Zu lange Arbeitszeiten machen krank und einsam
Studie offenbart: Wer zu viel arbeitet, gefährdet seine Gesundheit
21.12.2010
Mit Zunahme der wöchentlichen Arbeitszeiten steigen die gesundheitlichen Probleme. Außerdem beeinträchtigen die langen Arbeitszeiten das Sozialleben der Beschäftigten. Dies hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) auf Basis der Auswertung von vier voneinander unabhängigen Studien zum Thema Arbeitszeiten und Gesundheit bekannt gegeben.
Zusammenhang zwischen Arbeitszeiten und Gesundheitsrisiken
Im Rahmen der vier ausgewerteten Studien haben die Forscher über 50.000 Menschen untersucht, um festzustellen, welchen Einfluss variable und lange Arbeitszeiten auf die Gesundheit haben. Das lange Arbeitszeiten erhöhte Gesundheitsrisiken mit sich bringen können, haben viele Berufstätige, die in der Vergangenheit erhebliche Überstunden leisten mussten, bereits am eigenen Körper erfahren. Doch eindeutig wissenschaftlich belegt war dieser Zusammenhang bislang nicht. Dieses Forschungs-Defizit haben die vier von der BauA ausgewerteten Studien nun behoben und kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass mit zunehmender geleisteter Arbeitszeit die Gesundheitsprobleme der Beschäftigten steigen. Damit konnte der von Arbeitswissenschaftlern und Beschäftigten bereits erahnte negative Effekt langer Arbeitszeiten durch die systematischen Untersuchungen erstmals wissenschaftlich eindeutig belegen werden. Die vier zugrunde liegenden Studien konzentrierten sich dabei auf den Zusammenhang der Arbeitszeiten mit den Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Herzbeschwerden.
Lange Arbeitszeiten machen krank
Den Aussagen der BauA zufolge ergibt sich aus den vier Studien ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Länge der Arbeitszeit und den genannten gesundheitlichen Beschwerden. So leide zum Beispiel nur jeder zehnte Teilzeitbeschäftigte mit weniger als 19 Wochenarbeitsstunden unter Schlafstörungen, bei den Vollzeitbeschäftigte seien dies rund doppelt so viele (jeder fünfte Beschäftigte). Von den Personen, die wöchentlich mehr als 60 Stunden arbeiten, leidet sogar etwa jeder Vierte unter Schlafstörungen und wenn zusätzliche erschwerende Faktoren wie Schichtarbeit, variable Arbeitszeiten oder Arbeit an Wochenenden hinzukommen, steige die Rate der Schlafprobleme noch weiter an, erklärte die BauA. Die Auswertung der Befragungen habe ergeben, dass der Anteil der Beschäftigten, die über gesundheitliche Beschwerden klagen, insgesamt proportional zur Dauer der geleisteten Arbeitszeit steigt, so die Mitteilung der Bundesanstalt.
Beeinträchtigungen des Soziallebens durch lange Arbeitszeiten
Außerdem haben die ausgewerteten Befragungen ergeben, dass die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit auch das Sozialleben der Menschen beeinträchtigt. Je länger die Arbeitszeiten, desto stärker das subjektive Empfinden der sozialen Vereinsamung, erklärten die Experten der BauA. Die Vereinbarkeit von Arbeit, Freizeit und Familie schwinde mit zunehmender Länge der wöchentlichen Arbeitszeiten, so die BauA weiter. Daran habe den Studien zufolge auch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, beispielsweise durch Gleitzeitmodelle, nicht viel ändern können. Den Studienergebnissen zufolge konnten weder die negativen sozialen noch die negativen gesundheitlichen Effekte langer Arbeitszeiten so aufgefangen werden, auch wenn sie durch die Gleitzeitmodelle ein wenig gemindert wurden.
Ergebnisse bei künftigen Arbeitszeiten berücksichtigen
Angesichts der aktuellen Ergebnisse warnt die BauA davor, bei der Diskussion um weitere Arbeitszeitverlängerungen die gesundheitlichen Aspekte zu übersehen. Der vermeintlichen Vorteil längerer Arbeitszeiten könnte sich langfristig äußerst negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken und so auch für die Betriebe eine ungünstige Wirkung haben. Denn durch die zunehmenden negativen gesundheitlichen Folgen würden die Krankenstände steigen, die Lohnkosten zunehmen und insgesamt die Produktivität sinken, so die Warnung der BauA. Eine Ausweitung der Arbeitszeiten würde nach Einschätzung der Bundesanstalt trotz der oftmals parallel eingesetzten Arbeitszeitflexibilisierung die Gesundheit der Beschäftigen nachhaltig beeinträchtigen. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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