Hungerhormon schaltet bei der Lieblingsspeise das Sättigungsgefühl aus
05.05.2012
Wer kennt das nicht, bei Pizza, Spagetti oder Schnitzel essen viele weiter, obwohl sie eigentlich längst satt sind. Bei der Lieblingsspeise können viele Menschen einfach nicht aufhören zu essen. Wissenschaftlern der Universität von Neapel ist es nun gelungen, den Zusammenhang aufzuklären.
Laut einer aktuellen Lebensmittelumfrage, gehören Pizza, Nudeln, Schnitzel und Rouladen zu den Lieblingsgerichten der Deutschen. Viele können davon nie genug bekommen und essen manchmal solange, bis sie Bauchschmerzen bekommen. „Wenn es Rouladen gibt, kann ich einfach nicht aufhören zu essen“, berichtet Steffen W. Die meisten Menschen kennen dieses Phänomen und essen solange, bis ihnen schlecht wird.
Essen bis zur Übelkeit
In der Evolutionsgeschichte war es schon immer ein ungelöstes Geheimnis, warum sich der Mensch über wieder überessen kann, wenn es ihm außerordentlich gut schmeckt. Eine Folge daraus ist Übergewicht, weil dem Körper mehr Kalorien zugeführt werden, als er tatsächlich benötigt. Wieso aber haben nur Menschen dieses Problem und Tiere nicht? Tiere hören nämlich dann auf zu fressen, wenn sie genug gegessen haben. Sie verfügen anscheinend über eine „Fressbremse“, die ihnen mitteilt, dass es genug ist. Eine Bremse, die Menschen beim Lieblingsessen offenbar fehlt.
Beim Menschen bezeichnen Forscher das „Essen über den Hunger“ auch als „hedonistischen Hunger“. Hedonismus ist das ungezügelte Frönen einer bestimmten Lust. Das Verzehren von Speisen dient nicht allein zur Abdeckung des täglichen Kalorienbedarfs, sondern zum „Stillen der Lust und dem Vergnügen“.
Trotz allem Überfluss und einem nahenden Sättigungsgefühl ist der Mensch offensichtlich verfressen. Diesen Umstand hat nun ein italienisches Forscherteam der Universität von Neapel/Italien untersucht. Das Team um Studienleiter Palmiero Monteleone veröffentlichte erstmals seine Ergebnisse im Fachmagazin "Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism".
Hungerhormon schaltet Sättigungshinweis aus
An der Studie nahmen genau acht junge Menschen im Alter von 21 Lebensjahren teil. Alle Probanden nannten zuvor ihre Lieblingsspeisen und Gerichte, die sie besonders mochten. Im ersten Durchgang bekamen die Teilnehmer ihr jeweiliges Lieblingsessen vorgesetzt. Sie konnten soviel essen wie sie wollten. Im zweiten Durchlauf sollten sie an einem weiteren Tag das nicht besonders gemochte Essen verzehren. Vor, nach und während des Essens wurden den Studienteilnehmern eine Blutprobe entnommen. Im Labor untersuchten die Forscher die Konzentration des im Blut enthaltenen Hungerhormons Ghrelin.
Anhand der Proben und Beobachtungen wollten die Psychologen und Mediziner herausfinden, wie der ungezügelte Hunger entsteht. Welcher Kontext lässt aus dem normalen Hunger zum Überleben einen Trieb zur Lusterfüllung werden, der den Menschen zum „Überfressen“ führt? Wahrscheinlich ist die Lösung des Rätsels sehr einfach. Wenn Menschen an ihre Lieblingsrezepte denken oder diese diese essen, steigt im Blut die Konzentration des Hungerhormons massiv an. Durch die übermäßige Ausschüttung des Hormons wird das natürliche Sättigungsgefühl einfach übertrumpft, es schaltet sich fast vollständig aus. Erst wenn der Warnmechanismus Übelkeit sich einstellt, hören die meisten Menschen bei ihrer Leibspeise auf zu essen.
Entdeckter Mechanismus für Fettleibigkeit
Die Studienergebnisse könnten weitere Hinweise auf das Problem Adipositas (Fettleibigkeit) liefern. Würde die Hormonausschüttung Ghrelin gestoppt werden, könnten viele Menschen vor der Gesundheitsgefahr Übergewicht bewahrt werden. Um die Erkenntnisse zu sichern, bedarf es allerdings weiterer, größer angelegter Studien, wie die Forscher betonen. (sb)
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Bild: Helene Souza / pixelio.de
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