Studie: Krebsrisiko wird durch natürliche Strahlung erhöht
24.02.2015
Regionale Unterschiede der natürlichen Hintergrundstrahlung aus dem Boden und dem Weltall haben offenbar Einfluss auf das Krebsrisiko von Kindern. Dies zeigt eine neue Studie aus der Schweiz. Demnach können bereits kleine Strahlungsdosen bei Kindern Krebs fördern.
Eine Studie der Universität Bern zeigt, dass regionale Unterschiede der natürlichen Hintergrundstrahlung aus dem Boden und dem Weltall das Krebsrisiko bei Kindern beeinflussen können. Wie die nationale Nachrichtenagentur der Schweiz (SDA) berichtet, liefert die Studie handfeste Hinweise darauf, dass auch relativ kleine Strahlungsdosen bei Kindern Krebs fördern. Pro Jahr erkranken in der Alpenrepublik etwa 200 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an Krebs, am häufigsten an Blutkrebs (Leukämie) mit 30 Prozent aller Fälle sowie Hirntumoren mit 20 Prozent.
Gesundheitsschädliche Auswirkung ist lange bekannt
Bislang sind die Ursachen dafür weitgehend unbekannt. Allerdings ist insbesondere für diese beiden Krebsarten ionisierende Strahlung eine bekannte Umweltursache. Wie die Agentur erklärt, ist ionisierende Strahlung jene Art von Strahlung, wie sie beispielsweise von radioaktiven Materialien ausgeht. Dass hohe Dosen davon gesundheitsschädlich sind, müsste seit Jahrzehnten bekannt sein. So wurde etwa über die Auswirkungen der Atombombenabwürfe in Japan oder die Folgen der Kernschmelze in Tschernobyl und Fukushima weltweit berichtet. Die Bevölkerung ist jedoch auch einer allgegenwärtigen, natürlichen Hintergrundstrahlung aus dem Erdboden und dem Weltall ausgesetzt.
Wie wirkt sich die geringe, kontinuierlich anfallende Dosis aus?
Wie die Universität Bern nun mitteilte, war bislang unbekannt, wie sich diese über viele Jahre geringe, kontinuierlich anfallende Dosis auf das Krebsrisiko bei Kindern auswirkt. Weil es sich um sehr geringe Dosen und seltene Krankheiten handelt, musste diese Frage anhand großer Stichproben erkundet werden. Das Team um Ben Spycher und Claudia Kuehni von der Universität Bern fand diese in der Schweizerischen Nationalen Kohorte: Diese schließt alle Kinder ein, die in den Volkszählungen von 1990 und 2000 erfasst wurden, insgesamt über zwei Millionen Kinder unter 16 Jahren.
Manche Kinder sind erhöhter Strahlenbelastung ausgesetzt
Die Forscher kombinierten die Daten mit Strahlungskarten der Schweiz, mit denen sie die Dosisleistung (Dosis pro Zeiteinheit) von terrestrischer und kosmischer Strahlung am Wohnort der Kinder zum Zeitpunkt der Volkszählung abschätzen konnten. Mit Hilfe des Schweizer Kinderkrebsregisters konnten die Krebserkrankungen nach diesem Zeitpunkt ermittelt werden. Wie sich zeigte, ist etwa ein Prozent der Kinder in der Schweiz erhöhten Strahlenbelastungen von über 200 Nanosievert pro Stunde aus Gestein oder Kosmos ausgesetzt. Bei diesen Kindern wurden elf Leukämien und acht Hirntumore diagnostiziert. Erstautor Spycher erklärte auf Anfrage der SDA, dass man bei Kindern, die um 100 Nanosievert pro Stunde oder weniger ausgesetzt sind, die im Mittelland übliche Dosis, nur sechs Leukämiefälle und etwa vier Hirntumoren erwarten würde. Das Krebsrisiko nimmt pro Millisievert zusätzlicher kumulierter Dosis um rund vier Prozent zu und zwar sowohl für Leukämien wie auch für Hirntumore. Die Wissenschaftler erklärten, dass diese Werte jenen einer kürzlich erschienen Studie aus England ähneln.
Weitere Komponenten der Strahlenbelastung
Den Forschern zufolge konnten auch regionale Unterschiede wie das Leben auf dem Land oder in der Stadt, ein Wohlstandsgefälle oder die Nähe zu Autobahnen, Hochspannungsleitungen oder Radio- und TV-Sendern diese Risikounterschiede nicht erklären. Terrestrische und kosmische Strahlung sind aber nur zwei Komponenten der gesamten Strahlenbelastung der Bevölkerung. Noch größer ist die Belastung durch Radon, welches beim Zerfall von natürlich vorkommendem Uran im Erdreich entsteht und via Ritzen in Gebäude eindringen kann. Dieses Gas erhöht vor allem das Risiko für Lungenkrebs. Zudem ist die medizinische Diagnostik, wie das Röntgen eine bedeutende Strahlungsquelle. Die Belastung dadurch beträgt pro Jahr und Person durchschnittlich 1,2 Millisievert. Das entspricht der Größenordnung der natürlichen Hintergrundstrahlung. Und auch bei langen Flugreisen sind Passagiere und Besatzung erhöhter kosmischer Strahlung ausgesetzt. (ad)
Bild: Rosel Eckstein / pixelio.de
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