Informationen zur Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose anlässlich des Welt-MS-Tags
29.05.2013
Rund 130.000 Menschen in Deutschland leben mit Multiple Sklerose (MS). Anlässlich des Welt-MS-Tags am 29. Mai informiert die gemeinnützige Hertie-Stiftung als größter privater Förderer der Hirnforschung in Deutschland in einer aktuellen Pressemitteilung über die Autoimmunerkrankung MS im allgemeinen, den Umgang Betroffener mit ihrer Erkrankung und die neuesten Ansätze der MS-Forschung.
Generell seien mit der chronischen Erkrankung Multiple Sklerose immer noch viele Unsicherheiten, aber auch Mythen und Vorurteile verbunden, erläutert die Hertie-Stiftung. „MS bedeute Muskelschwund, sei eine psychische Erkrankung und führe unweigerlich zu einem Leben im Rollstuhl“, so die in der Pressemitteilung genannten Beispiel für verbreitete Fehleinschätzungen. Tatsächlich ist MS bis heute eine unheilbare Erkrankung an der weltweit rund 2,5 Millionen Menschen leiden, doch können Betroffene „mit MS heute vergleichsweise gut leben, arbeiten und alt werden“, schreiben die Experten der Hertie-Stiftung.
Neurologische Ausfallerscheinungen bei MS
Die entzündliche, chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems MS geht auf ein Eindringen körpereigener Immunzellen ins Gehirn beziehungsweise die von den Immunzellen dort initiierte Zerstörung der Schutzhüllen der Nervenfasern zurück. Die folgenden Entzündungen im zentralen Nervensystem können zu unterschiedlichen neurologischen Ausfallerscheinungen wie zum Beispiel Gefühlsstörungen beziehungsweise einem Taubheitsgefühl in den Beinen führen. Sehstörungen sind ebenfalls häufiger Folge einer MS-Erkrankung. Hinzu kommen chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Koordinationsprobleme und nicht selten psychische Beschwerden, die bis hin zu einer Depression reichen können. Charakteristisch für MS ist laut Angaben der Hertie-Stiftung, „schubweises Auftreten der neurologischen Ausfallerscheinungen.“ Die Beschwerden zeigen sich über einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden und klingen meist erst im Verlauf von Wochen wieder ab. Auch können dauerhafte Beeinträchtigungen zurückbleiben. „Je nach Schwere und Dauer des Schubes können sich die Symptome wieder komplett zurückbilden oder aber eine Behinderung zurücklassen“, so die Mitteilung der Stiftung.
MS ist keine klassische Erbkrankheit
Die Autoimmunerkrankung zeigt sich bei den meisten Betroffenen in einem Alter zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Welche Ursachen der Multiplen Sklerose zugrunde liegen, ist bislang jedoch nicht abschließend geklärt. Hier werde vermutet, dass verschiedene Komponenten zum Ausbruch der MS beitragen, berichtet die Hertie-Stiftung. „Wahrscheinlich gibt es eine gewisse Veranlagung, die zusammen mit äußeren Faktoren wie zum Beispiel Virusinfektionen die Krankheit verursacht.“ Auch werde ein Zusammenhang mit äußeren Einflüssen wie dem Klima vermutet, da „die Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, nahe dem Äquator geringer ist als in den südlichen und vor allem nördlichen Breitengraden.“ Eine klassische Erbkrankheit sei MS nicht, obwohl eine weltweite Studie aus dem Jahr 2011 mehr als 50 Genvarianten identifiziert hat, die bei MS-Erkrankten überdurchschnittlich häufig vorkommen.
Schwierige Diagnose der Multiplen Sklerose
Die Diagnose einer MS-Erkrankung gestaltet sich laut Angaben der Hertie-Stiftung häufig relativ schwierig, da die unterschiedlichen Symptome oft von alleine wieder verschwinden und zudem auch bei anderen Krankheiten vorkommen können. Im Sinne der Patienten sei eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung jedoch von besonderer Bedeutung., denn „je eher MS diagnostiziert wird, desto günstiger kann sich dies auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirken.“ Bei Verdacht auf eine Multiple Sklerose sollte daher neben einer gründlichen Anamnese auch eine umfassende neurologische Untersuchung, eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) und eine Überprüfung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgen.
Bislang bleibt MS unheilbar
Steht die Diagnose fest, bieten sich laut Angaben der Hertie-Stiftung drei mögliche „Therapieansätze: die (akute) Schubtherapie, die vorbeugende in das Immunsystem eingreifende Basistherapie und die Behandlung dauerhafter Begleitsymptome.“ Zwar könne auf Basis dieser Behandlungsmethoden keine Heilung erreicht werden, doch sei es Ziel, den „Patienten ein weitestgehend unabhängiges und schmerzfreies Leben mit möglichst hoher Lebensqualität zu ermöglichen.“ Hier habe die Medizin in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt und heute gebe es gut verträgliche Medikamente, die gleichermaßen die Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Auch werde viel Hoffnung in neue Wirkstoffe gesetzt, von denen im Jahr 2013 mindestens zwei in Deutschland zugelassen werden sollen. Ein Mittel zur endgültigen Bekämpfung der MS ist allerdings laut Angaben der Hertie-Stiftung bislang „nach wie vor nicht in Sicht.“ (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
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