Melkfrische Milch direkt vom Bauernhof birgt unbehandelt die Gefahr von bakteriellen Infektionen
31.03.2011
Das Kieler Institut für Sicherheit und Qualität warnt vor dem Verzehr unbehandelter Milch. Wer melkfrische Milch direkt beim Bauern trinke, riskiert unter Umständen eine bakterielle Entzündung. Vor allem Kinder und schwangere Frauen sollten von dem Verzehr unbehandelter Milch Abstand nehmen.
Wer schon einmal mit seiner Familie Ferien auf dem Bauernhof verbracht hat, wird sehr wahrscheinlich auch unbehandelte Milch getrunken haben. Was vielerorts als gesund gilt, ist nach Ansicht des Kieler Institut für Sicherheit und Qualität unter Umständen sogar gesundheitsschädlich. Frische Rohmilch, die noch unbehandelt ist, kann zahlreiche Keime aufweisen. Insbesondere Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen sollten daher auf den Genuss von Rohmilch verzichten. „In Milch, die nicht Wärme behandelt wurde, sondern roh getrunken wird, können Keime überleben“, warnt daher Juliane Bräuning vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin. Sind die Tiere gesund, befinden sich kaum Bakterien in der Milch. Doch beim Melken ist es möglich, dass Keime aus dem Stahl in die Milch gelangen, erläuterte der Tierarzt Dr. Wolf-Rüdiger Stenzel vom Institut für Lebensmittelhygiene der Freien Universität Berlin (FU).
Bauernhof: Regelmäßige Reinigung der Melkmaschinen reduziert Risiko
Werden die Melkmaschinen regelmäßig gründlich gereinigt und ist der Stahl ansonsten sehr sauber, lässt sich das Infektionsrisiko senken. Allerdings kann in der Landwirtschaft keine Sterilität hergestellt werden, so Philipp Hammer vom Kieler Institut. Denn: „Eine Kuh scheidet am Tag rund einen Zentner Kot aus.“ Dabei wird zumeist auch der Kuheuter mit Kot verunreinigt.
Was ist Rohmilch?
Die Rohmilch wird keinerlei Behandlungen oder Erhitzungen ausgesetzt. Milch hat zwar einen hohen Anteil von natürlichem Calcium und beinhaltet zahlreiche Proteinen, allerdings bietet Rohmilch auch einen ausgezeichneten Nährboden für Bakterienstämme. Aus diesem Grund wurde im 19. Jahrhundert die Pasteurisierung von Milch eingeführt, um Konsumenten vor zum Teil schwerwiegenden Infektionskrankheiten wie Tuberkulose zu schützen.
Rohmilch direkt vom Bauernhof
Vor allem unter Genießern und Naturheilkundlern gilt Rohmilch als ein gesundes und wohlschmeckendes Getränk. Unbehandelte, melkfrische Milch schmeckt intensiver und beinhaltet mehr gesunde Inhaltsstoffe, so die Meinung vieler. Laut Hygienevorschriften darf daher unter bestimmten Voraussetzungen Rohmilch an Verbraucher als Produkt „Direkt vom Hof“ verkauft werden. Landwirtschaftsbetriebe unterliegen aber der Vorschrift darauf hinzuweisen, dass die frische Milch vor dem Verzehr unbedingt abgekocht werden muss. Durch das Abkochen werden die meisten Keime abgetötet. Alternativ wird auch die Vorzugsmilch an Konsumenten abgegeben. Diese natürliche Vorzugsmilch unterliegt sehr strengen mikrobiologischen Kontrollen, die regelmäßig von Behörden unternommen werden.
Melkfrische Milch vor dem Verzehr erhitzen
Wer also Rohmilch direkt beim Bio-Bauernhof bezieht, sollte die Milch nicht unbehandelt trinken. Wichtig ist, die Milch mindestens einmal aufkochen zu lassen. Zudem sollten Kinder, Schwangere, chronisch Erkrankte und ältere Menschen sicherheitshalber auf melkfrische Milch verzichten. Durch den Verzehr können sich Durchfall, Erbrechen, Fieber und Herz-Kreislauf-Beschwerden einstellen. Im schlimmsten Falle drohen gar gefährliche Infektionskrankheiten oder Symptome wie Blut im Stuhl und Nierenversagen.
Abkochen vermindert kaum Inhaltsstoffe
Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass durch das Aufkochen der Milch fast keine wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen. „Durch die Wärmebehandlung der Kuhmilch wird ihr Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen, vor allem an Mineralstoffen, nicht reduziert“, erklärte ein Sprecher des Instituts. Lediglich der Vitamin-C Gehalt reduziert sich leicht. Zudem entsteht ein zusätzlicher Kochgeschmack. (sb)
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Bild: Erika Hartmann / pixelio.de
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