Neue Studie: Darmbakterien spielen wichtige Rolle bei Unterernährung
01.02.2013
In Malawi leiden schon die Jüngsten an schwerer Unterernährung. Viele Kinder erhalten tagelang nichts zu essen oder nur wenig Nahrhaftes. Einer neuen Studie zufolge reicht eine erhöhte Kalorienzufuhr allein jedoch nicht aus, um die Mangelernährung zu beenden. Darmbakterien sollen eine wichtige Rolle bei Kwashiorkor, der Krankheit durch Unterernährung, spielen.
Schwere Unterernährung bei Kindern führt zu Abmagerung, Leber- und Hautschäden
Malawi gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen zufolge leben mehr als 40 Prozent der Bevölkerung von weniger als einem Dollar pro Tag. Von 14 Millionen Menschen, die in Malawi leben, sind etwa 1,6 Millionen in ländlichen Regionen vom Hunger bedroht. Das Land nimmt Platz 171 von 187 Ländern beim Human Development Index von 2011 ein.
Die typische Kost in Malawi besteht vor allem aus Mais, Tomaten und Zwiebeln. Doch häufig bekommen die Menschen tagelang überhaupt nichts zu essen. Vor allem bei Kindern entwickelt sich bereits früh die Krankheit Kwashiorkor, die eine Form der Protein-Energie-Mangelernährung (PEM) aufgrund schwerer Unterernährung ist. Kinder mit Kwashiorkor leiden an einem stark aufgeblähten Bauch durch Wassereinlagerungen, an Leber- und Hautschäden sowie an Abmagerung. Die genaue Ursache sei jedoch noch nicht geklärt, schreiben Michelle Smith und Tanya Yatsunenko von der Washington Universität in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, die an der neuen Studie beteiligt waren. Der Studie zufolge reicht eine erhöhte Kalorienzufuhr allein nicht aus, um die Mangelernährung und das damit einhergehende Untergewicht langfristig zu bekämpfen. Darmbakterien spielen demnach eine entscheidende Rolle bei Kwashiorkor.
Standardtherapie bei Unterernährung mit Erdnusspaste
Die Wissenschaftler begleiteten 317 malawische Zwillingspaare in ihren ersten drei Lebensjahren. Bei knapp der Hälfte der Kinder entwickelte mindestens ein Zwilling Kwashiorkor. Für die Studie untersuchten die Forscher Stuhlproben von 22 Zwillingspaaren, von denen neun gut ernährte Zwillinge waren. Wie sich herausstellte, gab es große Unterschiede in der Darm-Mikrobiota, die die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm beschreibt. Die Zwillingspaare, von denen einer an Unterernährung litt, erhielten anschließend eine spezielle Erdnusspaste, die zur Standardtherapie bei Kwashiorkor gehört. Dadurch veränderte sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota der Kinder. Auffällig war jedoch, dass "Stuhlproben der kranken Kinder wieder die alte Zusammensetzung der Darmmikroben aufwiesen, sobald die Erdnusspaste abgesetzt wurde".
Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Unterernährung
Die Wissenschaftler wollten mehr über den Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Unterernährung erfahren. In Versuchen mit Mäusen setzten sie den Tieren Darmbakterien von drei Zwillingspaaren ein. Dabei zeigte sich, dass zwei von drei Mäusegruppen, die Darmmikroben von erkrankten Kindern erhalten hatten, Gewicht verloren, wenn sie die für Malawi typische Nahrung fraßen. Mit normalem Mäusefutter nahmen die Tiere nicht ab. Erdnusspaste als Futter führte bei alle Tiere zur Gewichtszunahme. „Diese Erkenntnisse implizieren, dass Darmmikroben ein kausaler Faktor bei Kwashiorkor sind“, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“.
„Die Ergebnisse der Studie sind bemerkenswert", heißt es in einem Begleitartikel der Studie von David Relman von der Stanford University School of Medicine in Kalifornien. „Sie geben auch Anlass zur Hoffnung." Denn von einem besseren Verständnis der Zusammenhänge von Darmbakterien und Unterernährung könnten neue Strategien abgeleitet werden. Es sei jedoch notwendig, "mehr Menschen mit Kwashiorkor und anderen Formen von Unterernährung zu untersuchen". (sb)
Lesen Sie auch:
Lithium: Spurenelement verlängert das Leben?
Mangelernährung bei Senioren immer häufiger
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.