Masern-Impfpflicht für alle? – RKI-Präsident ist dagegen
14.04.2015
Seit Monaten wird vor allem aufgrund der schweren Masernwelle in Berlin über eine gesetzliche Impfpflicht diskutiert. Erst kürzlich hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erneut mit einen Impfzwang gegen Masern gedroht. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts ist jedoch gegen eine dauerhafte Masern-Impfpflicht.
RKI-Präsident gegen dauerhafte Masern-Impfpflicht
Seit Monaten hält Berlin eine schwere Masernwelle im Griff. Bereits mehr als 1.000 Menschen haben sich seit Oktober 2014 in der Hauptstadt infiziert, unter ihnen viele Erwachsene. Auch aus anderen Bundeländern wurden Krankheitsfälle gemeldet. So wurden in Sachsen bereits 150 Fälle registriert, in Thüringen mindestens 80 Fälle, besonders in Erfurt und in Bayern 75. Als Hauptursache wird von Experten die geringe Impfrate angesehen. Dies ist auch ein Grund warum seit Monaten eine heftige Debatte um eine gesetzliche Impfpflicht geführt wird. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat vor kurzem mit einem Impfzwang gegen Masern gedroht. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat sich jedoch laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa gegen eine dauerhaft geltende Masern-Impfpflicht ausgesprochen.
Zu freiwilligen Impfungen animieren
Gegenüber den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ sagte Wieler: „Es kann Situationen geben, in denen man zeitlich und räumlich beschränkt über so etwas nachdenkt.“ Zu freiwilligen Impfungen zu animieren sei langfristig viel sinnvoller. „Wir müssen die Menschen zum Impfen motivieren und aktiver auf die Bevölkerung zugehen, vor allem auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ja eher selten zum Arzt gehen.“ Deutschland habe insbesondere bei jungen Erwachsenen ungenügende Masern-Impfquoten. „Wir erreichen bei Weitem nicht die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO“, erklärte Wieler. „In Deutschland gab es im letzten Jahr 20 Mal so viele Neuinfektionen, wie bei den Plänen für eine schrittweise Ausrottung der Krankheit vorgesehen.“
Verpflichtende Impfberatung vor Kita-Besuch
Gesundheitsminister Gröhe hatte deutlich gemacht, dass eine Impfpflicht kein Tabu ist. Der dpa sagte er: „Wir werden diese Fragen sorgfältig, aber konsequent im Rahmen der jetzt anstehenden parlamentarischen Beratungen zum Präventionsgesetz debattieren und dann entscheiden.“ Im Gesetz sei zunächst eine verpflichtende Impfberatung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte vorgesehen. Zudem solle bei jeder Untersuchung der Impfstatus abgefragt werden. Gröhe erläuterte, dass diejenigen, die ihrem Kind ohne medizinische Notwendigkeit den Impfschutz verweigern, nicht nur dem eigenen, sondern auch anderen Kindern schaden.
Masern nicht als Kinderkrankheit abtun
Gesundheitsexperten warnen immer wieder davor, Masern als harmlose Kinderkrankheit abzutun. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene könnten bei einer Infektion mit dem Virus schwer erkranken. In der Regel beginne eine Erkrankung mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen und Husten. Aufgrund des geschwächten Immunsystems kann eine Infektion auch zu Komplikationen wie Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung führen und teilweise auch lebensbedrohliche Folgen haben wie etwa eine Hirnhautentzündung. Der WHO zufolge wäre eine stabile Impfquote von 95 Prozent der Bevölkerung erforderlich, um die Infektionskrankheit zu eliminieren. Deutschland ist von diesem Ziel jedoch noch weit entfernt. (ad)
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