Umweltgruppen, Naturverbände und Anti-Atom-Gruppen planen Massenproteste gegen die Nutzung von Atomkraft
14.03.2011
Umweltorganisationen, Anti-Atom-Initiativen und weitere Verbände rufen zu zahlreichen Protesten gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in Deutschland auf. In den nächsten Tagen und Wochen soll es "einen Wechsel von regionalen und überregionalen Demonstrationen und Aktionen geben", wie die globalisierungskritische Gruppe Attac meldet.
Bereits am heutigen Montag seien an 400 Städten und Gemeinden Proteste angekündigt. Zuden Protestaktionen werden tausende von Teilnehmern erwartet. Am Samstag, den 26. März, soll es in drei bis fünf Großstädten in allen Teilen der Republik, darunter Berlin, Hamburg und Köln, Großdemonstrationen geben. Für Samstag, 9. April, ist ein weiterer dezentraler Aktionstag geplant. Und schließlich wird es am Ostermontag, 25. April, anlässlich des 25. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe an 13 Atomkraftwerken und Atommüll-Standorten Großdemonstrationen geben. Dazwischen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach noch zahlreiche weitere lokale und regionale Proteste geben.
Angesichts der Atomkatastrophe in Japan haben das globalisierungskritische Netzwerk Attac und die Umweltorganisation Urgewald scharf die Rolle von Banken bei der Finanzierung von unsicheren Atomkraftwerken kritisiert. "Wo große Gewinne winken, spielen Informationen über massive Sicherheitsprobleme und Störfälle keine Rolle", sagte Jutta Sundermann vom Attac-Koordinierungskreis. "Auf der Jagd nach der größtmöglichen Rendite setzen Banken Millionen Menschenleben aufs Spiel." So gaben nach Angaben von Attac die Deutsche Bank und die WestLB für Tepco, den Betreiber des japanischen Katastrophen-Reaktors, Anleihen in Höhe von zweimal rund 30 Millionen Euro aus; die ING DiBa kaufte Tepco-Anleihen für rund 15 Millionen Euro. "Die Banken haben sich weder für die bekannte Vertuschung von Mängeln und Störfällen durch Tepco interessiert, noch für die schon vor Jahren offenkundigen Folgen kleinerer Erdbeben in den japanischen AKW", sagte Heffa Schücking von Urgewald.
Für die Protest-Aktionen hat sich ein Bündnis aus "ausgestrahlt – Gemeinsam gegen Atomenergie", BUND, Campact, "ContrAtom", "Natur Freunde Deutschland", "Robin Wood", "AG Schacht Konrad" und Attac Deutschland gebildet. Gemeinsam wolle man die Protestaktionen planen und durchführen. Ein Sprecher des Bündnisses sagte: "Es reicht nicht aus, die Laufzeitverlängerungen bis nach den Landtagswahlen auszusetzen. Wir fordern die endgültige Stilllegung der Atomkraftwerke. Die Schwachstellen sind den Behörden doch längst bekannt. Da muss nichts geprüft werden, sondern abgeschaltet. Wir rufen die Bevölkerung dazu auf, jetzt auf die Straße zu gehen und dafür zu sorgen, dass die Bundesregierung nicht mehr lavieren kann, sondern sich endlich vom Abenteuer Atomkraft verabschiedet."
Aufgrund der anstehenden Landtagswahlen wird nach unbestätigten Angaben im Bundeskanzleramt derzeit darüber beraten, die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke "auszusetzen". Bereits am Wochenende hatte Bundeskanzlerin Merkel angekündigt, alle Atomanlagen in Deutschland erneut auf Sicherheitsmängel überprüfen zu lassen. Nach "derzeitigem Kenntnisstand" seien aber alle Anlagen sicher, so die Kanzlerin in einem ARD Interview. Während SPD und Grüne dafür plädieren, die Laufzeitverlängerung rückgängig zu machen, erklärte der Bundesvorstand der Linken, die Bundesregierung solle die sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke veranlassen. (sb)
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Bild: Michael Grabscheit / pixelio.de
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