Verlauf von MS vermutlich durch Gen beeinflusst
23.08.2014
Forschern ist es gelungen, ein Gen zu identifizieren, das die Übertragungsgeschwindigkeit von Nervenfasern beeinflusst. Diese Nervenleitungsgeschwindigkeit ist bei Multipler Sklerose (MS) verändert. Möglicherweise könnten die neuen Erkenntnisse künftige Therapien verbessern.
Nervenleitungsgeschwindigkeit bei MS verändert
Forschern des Exzellenzclusters „Entzündungsforschung“ und der Universität zu Lübeck ist es nun gelungen, ein Gen zu identifizieren, welches die Übertragungsgeschwindigkeit von Nervenfasern beeinflusst. Diese Nervenleitungsgeschwindigkeit ist bei der schweren chronischen Erkrankung Multiple Sklerose (MS) verändert. Möglicherweise könnten zukünftige Therapien der Erkrankung durch die neuen Erkenntnisse beeinflusst werden. Die Studie, die in der internationalen Fachzeitschrift „ The American Journal of Pathology“ veröffentlicht wurde, ist Presseberichten zufolge von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert worden.
Genetische Informationen in Chromosomen gespeichert
Gemeinsam mit Kollegen aus München, Magdeburg, Spanien, Österreich und Schweden hat das Forschungsteam des Lübecker Instituts für Experimentelle Dermatologie und des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik die genetischen Ursachen für veränderte Nervenleitungsgeschwindigkeiten untersucht. Die genetischen Informationen für den Aufbau sämtlicher Körperstrukturen sind in Chromosomen gespeichert. Bekannt war bisher, in welchem Abschnitt des Chromosoms die Informationen für Nervenleitungsgeschwindigkeiten liegen. Im Rahmen ihrer Promotionsarbeit identifizierte Doktor Susanne Lemcke, Erstautorin der aktuellen Studie und Mitglied im Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces“, diesen Chromosomenbereich. „In einer langwierigen Feinkartierung haben wir aus mehreren Hundert Genen die in Frage kommenden herausgesiebt“, so Lemcke. Demnach enthalte ein Chromosomenbereich zu viele Gene, als das man sie alle detailliert untersuchen könne.
Zehn Gene genauer untersucht
Von den Wissenschaftlern wurden etwa zehn Gene, die für eine Steuerung der Nervenleitungsgeschwindigkeit in Frage kamen, genauer untersucht. Die Forscherinnen und Forscher wiesen das sogenannten Kandidatengen, welches veränderte Leitungsgeschwindigkeiten in den Nerven verursacht, schließlich im Mausmodell nach. Lemcke fasste die neuen Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: „Wir konnten zeigen, dass kleine Varianten im Genom, sogenannte SNPs, die Ausbreitung der Signale entlang der Nervenfaser beeinflussen. Es ist faszinierend, dass solche genetischen Mutationen, die jeweils nur einen einzelnen ‚Genbuchstaben‘ an einer bestimmten Stelle des Erbguts verändern, Einfluss auf die Nervenleitungsgeschwindigkeit haben.“
Neue Ansatzmöglichkeiten für Prävention und Behandlung
Ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen der neu entdeckten Genvariante und dem Auftreten von MS konnte bei einer zusätzlichen Studie, die gesunde und an MS erkrankte Personen verglich, nachgewiesen werden. „Unsere Ergebnisse könnten zu neuen Ansatzmöglichkeiten für die Prävention und Behandlung von MS führen“, so Studienleiter und Clustermitglied Professor Saleh Ibrahim. „In unserem nächsten Schritt wollen wir erforschen, wie stark Veränderungen im Genom mit dem Schweregrad der MS-Erkrankung assoziiert sind.“ Laut Schätzungen leiden in Deutschland über 120.000 Menschen an MS. Erste Anzeichen der chronisch-entzündlichen Erkrankung können unter anderem Missempfindungen, kribbelnde Hände und Füße, Sehstörungen, Taubheitsgefühle in den Beinen, Lähmungserscheinungen, Schwindel, Gleichgewichts- und Kraftstörungen sein. (ad)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.