Neue Medikamente können erblich bedingten Haarausfall aufhalten
07.10.2014
Von erblich bedingtem Haarausfall (Alopezie) sind meist Männer, seltener auch Frauen betroffen. Schuld ist eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber dem körpereigenen Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT). Meist beginnt der Haarausfall am Vorderkopf und an der Stirn und kann sich bereits im frühen Erwachsenenalter durch Geheimratsecken bemerkbar machen. Neue Medikamente können jedoch helfen.
Natürlicher Haarausfall
Im Schnitt verliert der Mensch 100 Haare am Tag, wobei gleichzeitig genügend neue nachwachsen, so dass der natürliche Haarausfall optisch nicht auffällt. In der Regel benötigen Kopfhaare etwa zwei bis sechs Jahre, bis sie ihre maximale Länge erreicht haben. Bei normalem Wachstum wachsen Haare etwa 0,3 Millimeter pro Tag und etwa einen Zentimeter im Monat. Insbesondere bei Frauen können Haare mehr als einen Meter lang werden. Haben sie ihre maximale Länge erreicht, verbleiben sie noch zwischen zwei und vier Monaten in der Kopfhaut. Dann fallen sie aus und werden durch neue Haare ersetzt.
Der Haarwuchs wird hormonell durch den Stoffwechsel gesteuert. Die kleinen Haarwurzeln befinden sich etwa fünf bis sechs Millimeter unter der Kopfhaut in Hauttaschen, wo sie mit Blutgefäßen verbunden sind. Über sie werden sie mit Nährstoffen und Hormonen versorgt, so dass die aus Horn gebildeten Haare optimal wachen können. Diese Versorgung kann jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen. Es spiele auch die Jahreszeit eine wesentliche Rolle, erläutert Prof. Dr. Erhard Hölzle, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Klinikum Oldenburg, im Gespräch mit der Online-Ausgabe der „Nordwest-Zeitung“. „Die Haare wachsen im Sommer deutlich schneller als im Winter.“ Das betreffe aber nicht nur die Kopfbehaarung sondern auch die übrige Körperbehaarung wie den Bartwuchs.
Erste Anzeichen für erblichen Haarausfall zeigen sich bereits früh
Vor allem Männer leiden häufig schon früh unter den ersten Anzeichen von Haarausfall. Bei vielen wird bereits während der Pubertät das Haupthaar weniger bis sich bei einigen Betroffenen eine Glatze entwickelt. Meist liegt dann eine genetische Disposition für Haarausfall vor. Auch Frauen können – wenn auch deutlich seltener – davon betroffen sein. Menschen mit genetisch bedingtem Haarausfall haben rund 100.000 sichtbare Haare, die durchschnittlich 1000 Tage auf dem Kopf bleiben bis sie ausfallen.
Ursache des vorzeitigen Haarverlusts ist eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel, die für die Verankerung der Haare in der Kopfhaut zuständig sind, gegenüber dem körpereigenen Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT). Das Hormon, das bereits zu Beginn der Pubertät aus Testosteron mit Hilfe des Enzyms 5-alpha-Reduktase gebildet wird, kann eine deutlich verkürzte Wachstumsphase der Haare verursachen. Bei Menschen mit einer Glatze ist diese Phase bereits beendet, bevor die Haare aus der Kopfhaut herausgewachsen sind, so dass die Haarfollikel zunehmend verkümmern. Dieser Prozess schreitet immer weiter fort, so dass zunehmend mehr haarlose Bereiche entstehen. Insbesondere der obere Teil des Kopfes ist von der Alopezie, dem medizinischen Fachausdruck für genetisch bedingten Haarausfall betroffen. Am Hinterkopf und Nacken tritt in der Regel weniger Haarausfall auf. Erste Anzeichen für eine Alopezie können sich im Bereich des Vorderkopfes und an der Stirn bemerkbar machen. Bereits junge Erwachsene haben häufig bereits Geheimratsecken und schütter werdendes Haar auf der Stirn.
Haarausfall ist für Frauen meist besonders belastend
Viele Männer leiden unter ihrem Haarausfall. Noch belastender ist der Verlust des Haares aber meist für Frauen, die zwar häufig an einer leichteren Form der Alopezie leiden, aber ihre Haare als wesentliches Attraktivitätsmerkmal betrachten. Anderes als bei Männern mit genetisch bedingtem Haarausfall dünnen bei Frauen die Haare meist im Oberkopfbereich aus, was ohne Therapie zu einem jährlichen Verlust von etwa fünf bis sechs Prozent der Haare führt.
Die genauen Ursachen für eine verstärkte Neigung zum Haarausfall sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Mittlerweile gibt es jedoch Medikamente, die dem fortschreitenden Verlust der Haare aufhalten können, berichtet Hölzle. „Mitunter gelingt es sogar, dass wieder Haare auf einer zuvor kahlen Stelle wachsen“, so der Experte.
Medikamente können Haarausfall aufhalten
Einige dieser Medikamente hemmen das Enzym 5-alpha-Reduktase, wodurch die Bildung von DHT im Haarfollikel reduziert wird. In der Folge können die Haare dann wieder wachsen. Ein andere Behandlungsoption bieten Lösungen mit speziellen Wirkstoffen, die das Haarwachstum anregen. Die Lösungen, die sich gleichermaßen für Frauen und Männer eignen, müssen auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Hölzle zufolge haben die Mittel in der Regel keine Nebenwirkungen. In einigen Fällen würde es aber zu leichten Hautreizungen kommen. Leider müssten die Kosten für die Therapie von den Betroffenen selbst getragen werden, da die gesetzlichen Krankenkassen erblich bedingten Haarausfall lediglich als optisches, nicht aber als gesundheitliches Problem ansehen würden.
Hölzle betont zudem, dass aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA belegen, dass eine erbliche Alopezie inzwischen oft sogar ganz aufgehalten werden kann. „Das gilt insbesondere dann, wenn man in einem frühen Stadium mit einer gezielten und konsequenten Behandlung beginnt“, erläutert der Dermatologe. (ag)
Bild: Svenja Weidmann / pixelio.de
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