Blutwäschetherapie an zwölf EHEC-Patienten erfolgreich getestet
07.09.2011
Im Zuge der zurückliegenden EHEC-Epidemie in Deutschland haben Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Universitätsklinikums Greifswald erstmals eine spezielle Blutwäschetherapie erfolgreich getestet.
Die behandelten Patienten zeigten im Vorfeld der Blutwäsche besonders schwere EHEC-Symptome wie das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), massive neurologischen Ausfällen und Nierenversagen, berichten Hannoveraner und Greifswalder Mediziner in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „The Lancet“. Sämtliche Patienten, die mit der neuartigen Behandlungsmethode therapiert wurden, haben die EHEC-Infektion überlebt und sind verhältnismäßig wohlauf. Keiner der Betroffenen war nach Abschluss auf weitere Dialysen angewiesen und bei einem Großteil der Patienten haben sich auch die neurologischen Störungen zurückgebildet.
Neue Behandlungsmethode zeigt unmittelbar Erfolg
Insgesamt zwölf EHEC-Infizierte – fünf im Universitätsklinikum Greifswald und sieben in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) – wurden im Verlauf der EHEC-Epidemie mit der neuartigen Blutwäschetherapie behandelt. Dabei zielte die Therapie nicht nur auf eine Reduzierung des von den EHEC-Bakterien produzierten Giftstoffs Shigatoxin, sondern auch auf die Verringerung der Antikörperbildung, da diese ebenfalls für das Auftreten der besonders schweren EHEC-Symptome verantwortlich gemacht wird, erklärten die Mediziner. Nachdem andere Therapieversuche wie zum Beispiel ein Plasma-Austausch und die Verabreichung von Antikörpern keine Erfolg gezeigt hatten, entschlossen sich die Mediziner in Hannover und Greifswald für den Einsatz der neuartigen Blutwäschetherapie. Der Krankheitszustand der Patienten habe sich bereits direkt nach Behandlungsbeginn spürbar verbessert, erklärte der Transfusionsmediziner der Universitätsklinik Greifwald, Andreas Greinacher.
EHEC-Infektionswelle mit langfristigen Folgen
Heute zeigen den Medizinern zufolge zehn der zwölf behandelten EHEC-Patienten keine neurologischen Symptome mehr. Die übrigen zwei Patienten befinden sich laut Aussage des MHH-Mediziners Jan Kielstein derzeit auf dem Weg der Besserung, werden jedoch noch in der neurologischen Rehabilitation behandelt. Außerdem war keiner der 38- bis 63-jährigen Betroffenen seit Abschluss der Behandlung auf eine Dialyse angewiesen, so die Ärzte im Rahmen ihrer Veröffentlichung. Nach Einschätzung von Jan Kielstein eine besonders erfreulich Nachricht, da seiner Ansicht nach zwischen zehn und zwanzig Patienten, die im Zuge der EHEC-Epidemie unter besonders schweren EHEC-Symptomen litten, langfristig auf Dialyse angewiesen sein werden. Während der zwischen Mai und Juli 2011 grassierenden Infektionswelle mit dem neuen, besonders gefährlichen Darmbakterium HUSEC 041 aus der Gattung der Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) erkrankten den Angaben des Robert-Koch-Instituts zufolge deutschlandweit fast 3.500 Menschen an einer EHEC-Infektion. Mehr als 450 der insgesamt 733 Patienten, die anschließend wegen des hämolytisch-urämischen Syndroms behandelt wurden, mussten sich einer Dialyse (Blutwäsche) unterziehen, 50 Patienten verstarben in Folge der EHEC-Infektion, erläuterte Jan Kielstein. (fp)
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Bild: Markus Wegner / pixelio.de
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