Kortison soll gegen Lungenentzündung helfen
19.01.2015
Einer neuen Studie zufolge heilen Lungenentzündungen schneller, wenn bei der Therapie Antibiotika mit Kortison ergänzt wird. Diese Kombination könnte zu enormen Kosteneinsparungen führen. Doch Kortison ist wegen seiner Nebenwirkungen umstritten.
Lungenentzündungen heilen dank Kortison schneller
Einer Langzeitstudie an sieben Schweizer Krankenhäusern zufolge heilen Lungenentzündungen schneller, wenn zur üblichen Therapie mit Antibiotika noch Kortison (auch Cortison) zur Ergänzung hinzukommt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am Montag in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Dank dieser Kombitherapie könnten allein in der Schweiz Einsparungen von bis zu 20 Millionen Franken (annähernd 20 Millionen Euro) erzielt werden, wie das Schweizer Internetportal „20Minuten.ch“ schreibt. Initiiert worden war die Studie vom Universitätsspital Basel (USB). Es waren insgesamt mehr als 800 Patienten aus sieben Kliniken in den Jahren 2009 bis 2014 einbezogen worden.
Patienten erholen sich schneller
Wie das USB mitteilte, sei die Idee, Kortison gegen Lungenentzündungen anzuwenden, nicht neu gewesen, doch hätten bisher klare Daten gefehlt. Nun habe Mirjam Christ-Crain mit ihrem Forschungsnetzwerk die erhofften Belege geliefert. Wie es heißt, werde ihre Studie wohl die Behandlung von Lungenentzündungen „weltweit verändern“. Laut USB erholen sich Patienten mit Kortison im Schnitt eineinhalb Tage schneller und könnten so bereits nach sechs, statt nach sieben Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Zudem könne dank Kortison die übliche Dauer der intravenösen Verabreichung von Antibiotika um einen Tag auf vier Tage verkürzt werden.
Kombination von Antibiotika und Kortison
Alle in die Studie einbezogenen Patienten erhielten Antibiotika. Die eine Hälfte der Probanden bekam dazu Kortison, die übrigen Teilnehmer hingegen erhielten ein Placebo. Im Vergleich der beiden Gruppen zeigte sich die bessere Wirkung klar bei der kombinierten Medikamentengabe. Dem USB zufolge war ein weiterer positiver Effekt ein kleineres Risiko der Verschlechterung der Krankheit. Zudem seien bei der Studie keine relevanten Nebenwirkungen aufgetreten, weil die Behandlung mit Kortison auf sieben Tage beschränkt war.
Arznei wegen Nebenwirkungen umstritten
Wegen den Nebenwirkungen von Cortison ist die Arznei sehr umstritten. Das konnten auch die Forscher feststellen. „Viele wollten nicht teilnehmen, da Kortison ein schlechtes Image hat“, sagte Christ-Cain laut der „Basellandschaftliche Zeitung“. Wie die Wissenschaftlerin erklärte, treten jedoch bei kurzzeitiger Anwendung normalerweise nur wenige unerwünschte Wirkungen auf. So hätten manche der Patienten lediglich vorübergehend erhöhte Blutzuckerwerte gehabt. Langzeittherapien mit Kortison stehen jedoch im Verdacht, unter anderem Bluthochdruck zu begünstigen und Ödeme zu verursachen. Zudem bestehe die Gefahr einer Magenschleimhautentzündung oder eines Magengeschwürs.
Lungenentzündung wird oft nicht richtig diagnostiziert
Rund 680.000 Menschen in Deutschland erkranken pro Jahr an einer Lungenentzündung (Pneumonie). Nach Schätzungen sterben jährlich etwa 35.000 Patienten daran. Die Infektionskrankheit wird Experten zufolge oft nicht richtig diagnostiziert oder falsch behandelt. Vor allem bei älteren Patienten gestaltet sich die Frage: "Wie erkenne ich eine Lungenentzündung?" oft schwierig. Während bei jüngeren Betroffenen Symptome mit Fieber, Schüttelfrost und Atembeschwerden meist eindeutig ausfallen, fehlen bei Senioren häufig einzelne Symptome. Zudem werden bei den Älteren aufgrund der allgemeinen Gebrechlichkeit Anzeichen manchmal nicht richtig gedeutet. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.