Pestizid Glyphosat könnte starke gesundheitliche Beschwerden verursachen
10.04.2015
In 27 Ländern der EU ist Glyphosat als Unkrautvernichtungsmittel zugelassen. Nachdem das meistverkaufte Pestizid immer wieder im Verdacht stand, Krebs zu verursachen, haben Forscher der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Risikobewertung des Mittels vorgenommen. Nach ihrer Untersuchung wurde Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestuft. Dennoch wird das Unkrautvernichtungsmittel weiterhin an Hobbygärtner in Baumärkten, Gärtnereien und Gartencentern verkauft. Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 führte Testkäufe durch und musste dabei feststellen, dass der Verbraucher nicht über die Risiken des Pestizids vom Handel aufgeklärt wird. Und schlimmer noch: Das Mittel wurde sogar zur Unkrautbekämpfung empfohlen.
Glyphosat wird trotz negativer Bewertung der WHO weiterhin zur Unkrautvernichtung empfohlen
Die Umweltschutzorganisation führte ihre Testkäufe in insgesamt 13 Gartencentern, Baumärkten, Gärtnereien und Lagerhäusern im Großraum Wien durch. Wie sich herausstellte, wurden glyphosathaltige Produkte als erste Wahl zur Unkrautbekämpfung in neun von 13 Fällen nahe gelegt. „Darüber, dass der Wirkstoff Glyphosat nun als ‘wahrscheinlich krebserregend’ eingestuft ist, wurden die TesteinkäuferInnen in keinem einzigen Fall – auch nicht auf Nachfrage – informiert. Zwischen der Einstufung von Glyphosat als ‘wahrscheinlich krebserregend’ und unserem Einkaufstest lagen rund zwei Wochen“, berichten die Umweltschützer von Global 2000 auf ihrer Internetseite. Die Verkäufer schienen keine Information über das Gesundheitsrisiko des meistverkauften Pestizids zu haben. Die Kunden wurden demnach in dem Glauben gelassen, dass sie ein vollkommen unbedenkliches Produkt kaufen.
Die Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend" durch die IARC wurde am 20. März dieses Jahres veröffentlicht. Für die Bewertung hatte sich ein internationales Team aus 17 unabhängigen Wissenschaftern und Experten etwa ein Jahr eingehend mit den wissenschaftlichen Publikationen zu Glyphosat auseinandergesetzt.
Experten streiten sich über krebserzeugende Wirkung von Glyphosat
Zu einer anderen Einschätzung kommt das für die EU-weite Bewertung von Glyphosat zuständige deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es habe nach eigener Aussage „keinerlei Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung" durch Glyphosat festgestellt. „Dass das Expertengremium der WHO anhand der gleichen Studien zu anderen Schlussfolgerungen kommt (…), stellt die europäische Risikobewertung für Pestizide in ein zweifelhaftes Licht", zitiert die Online-Ausgabe von „Kleine Zeitung“ den Umweltchemiker Helmut Burtscher von Global 2000.
Die Umweltschutzorganisation rät Verbrauchern auf natürliche Unkrautvernichtungsmittel oder mechanisches Jäten umzusteigen. Als positives Beispiel nennt sie Österreichs größtes Gartencenter für den privaten Bereich, Bellaflora, das nicht nur auf glyphosathaltige Produkte verzichtet, sondern 2013 sämtliche chemisch-synthetische Pestizide aus seinem Sortiment verbannt hat. (ag)
>Bild: FotoHiero / pixelio.de
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