Impfstoff gegen Malaria reduziert Infektionsrisiko um 50 Prozent
20.10.2011
Forscher testen seit zwei Jahren einen Malaria-Impfstoff. Am Albert-Schweitzer-Krankenhaus in der Stadt Lambarene im afrikanischen Gabun wird der neuartige Impfstoff an Kindern und Säuglingen getestet. Der Tübinger Tropenmediziner Prof. Peter Kremsner, der das Forschungszentrum in Gabun leitet, berichtet von einer rund 50-prozentigen Erfolgsquote der Malaria-Impfung.
Seit über 30 Jahren sind Forscher weltweit auf der Suche nach einem Impfstoff gegen Malaria. Im Rahmen einer umfassenden Studie wird nun seit zwei Jahren ein Malaria-Impfstoff getestet, der zwar weit entfernt von einem vollständigen Malaria-Schutz liegt, doch mit einer Erfolgsquote von rund 50 Prozent immer noch hunderttausende Leben retten könnte. Im Verlauf der bis 2014 laufenden Studie erhalten 16.000 Kinder und Säuglingen den neuen Wirkstoff. Jetzt haben die Wissenschaftler um den Tropenmediziner Prof. Peter Kremsner nach zwei Jahren Studienlaufzeit die ersten Zwischenergebnisse präsentiert.
Bis zu 500 Millionen Malaria-Infektionen jährlich
Malaria zählt immer noch zu den gefürchtetsten Infektionskrankheiten weltweit. Jedes Jahr erkranken den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge zwischen 300 und 500 Millionen Menschen an Malaria. Etwa eine Millionen dieser Erkrankungen verlaufen tödlich, wobei rund 90 Prozent aller Malaria-Infektionen den afrikanischen Kontinent betreffen, so die Zahlen der WHO. Der Weltgesundheitsorganisation nach stirbt weltweit etwa alle 30 Sekunden ein Kind an Malaria. Die Erforschung eines Impfstoff steht daher seit Jahrzehnten im Fokus der Forschung. Doch bisher zeigten sich die meisten Wirkstoffe als relativ ineffizient. Der nun im Rahmen der aktuellen Studie untersuchte Malaria-Impfstoff bildete hier mit einer prognostizierten Erfolgsquote von 30 bis 50 Prozent eine eindeutige Ausnahme. Seit 2010 wird der Wirkstoff daher in der Praxis getestet. Die nun nach zwei Jahren präsentierte erste Zwischenauswertung der Daten von 6.000 Probanden, ergab laut Aussage von Dr. Benjamin Mordmüller, Mediziner des Tübinger Tropeninstituts, dass der Malaria-Schutz bei der Impfung sogar 56 Prozent erreichte und diese damit effizienter war, als im Vorfeld der Studie angenommen.
Malaria-Impfstoff könnte hunderttausende Leben retten
Zwar erklärten auch die Tropenmediziner, dass eine deutlich höhere Erfolgsquote beim Malaria-Impfschutz erstrebenswert wäre, doch sie zeigten sich mit der bisher erreichten Effektivität durchaus zufrieden. Denn bei einer Millionen Malaria-Todesfällen pro Jahr, könnte der Impfstoff mehr als 500.000 Leben jährlich retten, so die Einschätzung der Forscher. Wie Prof. Peter Kremsner betonte, sind die aktuellen Daten ein Meilenstein bei der Malaria-Bekämpfung und könnten eine neue Ära im Umgang mit der Krankheit einleiten. Allerdings erhofft sich auch Kremsner für die kommenden Generationen des Malaria-Impfstoffs einen verbesserten Impfschutz. Die aktuelle Studie wird noch bis zum Jahr 2014 laufen und erst im Anschluss an die Auswertung sämtlicher gewonnener Daten könne eine Zulassung des Impfstoffs bei den dafür zuständigen Behörden in den USA (Food and Drug Administration, FDA) und Europa (European Medicines Agency, EMA) beantragt werden, erläuterte Benjamin Mordmüller vom Tübinger Tropeninstitut. Wieso vorerst eine Zulassung des Wirkstoffs in Europa und den USA erforderlich ist, wo doch das Haupteinsatzgebiet in Afrika liegen wird, geht aus den Erläuterungen der Tropenmediziner nicht hervor.
Getestet wird der Malaria-Impfstoff derzeit bei Kindern im Alter zwischen fünf und 14 Monaten sowie an Säuglingen im Alter zwischen sechs und 12 Wochen. Ziel ist laut Aussage der Forscher, die Malaria-Impfung als Standardimpfung für Kinder in Gebieten mit hohem Malaria-Risiko einzuführen. Denn in den Tropen ist die Infektionskrankheit bis heute eine der häufigsten Todesursache bei Kleinkindern. Gefördert wird die Erforschung des Malaria-Impfstoffs von der Bill & Melinda Gates Foundation, als Partner aus der Pharmaindustrie ist das Unternehmen Glaxo Smith Kline an der Forschung beteiligt.
Alternativen zur Malaria-Impfung erforschen
Die aktuellen Untersuchungsergebnisse sind zwar durchaus als Erfolg zu bewerten, doch angesichts der immer noch relativ bescheidenen Erfolgsquote des Malaria-Impfstoffs, ist die Erforschung von Alternativen zum Schutz vor Malaria beziehungsweise die Entwicklung effizienter Behandlungsmethoden gegen die Infektionskrankheit dringend weiter voranzutreiben. Dabei haben US-Forscher des Georgia Institute of Technology zuletzt eine spezielle Rotalgen-Art als mögliche Waffe gegen Malaria entdeckt. Die chemischen Verbindungen der seltenen Rotalgen eignen sich den Angaben des Forscherteams um Julia Kubanek vom Georgia Institute of Technology als pflanzlicher Wirkstoff gegen die Malaria-Erreger „Plasmodium falciparum“. Die chemischen Verbindungen der Rotalgen haben in Laboruntersuchungen nicht nur die Malaria-Erreger erfolgreich zerstört, sondern auch bei anderen Infektionskrankheit deutliche Erfolge gezeigt, berichteten die US-Wissenschaftler Anfang des Jahres. So haben die Inhaltsstoffe der seltenen Rotalge Callophycus serratus, generell eine antimikrobielle Wirkung, die nicht nur gegen Malaria sondern zum Beispiel auch gegen die gefährlichen sogenannten Krankenhauskeime, Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) besonders effizient sei, erläuterte Julia Kubanek. (fp)
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