Bundesärztekammer warnt vor EHEC Panikmache: Jeder kann sich vor EHEC schützen
30.05.2011
Die EHEC-Infektionswelle sorgt weiterhin für Verunsicherung. Während erste Laboruntersuchungen eine Belastung auf spanischen Salatgurken als möglichen EHEC-Infektionsquelle identifizierten und bereits eine neue Behandlungsmethode an der Medizinischen Hochschule Hannover getestet wird, warnt die Bundesärztekammer eindringlich vor der allgemeinen Panikmache. Denn jeder Mensch kann sich ganz einfach mit wenigen Vorsichtsmaßnahmen wie regelmäßiges und richtiges Händewaschen vor einer Ansteckung schützen.
Jeder könne sich vor EHEC schützen, „indem er sich streng an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hält, häufig die Hände wäscht und vorübergehend auf bestimmtes Gemüse verzichtet“, erklärte Frank-Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, gegenüber der „Passauer Neuen Presse“. Dem Mediziner zufolge „geht es zwar um einen potenziell lebensgefährlichen Erreger“, Montgomery warnte jedoch ausdrücklich „vor Panikmache“. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hält indes die Warnung vor Rohkost aus Tomaten, Gurken und Salat aufrecht. Der Präsident des RKI Reinhard Burger erklärte am Montag im Interview mit dem „Bayerischen Rundfunk“: „Wir warnen unverändert davor, in Norddeutschland rohes Gemüse zu verzehren“.
EHEC vermeiden durch Empfehlungen des RKI
Die Bundesärztekammer hält die derzeitigen Warnungen vor den EHEC-Infektionen offenbar zumindest teilweise für übertrieben. Zwar betonte der Vizepräsident der Bundesärztekammer einerseits die lebensgefährlichen Konsequenzen, die eine EHEC-Infektion haben kann. Doch anderseits verwies Montgomery darauf, dass sich die Verbraucher indem sie streng nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts handeln (zum Beispiel häufig die Hände waschen, Verzicht auf bestimmte Gemüsesorten), relativ gut vor einer EHEC-Infektion schützen können. Insgesamt beurteilte der Vizepräsident der Bundesärztekammer das Risiko einer weiteren Ausbreitung der EHEC-Infektionen als beherrschbar und warnte daher vor „Panikmache“.
Inkubationszeit von einer Woche bei EHEC-Infektionen
Da die Experten des RKI und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) davon ausgehen, dass weitere Infektionsquellen neben den bisher entdeckten spanischen Salatgurken bestehen, konnten die Behörden derzeit noch keine Entwarnung geben. Die aktuell zu verzeichnende weitere Zunahme der EHEC-Infektionen sei jedoch kein zwingendes Anzeichen für eine weitere Ausbreitung der Erreger, denn die Inkubationszeit beträgt laut Aussage des RKI-Präsidenten rund eine Woche. Dass heißt die Mehrheit der jetzt in Behandlung befindlichen Patienten wurde bereits infiziert, als die Warnungen der Gesundheitsbehörden und die mediale Berichterstattung erst anliefen. Welchen Effekt die bisherigen Bemühungen zur Reduzierung der EHEC-Infektionen haben, wird dem RKI-Präsidenten zufolge im Verlauf dieser Woche zu erkennen sein.
Bei EHEC-Symptomen dringend einen Arzt aufsuchen
Die Warnungen der Bundesärztekammer vor „Panikmache“ im Zusammenhang mit den EHEC-Infektionen sollten jedoch nicht missverstanden werden als mögliche Verharmlosung der lebensgefährlichen Erkrankung. Denn obwohl die derzeitige mediale Berichterstattung sicher ein wenig übertrieben scheint, sind die gesundheitlichen Konsequenzen einer EHEC-Infektion keinesfalls zu unterschätzen und beim Auftreten erster EHEC Symptome ist dringend ein Arzt aufzusuchen. Dieser Ansicht ist auch die Bundesärztekammer, denn den Betroffenen droht das potenziell tödliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), in dessen Verlauf es zu Nierenversagen und Anämie kommen kann.
Pauschale Warnungen vor Rohkost sind wenig hilfreich
Die EHEC-bedingten blutigen Durchfallerkrankungen stellen daher eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit dar, auf die umgehend reagiert werden sollte. Doch die derzeit verbreiteten pauschalen Warnungen vor rohem Gemüse, werden der Problemlage nach Ansicht der Bundesärztekammer nicht gerecht. Auch Ernährungswissenschaftler warnen davor, dass mit dem generellen Verzicht auf Rohkost das Modell einer ausgewogenen Ernährung ernsthaft gefährdet wird. Außerdem würden Personen, die sich stets ungesund ernährt und auf frisches Gemüse verzichtet haben, angesichts der aktuellen Berichterstattung in ihrer Haltung bestärkt. Langfristig drohen so durch die ungesunde Ernährung ebenfalls erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen. (fp)
Lesen Sie auch:
EHEC: Kein rohes Obst und Gemüse für Schwangere
EHEC Ursachen: Dem Erreger auf der Spur
Symptome einer EHEC Infektion
Erste Todesfälle durch EHEC-Infektionen
Kein Antibiotikum bei EHEC
Rätselhafte Infektionen durch EHEC-Erreger
Ärzte erproben neue Therapie gegen EHEC-Infektion
Bild: Gerd Altmann/dauni / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.