, wie er sie nannte, gegründet hatte.
Wissenschaftler ließ Erfindung nicht patentieren
Im Kampf gegen HIV war ihm jedoch kein Erfolg beschieden. Im Alter von 80 Jahren starb Salk am 23. Juni 1995 an Herzversagen. Danach äußerten sich auch manche Kollegen freundlich. „Er war einer der ganz Großen in der amerikanischen Medizin, wenn es um Impfstoffe geht“, so der Aids-Forscher Anthony Fauci. Salk war mit seiner Erfindung nie reich geworden, er hatte sie nicht einmal patentieren lassen. Kurz nach der Freigabe des Impfstoffs am 12. April 1955 sagte er in einem Interview, wenn überhaupt, dann gehöre das Patent den Menschen. „Es gibt kein Patent. Könnte man die Sonne patentieren?“
Polio-Erreger sind weltweit anzutreffen
Mit Ausnahme der Polargebiete ist der Polio-Erreger weltweit anzutreffen. Seit der Erfindung von Impfstoffen und der konsequenten Durchführung von Impfmaßnahmen ist das häufige Auftreten der Erkrankung auf wenige Gebiete zurückgedrängt worden. In Deutschland erfolgte die letzte Ansteckung 1990. Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine von Polioviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks befällt und zu bleibenden Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann. Vor allem Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren sind davon betroffen. Nach einer Inkubationszeit kommt es zu einer etwa dreitägigen Erkrankung mit Fieber, Halsschmerzen, Abgeschlagenheit, häufig Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen. Bei über drei Vierteln der Erkrankten heilt die sogenannte abortive Poliomyelitis folgenlos aus. (ad)
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