Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland im Müll
11.03.2015
Weltweit leiden fast eine Milliarde Menschen an Hunger und Unterernährung. Auf der anderen Seite wandern in den Industrieländern Berge von Nahrungsmitteln in den Müll. Die Verschwendung von Lebensmitteln ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern wirkt sich auch auf die Umwelt aus.
Weltweit leiden Menschen an Hunger und Unterernährung
Fast eine Milliarde Menschen leiden weltweit an Hunger und Unterernährung. Wie das Kinderhilfswerk UNICEF im vorvergangenen Jahr berichtete, ist weltweit jedes vierte Kind im Alter unter fünf Jahren chronisch unterernährt. Mangelernährung spielt eine große Rolle bei einem immensen Teil der Todesfälle von Kleinkindern. Kinder aus armen Familien und aus ländlichen Gebieten sind besonders häufig von Untergewicht betroffen. Trotzdem solche tragischen Fakten bekannt sind, landen in den Industrieländern Berge von Nahrungsmitteln im Müll. Auch in Deutschland werden Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
Über eine Milliarde Lebensmittel landet im Müll
Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO werden weltweit rund ein Drittel der für den menschlichen Verbrauch produzierten Lebensmittel vernichtet. Pro Jahr sind dies rund 1,3 Milliarden Tonnen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Laut einer Studie der Universität Stuttgart wandern allein in deutschen Haushalten jährlich knapp sieben Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll, insbesondere Obst und Gemüse, aber auch Backwaren, Speisereste oder Milchprodukte. Der Agentur zufolge sind dies pro Kopf 82 Kilogramm Lebensmittel, also etwa zwei voll gepackte Einkaufswagen im Wert von rund 235 Euro. Bereits bei der Produktion werden Lebensmittel aussortiert, da sie festgelegte Standards nicht erfüllen.
Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln verloren
Der dpa zufolge sehen Experten den Kern des Problems in der Überflussgesellschaft. Weil Lebensmittel für die meisten Menschen in den westlichen Nationen ständig verfügbar sind, verloren viele offenbar das Bewusstsein für deren Wert. Von typischen „Wegwerffallen“ spricht die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in diesem Zusammenhang. Unter anderem gehören dazu schlechte Planung vor dem Einkauf, die Verführung durch Sonderangebote sowie Rabattaktionen oder Fehler bei der Aufbewahrung zu Hause.
Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum
Darüber hinaus wandern viele Lebensmittel in die Tonne, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten wurde. Dieses wird oft als Verfallsdatum missverstanden. Bei verpackten Produkten heißt das Überschreiten des MHD noch lange nicht, dass das Lebensmittel nicht mehr genießbar ist. Viele verpackte Nahrungsmittel sind auch danach noch bedenkenlos zu konsumieren. Bei Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen ist allerdings Vorsicht geboten. Wenn etwa bei eingepacktem Fleisch das Verbrauchsdatum überschritten ist, können mitunter schwere Lebensmittelvergiftungen drohen, die nicht selten mit Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen enden.
Lebensmittelverschwendung belastet die Umwelt
Die Vergeudung von Lebensmitteln ist angesichts von Hungersnöten in vielen Teilen der Welt aber nicht nur ein ethisches Problem. Die Verschwendung wirkt sich auch unmittelbar auf die Umwelt aus, da wertvolle Ressourcen vergeudet werden. So fließen etwa 1.000 Liter Wasser, um ein Kilogramm Brot herzustellen und für ein Kilogramm Käse sind es sogar 5.000 Liter. Noch extremer ist es, wenn ein Kilogramm Rindfleisch erzeugt wird: dafür fließen 15.000 Liter Wasser. Experten fordern, unvermeidbare Abfälle sinnvoll zu verwerten, etwa als Kompost oder zur Erzeugung von Energie in Biogasanlagen. Einen weiteren Aspekt der Vergeudung von Nahrungsmitteln hat ein Bericht der UN im vorvergangenen Jahr thematisiert. Wie die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation damals mitteilte, werden jährlich drei Milliarden Tonnen an umweltschädlichen Gasen durch Lebensmittelverschwendung ausgestoßen. (ad)
>Bildnachweis: Cristine Lietz / pixelio.de
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