Insulinpumpen und Blutzuckermessgeräte sind zu ungenau
27.09.2012
Viele Blutzuckermessgeräte sind laut einer Mitteilung der Europäischen Gesellschaft für Diabetes-Forschung (engl. European Association for the Study of Diabetes; EASD) zu ungenau. Zwischen den unterschiedlichen Geräten bestehen Abweichungen von zehn bis zwanzig Prozent, berichteten die Experten am Dienstag im Vorfeld der 48. Jahrestagung der EASD Anfang Oktober in Berlin.
Professor Dr. med. Andreas Pfeiffer, Diabetologe der Berliner Charité und Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung erklärte, dass die Werte der verschiedenen Blutzuckermessgeräten stark variieren. Um das erforderliche Insulin richtig zu dosieren, bedürfe es jedoch einer möglichst exakten Bestimmung des Blutzuckerspiegels. Bei Abweichungen von bis zu zwanzig Prozent, könnte hoher Blutzucker beinahe eine Frage des Diagnosegerätes und nicht der Erkrankung an sich sein.
Abweichungen von bis zu 20 Prozent bei Blutzuckermessgeräten
Die Ermittlung exakter Blutzuckerwerte und die präzise Dosierung der Insulinpumpen ist laut Aussage der Experten für eine effektive Behandlung bei Diabetes unerlässlich. Der EASD-Präsident, Professor Andrew Boulton aus Manchester, kritisierte auf der Pressekonferenz am Dienstag in Berlin, „dass die zur Zeit gültigen Regelungen im Rahmen der Europäischen Union zur Qualitätskontrolle von Blutzuckermessgeräten, Insulin-Pumpen und Sensoren im Bereich der Diabetologie völlig unzureichend sind.“ Hierdurch würden die Selbstmessungen des Blutzuckerspiegels, welche Grundlage jeder erfolgreichen Insulin-Behandlung sind, deutlich erschwert. Diabetes-Patienten müssten sich auf die Genauigkeit dieser Messgeräte verlassen können, so Boulton weiter. Auch bei den Insulinpumpen bestehen laut Aussage des Experten erhebliche Defizite. Die Insulinpumpen würden Menschen mit Diabetes zwar eine sehr gute Behandlung ermöglichen, doch die Zulassung und Qualitätskontrolle falle in Europa sehr viel schlechter aus als beispielsweise in den USA. .Derartige Nachlässigkeiten würde „bei Autos kein Mensch akzeptieren“, ergänzte Viktor Jörgen von der Europäischen Gesellschaft für Diabetes-Forschung (EASD).
Verbesserung der Qualitätskontrollen durch die EU gefordert
Angesichts der bestehenden Mängel forderte die EADS deutlich härtere Kriterien bei der Qualitätssicherung für Geräte zur Blutzuckerselbstkontrolle. Auch sollten Diabetes-Patienten, „deren Insulinpumpen oder Sensoren von Kostenträgern bezahlt werden, grundsätzlich in Register aufgenommen werden, um technische Probleme der Geräte rechtzeitig zu erkennen“, so die Pressemitteilung der EADS am Dienstag. Die Europäischen Gesellschaft für Diabetes-Forschung bewertet die aktuellen Überlegungen auf EU-Ebene äußerst kritisch und äußerte die Sorge, dass die neuesten Entwürfe der EU hier keinen Fortschritt bringen.
Weltweit größter Diabetes-Kongress in Berlin
Auf dem weltweit größten Diabetes-Kongress werden vom ersten bis fünften Oktober rund 18.000 Teilnehmer aus 130 Ländern in Berlin erwartet, um sich über die neuesten Ergebnisse der Diabetes-Forschung zu informieren und diese kritisch zu diskutieren. Beispielsweise stehen hier Präsentationen zu möglichen Zusammenhängen zwischen Insulin-Behandlungen und Krebserkrankungen auf dem Programm. Auch der vielfach diskutierte, vermeintliche Zusammenhang zwischen Viruserkrankungen und Typ 1 Diabetes wird hier erneut thematisiert. Des Weiteren sollen die Potenziale der neuen Generation von Diabetes-Medikamenten, die eine Senkung des Blutzuckerspiegels ohne das Risiko einer Unterzuckerung bedingen, erörtert werden. (fp)
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Bild: Michael Horn / pixelio.de
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