Die Magenbakterien Helicobacter pylori senken deutlich das Risiko an der Allergie-bedingten Asthmavariante zu erkranken
02.07.2011
Der Magenkeim Helicobacter pylori kann offenbar das Risiko von allergem Asthma bronchiale mindern. Das haben Studien eines Wissenschaftsteams der Universität Mainz sowie der Universität Zürich nachgewiesen. Tiere die den Keim ausfwiesen, zeigten sich resistenter gegenüber allergenen Substanzen.
Das Magenbakterium Helicobacter pylori wird für eine Reihe schweren Magenerkrankungen verantwortlich gemacht. Patienten, die mit den Bakterien infiziert sind, merken die Infektion fast nie. Der Befall führt aber in vielen Fällen zu einer verstärkten Sekretion von Magensäure. Viele bemerken erste Beschwerden in Form von Sodbrennen, Magendruck und oberen Bauchschmerzen. Als Folge können Patienten beispielsweise an Gastritis, Magengeschwüren oder Zwölffingerdarmgeschwüre erkranken. Wissenschaftler der Universität Zürich haben in Zusammenarbeit mit Ärzten der Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem Tierexperiment heraus gefunden, dass eine Infektion mit H. Pylori anscheinend aber auch eine schützende Wirkung gegenüber der Entstehung von Allergie bedingtem Asthma entfalten kann.
"Die Magenbakterium Helicobacter pylori schützt vor Allergie bedingtem Asthma. Zu diesem Ergebnis gelangten Immunologen der Universität Zürich gemeinsam mit Allergie-Experten der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Tiermodell nachweisen."
In dem Versuch wurden Mäuse mit den Bakterien frühzeitig nach der Geburt infiziert. In dem Versuchsaufbau konnten die Forscher beobachten, dass die infizierten Tiere selbst auf massiv auslösende Asthma-Stoffe nicht oder viel schwächer reagierten, als nicht-infizierte Nager. Die neuerliche Studie der beiden Hochschulen konnte somit vorangegangene Beobachtungsstudie bestätigten, nach denen meist Jugendliche und junge Erwachsene rechnerisch über eine geringeres Asthma-Risiko verfügen, wenn sie selbst Helicobacter pylori Träger sind. Die Studie konnte zudem wichtige Hinweise auf den dahinter steckende Mechanismus liefern. Laut Forschern beeinflussen die Magenbakterien elementare Zellen des Immunsystems. „Die frühe Infektion verhindert den Reifeprozess der dendritischen Zellen in der Lunge und führt zu einer Anreicherung von regulatorischen T-Zellen, die für die Unterdrückung von Asthma entscheidend sind“, erklärte Prof. Anne Müller, Wissenschaftlerin für molekulare Krebsforschung an der Universität Zürich, den ausgelösten Schutzmechanismus. Dendritische Zellen spielen bei der Aktivierung von Immunzellen eine entscheidende Rolle, regulatorische T-Zellen verhindern dagegen überschießende Immunreaktionen, wie sie zum Beispiel bei Allergien der Fall sind.
Für die Studie wurden die Versuchstiere per Nahrungsaufnahme mit den Bakterien infiziert. Waren die Tiere im Moment der Infektion noch sehr jung und gerade einmal ein paar Tage alt, reagierten die Tiere selbst auf sehr starke allergene Auslöser kaum oder nur sehr gemindert. Waren die Tiere bereits ausgewachsen, konnte die bakterielle Infektion nur einen im Vergleich recht geringen Allergie-Schutz auslösen. Der aktivierte Schutz konnte allerdings nur solange aufrecht erhalten, so lange die Tiere die Keime in sich trugen. Nach einer antibiotischen Therapie ging der Schutzmechanismus wieder verloren. Hier liegt nach Meinung der Forscher ein besonderer Kontext vor. Immer mehr Menschen leiden weltweit besonders in den westlichen Industriestaaten an der allergenen Asthmaform. Der rasant gestiegene Einsatz von Antibiotika könnte die allergische Asthmavariante befördert haben, so die Meinung der Wissenschaftler.
Grundlage für Asthma Forschung
Die Forschungsergebnisse könnten die Grundlage für weitere Studien sein, um Asthma- Mechanismen erklärbarer zu machen, um später „präventive und therapeutische Strategien entwickeln zu können“ sagte der Lungen- und Allergie-Forscher Prof. Christian Taube von der Universität Mainz im Wissenschaftsmagazin„Journal of Clinical Investigation“.
Etwa die Hälfte alle Menschen weltweit dürfte den Magenkeim Helicobacter pylori in sich tragen. Die meisten Menschen bemerken von der Infektion nichts, weil diese meist symptomlos verläuft. In einigen Fällen tritt daraufhin eine Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür oder Gastritis auf. In seltenen Fällen kann sich auch ein Magenkarzinom (Magenkrebs) entwickeln. Die Schulmedizin ist aus diesem Grund dazu übergegangen, die Bakterien mit antibiotischen Arzneien zu behandeln. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte H. pylori im Jahre 1994 in die Gruppe I der definierten Kanzerogene eingeordnet. Demnach wurden Helicobacter pylori auch dann bekämpft, wenn der Infekt symptomlos verlief und keine ernsthafte Erkrankung vorlagen. Wahrscheinlich steht der massive Anstieg der Asthma Neuerkrankungen mit dem gezielten Ausmerzen des Magenbakteriums Helicobacter pylori in direkter Verbindung. Es wurde deutlich, dass der vermehrte und überhäufte Einsatz von Antibiotika negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen können. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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