Masern und mögliche Komplikationen in Deutschland
07.11.2011
Die Masern sind eine hoch ansteckende virale Infektionskrankheit. Typisch für die Krankheit ist ein Verlauf in zwei Phasen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) beträgt die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch, etwa 10 bis 14 Tage. Danach folgt eine eher uncharakteristische Phase, die etwa drei bis vier Tage anhält. In diesem Initialstadium äußern sich Masern mit einer Entzündung der Schleimhäute wie Schnupfen, trockenem Husten und mit einer Augenbindehautentzündung. Die Symptomatik in dieser Phase wird landläufig auch als „verschwollen, verheult und verrotzt“ bezeichnet. Dazu gesellt sich meist hohes Fieber bis 41 Grad Celsius, Übelkeit, Kopfschmerzen und Halsschmerzen.
Nach dem 12. und 14. Tag beginnt die zweite Krankheitsphase. Dann erst tritt der typischerweise auftretene dunkelrote und großfleckige Hautausschlag auf. Nach etwa vier bis fünf weiteren Tagen bilden sich die Beschwerdebilder in der Regel wieder zurück. Zurückbleibt meist eine kleieförmige Schuppung der Haut, die jedoch nur eine kurze Zeit bestand hat. Der Verlauf der Krankheit ist bei Erwachsenen weitaus schwerer als bei Kindern. Der Virusinfekt erfolgt durch eine Tröpfchen-Übertragung, wenn ein bereits Infizierter mittels Husten, Sprechen oder Küssen Speicheltröpfchen auf einen Gesunden überträgt. Zu den häufig beobachteten Komplikationen gehören die Mittelohrentzündung oder auch die Lungenentzündung. Eine adäquate medizinische Behandlung existiert nicht, da es sich um eine Virusinfektion handelt. Wer jedoch die Masern überstanden hat, bleibt ein ganzen Leben lang immun.
Anstieg der Infektionsrate in Deutschland
In Deutschland haben Experten des RKI einen leichten Anstieg der Infektionsrate ausgemacht. Während im letzten Jahr 2010 noch 780 Masern-Fälle verzeichnet wurden, erkrankten in den ersten neun Monaten diesen Jahres bereits 1500 Menschen. Nach Meinung der Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Institut in Langen seien Maserninfektionen in Deutschland trotz der relativ hohen Durchimpfrate wieder auf dem Vormarsch. Verantwortlich hierfür ist die Verbreitung eines hoch infektiösen Virus-Protein, der erst neuerlich entdeckt wurde. Es handelt sich dabei laut Forscherangaben um das sogenannte Transmembranprotein Nectin-4.
Seltene aber tödliche Spätfolgen
Eine sehr gefürchtete Spätfolge von Masern ist die Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Dabei dringen Viren in das Gehirn ein zerstören dort lebensnotwendige Nervenzellen. Die Ausbruchszeit zwischen der eigentlichen Masern-Erkrankung und dem ersten Auftreten des SSPE-Beschwerdebildes beträgt zwischen sechs und zehn Jahre. Mediziner gehen davon aus, dass das Risiko am höchsten liegt, wenn noch sehr junge Kinder mit den Masern konfrontiert werden. Masern selbst führen extrem selten zum Tod. Verantwortlich für eine Sterblichkeit sind meist Komplikationen wie Lungen- oder Gehirnentzündungen. Nach Angaben des RKI beträgt die Sterbequote 1:10.000 bzw. 1:20.000. US-amerikanische Gesundheitsbehörden gehen von einer sehr viel höheren Letalität aus. Hier wird eine Quote von 1:500 bis 1:1000 je Masernfall angegeben. Seit dem Jahre 2001 ist die Krankheit in Deutschland meldepflichtig, berichtet Dr. Jan Leidel von der Ständigen Impfkommission (Stiko) am RKI. Spricht ein behandelnder Arzt bereits nur eine Verdachtsdiagnose aus, so muss dies dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Menschen, die mit dem Patienten in einen engeren Kontakt getreten sind, werden innerhalb von 72 Stunden geimpft, falls kein ausreichender Impfschutz besteht.
Das RKI sowie die Weltgesundheitsorganisation appellieren Eltern zur Impfbereitschaft. Kinder sollten sich bis zum 15. Lebensjahr mit je zwei Dosen immunisieren lassen. Die erste Impfdosis wird meist bis zum 14. Lebensmonat verabreicht. Die zweite Impfung erfolgt am Ende des zweiten Lebensjahr. Alle Erwachsene die nach 1970 geboren wurden, sollen zudem eine möglicherweise bestehende Impflücke auffüllen. Ausgenommen von der Impfempfehlung sind Menschen mit einer Immunschwächekrankheit sowie Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Einige Ärzte und Impfkritiker warnen vor möglichen Impfkomplikationen und Schäden. Beobachtet wurden in nicht seltenen Fällen nach einer Impfung leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, leichte Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle. Tatsächlich schwerwiegende Nebenwirkungen sind zwar sehr selten, aber dennoch möglich. Dazu gehören ausgeprägte allergische Reaktionen, Enzephalitis sowie ein Abfall der Blutplättchenzahl. Insgesamt gilt die Impfung gegen Masern aber als sicher und notwendig. Als unzureichend wird von Forscherseite in Fachpublikationen kritisiert, dass Studien zu möglichen Impfkomplikationen teilweise inadäquat durchgeführt wurden. (sb)
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