PKV lehnt Vorschlag zur Marktöffnung der GKV ab
16.04.2012
Die Kritik an der Privaten Krankennversicherung wächst. Selten wurden derart viele Stimmen aus unterschiedlichen Richtungen laut, die gegen das Privatsystem wetterten. Neben zahlreichen Politiker in der Union, die ehemals zu den Befürwortern des Systems gehörten, beklagen auch immer mehr Branchenkenner das ungleiche System der Gesundheitsversorgung.
Die ehemals starke Front von Befürwortern der privaten Krankennversicherungen (PKV) schwindet zunehmend. Immer mehr Politiker auch aus den Reihen der Regierungskoalition kritisieren die Privatkassen. Einzig die FDP steht den privaten Versicherungsunternehmen noch an der Seite.
Für die gesetzlichen Krankenkassen kommt die Diskussion gerade recht. So fordern mehrere Kassenvorstände, die private und die gesetzliche Krankenversicherung unter einem gemeinsamen Dach zu vereinigen. Diese sollen dann möglichst zu „gleichen Konditionen“ gegeneinander antreten. So schlug der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK) vor, die PKV und die Krankenkassen im Zuge einer Umwandlung in Aktiengesellschaften zu fusionieren. Der Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV) hält natürlich nichts von derartigen Vorschlägen. Dessen Vorsitzender Volker Leienbach monierte, solche Vorschläge würden die aktuellen Probleme nicht lösen. Zudem sei eine Umwandlung der gesetzlichen Krankenkassen in private Aktiengesellschaften rechtlich nicht ohne weiteres möglich.
Tarifsteigerungen im privaten Versicherungssystem
Indes beschweren sich immer mehr Privatversicherte über steigende Tarife. Vor allem im Alter würden die Kosten eine Dimension annehmen, die kaum mehr bezahlbar seien. Daher frohlockte Gerd Billen, Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, die PKV werde sich in einigen Jahren „wahrscheinlich selbst abschaffen“. Immer mehr Versicherte zeigten Unverständnis darüber, dass Tarife teilweise um 60 Prozent steigen. Im Zuge dessen forderte Billen den Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) auf, durch Reformen in den Strukturen die PKV „verbraucherfreundlicher“ zu gestalten. Die Verbraucherzentren hatten im Rahmen einer Studie Beschwerden von Kunden ausgewertet, die aufgrund von Beitragserhöhungen eingingen. Der PKV Verband wies allerdings die Studie als „hochgradig unseriös“ zurück. Die Studie sei in keinem Falle repräsentativ, so der PKV-Verband. Die überwiegende Mehrheit der Privatpatienten sei mit dem Leistungsspektrum und den Tarifen zufrieden.
Gleiche Beitragsanpassungen in beiden Systemen?
Die Beitragsanstiege der PKV sind in etwa mit denen der gesetzlichen Kassen zu vergleichen. Zwar gab es kräftige Beitragsanpassungen von teilweise 60 Prozent, diese fanden meist bei den günstigen Lockangeboten statt. Ehemalige Einsteigertarife, die zum Einstiegspreis von unter Hundert Euro angeboten wurden, kosten nach einigen Jahren und nach Schließung des Tarif teilweise das Doppelte oder Dreifache. Im ungefähren Vergleich lagen die Tariferhöhungen bei gut zwei Prozent. Jeder zweite PKV-Tarif (45 Prozent) wurde in den letzten zwei Jahren überhaupt nicht erhöht. Laut des Branchenbeobachters Morgen & Morgen waren die Erhöhungen bei der PKV nur geringfügig höher als bei der GKV. Die Beiträge der PKV stiegen in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich um 3,3 Prozent. In der Gesetzlichen betrug die Steigerungsrate etwa 3,1 Prozent.
Bürgerversicherung mit Zusatzversicherungen
SPD, Grüne, Linke und Gewerkschaften werben seit längerer Zeit für eine solidarische Bürgerversicherung. Bei diesem System würde es keine Unterschiede geben und alle Deutschen müssten sich bei einer Kasse versichern. Weil die FDP in den Umfragewerte derzeit sehr schlecht dasteht könnte bei der nächsten Wahl ein Regierungswechsel stattfinden. Daher bereiten sich bereits viele privaten Anbieter darauf vor und bauen den Bereich „Zusatzversicherungen“ aus. Die Barmia Krankenversicherung sieht allerdings der Bundestagswahl 2003 gelassen entgegen. Sie rechnet damit, dass das PKV-System auch danach weiterhin weiter Bestand haben wird. (sb)
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