Krankenkassen: Rekordausgaben bei den Kliniken
25.02.2012
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) für Krankenhäuser sind erneut deutlich gestiegen. Rund 60 Milliarden Euro haben die Krankenkassen im Jahr 2011 an die Kliniken überwiesen.
Damit erreichten die Krankenhausausgaben ein neues Rekordhoch. Nie zuvor mussten die gesetzlichen Krankenversicherungen so viel Geld für die Krankenhausversorgung aufbringen, wie im Jahr 2011. Die Klinikkosten entwickeln sich nach Darstellung des GKV-Spitzenverbandes zu einem der wesentlichen Kostentreiber im Gesundheitswesen.
Kostensteigerung bei den Krankenhäusern am höchsten
„Auch wenn die Krankenhausvertreter immer wieder versuchen, einen anderen Eindruck zu erwecken“, erhalten „die Kliniken so viel Geld wie noch nie von den gesetzlichen Kassen“, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“. So hätten die Kliniken im Jahr 2011 mit 4,2 Prozent Kostensteigerung die höchste Steigerungsrate im gesamten Gesundheitswesen aufgewiesen, erklärte der Vizechef des GKV-Spitzenverbandes. Den Berechnungen des Verbandes zufolge lag die durchschnittliche Kostensteigerung im Gesundheitswesen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 bei lediglich 2,5 Prozent.
Strukturreformen bei den Kliniken gefordert
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes fordert in seiner Stellungnahme angesichts der festgestellten Steigerung bei den Klinikkosten Strukturreformen der Krankenhäuser. Eigentlich könne „man erwarten, dass die Krankenhausvertreter zeigen, wie sie mit dem zusätzlichen Geld die Versorgung der Patienten verbessern“, unterstrich Johann-Magnus von Stackelberg den seiner Ansicht nach bestehenden Reformbedarf. Der Vorstoß zielt zum Beispiel auf die Ermöglichung von Direktverträge zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern. „Wenn Krankenkassen planbare Leistungen ausschreiben dürfen, könnten sie gezielt auf Qualität und Wirtschaftlichkeit bei der Patientenversorgung setzen“, betonte Johann-Magnus von Stackelberg.
Mehr ambulante, weniger stationäre Versorgung der Bevölkerung?
Bereits Anfang des Jahres hatte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub, deutliche Kritik an der Struktur der Kliniklandschaft in Deutschland geübt und diese als einen der Gründe für die zu hohen Kosten im Gesundheitssystem bezeichnet. „Wir leisten uns Strukturen, die größer und teurer sind als in anderen Ländern“, so die damalige Aussage von Straub. Der Barmer GEK-Chef sprach sich dafür aus, die von der Bundesregierung angedachten Sparmaßnahmen im Bereich der Klinik voll umzusetzen, auch wenn dies mitunter die Schließung zahlreicher Krankenhäuser bedeuten würde. Der erhöhte „ökonomischen Druck“ biete eine gute Möglichkeit, „die veralteten Strukturen zu verändern“ und das traditionelle Nebeneinander von Krankenhäusern und Arztpraxen umzugestalten, erklärte Straub. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung sollte nach Ansicht des Barmer GEK-Chefs dabei viel häufiger ambulant oder während lediglich kurzer Krankenhausaufenthalte erfolgen. (fp)
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