Verbesserte Prävention psychischer Erkrankungen
06.07.2012
Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt können dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) zufolge mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen frühzeitig abgewendet werden. So helfe zum Beispiel Sport das Burnout-Risiko deutlich zu reduzieren.
Egal ob Jogging, Schwimmen, Basketball, Yoga oder Tai Chi – körperliche Bewegung hilft bei der Bewältigung von Stress. Auf diese Weise schütze der Sport auch vor Burnout, erläuterte Ulrich Schübel, Vorstandsmitglied der BDP-Sektion Wirtschaftspsychologie, in Berlin. Im Interesse der Gesundheit der Beschäftigten sollten Arbeitgeber hier mit gutem Beispiel vorangehen, denn dies sporne die Mitarbeiter oft mehr an als gut gemeinte Appelle, so die Aussage des Experten gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Prävention von Erkrankungen
Die Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, Sabine Siegl, erklärte, dass viele psychische Erkrankungen „bereits im Entstehen aufgefangen werden“ können und sich „durch kluge und nachhaltige Präventionsmaßnahmen viel Leid und Kosten verhindern“ lassen. Zu den geeigneten Präventionsmaßnahmen gehört auch Sport, denn dieser hilft laut Aussage der Experten beim Umgang mit Stress und schützt so vor Burnout. Darüber hinaus spielt das betriebliche Gesundheitsmanagement laut BDP-Mitteilung eine wesentliche Rolle bei der Prävention psychischer Erkrankungen. Im Zuge des Gesundheitsmanagements „nehmen Psychologen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Organisationsstrukturen in den Fokus“, wobei die „Unternehmenskultur, die in der Transparenz von Abläufen, in Entscheidungsspielräumen, gerechter Bezahlung und Partizipationsmöglichkeiten sichtbar wird“, einen wesentlichen Faktor bildet, berichtet der BDP.
Sport hilft beim Umgang mit Stress
In Bezug auf die gesundheitlichen Effekte des Sports ist – neben der stärkenden Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem und dem Abbau möglicherweise bestehenden Übergewichts – für die Psychologen vor allem die Bewältigung von Arbeitsstress ein hervorzuhebender positiver Aspekt. Welchem Sport die Beschäftigten nachgehen, sei in diesem Zusammenhang lediglich zweitrangig. Jeder sollte die Variante der körperliche Bewegung nutzen, die ihm Spaß macht, erläuterte Ulrich Schübel. „Der eine geht vielleicht im Wald spazieren, der nächste macht Yoga, und einem anderen hilft Schwimmen“, so die Aussage des Experten. Wichtig für eine erfolgreiche Burnout-Prävention sei, dass die Führungskräfte mit positivem Beispiel vorangehen. Dies gelte nicht nur für die körperliche Fitness, sondern auch für die Wochenarbeitszeiten, die Vergütung und das Thema Erreichbarkeit. Im Zweifelsfall können „Psychologen dabei helfen, maßgeschneiderte Konzepte zu erarbeiten, die dann auch nachhaltig wirken“, erklärte Schübel.
Verantwortung der Führungskräfte bei der Prävention psychischer Erkrankungen
Neben der wichtigen Vorbildfunktion haben die Führungskräfte laut BDP auch eine Verantwortung in Bezug auf die Motivation der Beschäftigen. So sollten zum Beispiel Mitarbeiter bei guten Leistungen ausdrücklich gelobt werden, da Anerkennung eine Möglichkeit bilde, den Stress der Beschäftigten nachweislich zu reduzieren, erläuterte Ulrich Schübel. Dem Experten zufolge sind viele psychische Belastungen der Arbeitnehmern auf das zurückzuführen, was Psychologen Gratifikationskrise nennen. Diese treffe vor allem Mitarbeiter, die nach eigener Überzeugung ein hohes Engagement zeigen, hierfür jedoch nur wenig Anerkennung erhalten. Damit verbunden sei unnötiger Stress, der mit einem Lob des Vorgesetzten leicht abgestellt werden könnte, so Schübel weiter. Dem Wirtschaftspsychologen zufolge, geht es insgesamt um einen nachhaltigen Veränderungsprozess hin zum gesunden Betrieb.
Psychische Krankheiten eine wachsendes Problem
Wie wichtig angemessene betriebliche Präventionsmaßnahmen gegen psychische Erkrankungen sind, geht auch aus den Zahlen in der BDP-Pressemitteilung „So lässt sich Burnout verhindern – Psychisch gesund am Arbeitsplatz“ hervor. Demnach liegt der Anteil der psychischen Erkrankungen an allen Krankschreibungen mittlerweile bei „12,5 Prozent, die Fehlzeiten betragen durchschnittlich 30 Tage, und auch der relative Anteil psychischer Diagnosen bei immer früheren Berentungen hat deutlich zugenommen.“ Psychische Erkrankungen bilden dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen zufolge heute knapp 40 Prozent der Frühberentungsgründe. Eine Ausweitung der Präventionsmaßnahmen scheint daher dringend erforderlich. (fp)
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