Brust-OP: Eigenfett als Alternative zu Silikonimplantaten
26.09.2012, aktualisiert 28.09.2012
Trotz des Skandals um die Brustimplantate des französischen Herstellers PIP Anfang des Jahres, erfreuen sich Brustvergrößerungen weiterhin großer Beliebtheit. Weltweit sind sie laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) der häufigste schönheitschirurgische Eingriff. Mittlerweile zeigen die Patientinnen laut Aussage der Experten jedoch ein verstärktes Interesse an Alternativen zu den bisher verwendeten Silikonimplantaten.
Frauen, die aufgrund des Skandals um die minderwertigen PIP-Brustimplantate, Zweifel an der Sicherheit von Silikonkissen haben, "können auch auf Eigenfett als Alternative zurückgreifen", erläuterte der DGÄPC-Präsident Sven von Saldern bei Vorstellung einer aktuellen Patientenbefragung der DGÄPC am Mittwoch in Berlin. Die Befragung kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Brustvergrößerungen nach dem PIP-Skandal in Deutschland leicht zurückgegangen ist. Wer nicht aufgrund einer Brustkrebserkrankung beziehungsweise einer Operation ein Brustimplantat benötigt, scheint seine Entscheidung heute gründlicher zu prüfen. Diese ergibt sich auch aus der wachsenden Nachfrage nach Alternativen zu den herkömmlichen Silikonimplantaten.
Anzahl der Brustvergrößerungen leicht gesunken
Der Skandal um die minderwertigen Brustimplantate des französischen Herstellers PIP zog Anfang des Jahres weitreichende Kreise. Nachdem die mit Industrie-Silikongel gefüllten Billigimplantate bei mehreren Patientinnen gerissen waren und schwere Entzündungen im Gewebe ausgelöst hatten, empfahlen die Gesundheitsbehörden in mehreren europäischen Staaten eine Entfernung der Brustimplantate. Die hierdurch ausgelöste Verunsicherung bei den Patientinnen zeigt sich auch in der aktuellen Patientenbefragung der DGÄPC. Der Anteil "der Brustvergrößerungen an den schönheitschirurgischen Eingriffen ist von 29 Prozent auf 23 Prozent gesunken". Zudem werden vermehrt vermeintlich "ungefährlichere Alternativen nachgefragt". Die "Brustvergrößerung mit Eigenfett" ist als solche zu nennen.
Mögliche Alternativen zu Silikonimplantaten
Bisher wurden zur Brustvergrößerung im Rahmen einer Operation meist Silikonimplantate oder mit Kochsalz gefüllte Brustkissen eingesetzt. Dies sind laut Aussage des DGÄPC-Präsidenten gut erprobte Verfahren, bei denen von geringen Risiken auszugehen sei. Hochwertige Silikonimplantate gelten als sichere Medizinprodukte, so Sven von Saldern weiter. Dennoch ist das Misstrauen nach dem Skandal zu Jahresbeginn vorhanden. Zum gänzlichen Verzicht auf die Brustvergrößerung sind viele Patientinnen offenbar jedoch nicht bereit. Sie suchen nach Alternativen. Die DGÄPC präsentiert nun die Behandlung mit Eigenfett als mögliche Lösung. „Seit geraumer Zeit in der Diskussion ist die Eigenfettbehandlung“, erläuterte von Saldern, räumte jedoch gleichzeitig ein, dass diese keineswegs als Standardmethode in der plastischen Chirurgie zu bewerten sei.
Brustvergrößerung mit Eigenfett bislang weniger erforscht
Die Brustvergrößerung mit Eigenfett ist laut Aussage des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie „noch nicht so gut erforscht wie die Vergrößerung mit Implantaten.“ Sven von Saldern wendet das Verfahren nach eigenen Angaben derzeit rund zweimal monatlich an, sieht hier jedoch erhebliches Ausbaupotenzial. Bei dem Eingriff werden Fettzellen an Körperstellen entnommen, an denen sie als störend empfunden werden und nicht durch eine Diät zu beseitigen sind. Anschließend injiziert der Arzt das Eigenfett vorsichtig in die Brust der Patientin. Die Injektion erfolgt laut Aussage des Experten rund um die Brustdrüse oder zwischen Brustdrüse und Brustmuskel. Damit das Fett sich gut an den anderen Zellen anlagern und einheilen kann, sei es erforderlich, dass das Gewebe gut durchblutet wird. Zwar werde „sicher nicht alles anheilen, was wir einspritzen“, aber die verbleibenden Fettzellen überleben dort so lange, wie sie in einer anderen Körperregion auch überlebt hätten, erklärte der DGÄPC-Präsident. Der Vorteil sei, dass Fett zeitlebens an der neuen Stelle verbleibe. Den Anteil der überlebenden Fettzellen schätzte von Saldern auf 60 bis 70 Prozent.
Mögliche Risiken der Eigenfettbehandlung
Obwohl Schönheitschirurgen das Verfahren bereits anwenden, bleiben laut Aussage des Experten jedoch Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf mögliche Behinderungen der Brustkrebsdiagnostik und in Bezug auf ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko durch die Stammzellen im Eigenfett. Die Brustkrebsdiagnose könnte nach Einschätzung des DGÄPC-Präsidenten durch Verdichtungen oder Verkalkungen in der Brust erschwert werden, wobei jedoch „ein kompetenter Radiologe dies gut von brustkrebsverdächtigen Veränderungen unterscheiden“ könne. Es mangele bislang allerdings an Studien zu diesem Thema. Das die Stammzellen im Eigenfett möglicherweise das Wachstum von Tumoren begünstigen, haben Tierversuche bestätigt. Bisher ist jedoch nicht klar, inwieweit die Ergebnisse auf Menschen übertragen werden können. Ob tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko durch das Eigenfett zu erwarten ist, werde in der Fachwelt noch heiß diskutiert. Bisher liegt laut Aussage des DGÄPC-Präsidenten lediglich „eine Langzeitstudie vor, die über zehn Jahre lief, aber mit etwa 150 Patienten relativ klein“ war. Die Daten wurden in einer auf Brustrekonstruktionen nach Brustkrebsbehandlungen spezialisierten, italienischen Klinik gewonnen. Hier habe sich gezeigt, dass kein erhöhtes Tumor-Risiko von dem Eigenfett ausgeht, so von Saldern weiter. Seiner Ansicht nach ist das Verfahren daher in dieser Hinsicht relativ unbedenklich.
Eine weitere bereits angewandte Alternative zu den Silikonimplantaten war bis vor kurzem die Injektion von Hyaluronsäure in den Busen. Diese Methode sei mittlerweile jedoch nicht mehr verfügbar, da die Herstellerfirma das Mittel zurückgezogen hat, erläuterte von Saldern. Anlass für den Rückzug waren laut Aussage des Mediziners die Bedenken, dass eventuell falsche Röntgenbefunde bei der Brustkrebsdiagnose auftreten könnten.
Generell sollte eine Brustvergrößerung nicht leichtfertig entschieden werden. So stehen die behandelnden Ärzte bei dem Wunsch nach einer Brustvergrößerung aus rein ästhetischen Gründen in der Pflicht, beim Beratungsgespräch mit den Patientinnen auch eventuelle psychische Instabilitäten auszuschließen. Zudem sollte in diesem Gespräch auf die Risiken hingewiesen werden, die jeder operative Eingriff mit sich bringt.
Eine Bindegewebsschwäche an der Brust vorbeugen
Nicht immer müssen Operationen durchgeführt werden, da beispielsweise bei einer hängenden Brust auch nicht-invasive Methoden wirksam sind. Um beispielsweise einer Bindegewebsschwäche vorzubeugen, eignen Bruststraffende Übungen. Sportmediziner empfehlen regelmäßig durchgeführte Liegestützen und Brustpressen. "Beim Brustpressen wird der Brustmuskel trainiert", sagt Dr. Jocher Steiger. Bei den Liegestützen die oberen und unteren Brustmuskeln sowie die Muskeln an Oberarmen und Schultern. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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