Sport als sinnvolle Ergänzung zur Krebstherapie
27.03.2014
Sport kann Krebspatienten helfen, die Belastungen ihrer Erkrankung und der erforderlichen Therapie besser zu verkraften. Regelmäßige sportliche Betätigung trägt laut Professor Dr. Jürgen Steinacker, Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm, „zu einer körperlichen und psychischen Stabilisierung“ der Krebspatienten bei. Daher bietet das Universitätsklinikum gemeinsam mit dem Ulmer Ruderclub e. V. ein spezielles Trainingsprogramm an, dessen Höhepunkt die Teilnahme an der Benefiz-Regatta „Rudern gegen Krebs“ im Juni bildet.
Seit einigen Wochen trainieren 15 Krebspatienten an den Ruderergometern im Fitnessraum des Ulmer Ruderclubs. Letzte Woche Donnerstag (20. März) durften sie erstmals ernsthafte Bekanntschaft mit einem Ruderboot und der Donau machen, berichtet das Universitätsklinikum Ulm. Damit hätten die Patientinnen und Patienten einen großen Schritt hin zu einem regelmäßigen Training nach einer Krebserkrankung vollzogen. In der Benefiz-Regatta Ende Juni werden sie ihr Können für einen guten Zweck unter Beweis stellen. Die Erlöse der Veranstaltung „Rudern gegen Krebs“ unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, und des Ulmer Oberbürgermeisters, Ivo Gönner, sollen unter anderem dafür genutzt werden, Sporttherapeuten zu finanzieren, „die gezielt Sportprogramme für Krebspatienten anbieten und Kurse durchführen“, so die Mitteilung des Universitätsklinikums.
Sport verbessert die Lebensqualität und die Verträglichkeit der Therapie
Mit der Benefiz-Regatta solle allen interessierten Krebspatienten unabhängig von ihrer finanziellen Situation die Teilnahme an einem kostenfreien Sportprogramm ermöglicht werden, erläuterte Professor Steinacker. Auf diese Weise könnten die Betroffenen ihre „Krebstherapie selbst aktiv mitgestalten kann“, so der Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin weiter. Durch die regelmäßige sportliche Betätigung erhöhe sich die „Lebensqualität und Motivation sowie die Verträglichkeit der Therapien.“ Das Projekt „Rudern gegen Krebs“ sei hier ein vielversprechendes Erfolgskonzept, das bereits seit 2005 von der Stiftung „Leben mit Krebs“unter Einbindung lokaler Rudervereine und onkologischer Therapieeinrichtungen erfolgreich umgesetzt werde. Dieses Jahr ist unter anderem in Kiel, Hamburg, Düsseldorf, Offenbach, Neuruppin, Berlin und Dresden eine entsprechende Benefiz-Regatta geplant.
Erlöse zum Aufbau von Sporttherapieangeboten nutzen
Die teilnehmenden Krebspatienten profitieren laut Aussage der Mediziner direkt von dem zugehörigen Training, doch auch zukünftige Krebspatienten in Ulm sollen indirekt von der Benefiz-Regatta profitieren. Denn mit den Erlösen aus Startgebühren, Spenden und Sponsoring werde das Projekt Sport und Krebsunterstützt und könne fortan in der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin individuell zugeschnitten angeboten werden, erläuterte Professor Steinacker. „„Dieses Projekt beinhaltet Bewegungsprogramme wie beispielsweise Herzkreislauftraining oder allgemeine Kräftigungsübungen“, so Steinacker weiter. Projektleiterin am Universitätsklinikum ist die Diplom Sportwissenschaftlerin Stephanie Otto, von der auch das sogenannte DAN-Konzept entwickelt wurde, „das nachhaltige Sporttherapieangebote für alle Patienten von der Diagnose, während der Akutbehandlung und in der Nachsorge“ beinhaltet, berichtet das Universitätsklinikum. Für die Umsetzung sei die Kooperation mit den Sportvereinen von besonderer Bedeutung.
Sportkurse für Patienten mit onkologischen Erkrankungen
Auf den positiven Effekt sportlicher Betätigungen im Kampf gegen Krebs setzt auch das Zentrum für Prävention und Sportmedizin am Klinikum rechts der Isar in München. Hier werden spezielle Sportkurse für Patienten mit onkologischen Erkrankungen angeboten. Das Training umfasst unter anderem „Kraft- und Ausdauerübungen, mit Förderung der Beweglichkeit“ sowie das „Erlernen von Atem- und Entspannungstechniken.“ Geeignet ist das Programm für „Patientinnen und Patienten, die an einem Tumor erkrankt sind und therapiebegleitend, präventiv und/oder rehabilitativ auf Anraten und Verordnung ihres behandelnden Arztes aktiv etwas zum Erhalt und zur Verbesserung ihrer Gesundheit tun möchten“, berichtet das Zentrum für Prävention und Sportmedizin. Dessen Leiter, Professor Martin Halle, erläuterte gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“, dass Patienten, die während einer Chemotherapie Sport treiben, die Therapie besser tolerieren. Insbesondere die Nebenwirkungen wie chronische Müdigkeit und Übelkeit würden besser überwunden. Zudem könne die sportliche Betätigung sogar das Rückfallrisiko bei verschiedenen Krebserkrankungen senken. Das gelte beispielsweise für Brustkrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs, da diese Krebsarten vom Stoffwechsel abhängig sind. Laut Professor Halle gibt es „bei Brustkrebs nach zehn Jahren bis zu 30 Prozent weniger Rückfälle“ und bei Darmkrebs falle die Quote noch höher aus. Bei anderen Krebsarten wie beispielsweise Leukämie seien die Auswirkungen des Sports auf das Rückfallrisiko noch nicht abschließen geklärt, doch auch hier bessere sich die Lebensqualität bei sportlicher Betätigung herausragend.
In Ulm können sich Interessierte noch bis zum 30. Mai für die Regatta „Rudern gegen Krebs“ bei der Projektleiterin Stefanie Otto anmelden. „Die Regatta wird in Doppelvierern ausgetragen“ und „Interessierte, die noch nie in einem Ruderboot gesessen haben, können nach vorheriger Absprache Trainingseinheiten absolvieren“, betonte die Sportwissenschaftlerin. (fp)
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