Forscher entwickeln neuen Ansatz zur Behandlung von Fettleibigkeit
29.08.2012
Wissenschaftler des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Bonn haben einen neuen Ansatz entwickelt, der die Fettverbrennung beschleunigen und damit bestehendes Übergewicht abbauen soll. Durch die Umwandlung von weißen Fettzellen in braune und beige, lasen sich die überschüssigen Fettpölsterchen effektiv bekämpfen, berichten die Forscher.
Braune Fettzellen fungieren bei Säuglingen als eine Art Heizaggregat, dass ein Auskühlen der Babys verhindert. „Das braune Fettgewebe enthält massenhaft so genannte Mitochondrien, Minikraftwerke, die unter anderem Fett verbrennen können“, erläuterten die Forscher um Professor Dr. Alexander Pfeifer von der Universität Bonn. Die Mitochondrien erzeugen laut Aussage der Experten „ähnlich wie eine Batterie eine Spannung, die wiederum die Energie für zelluläre Prozesse liefert.“ In den braunen Fettzellen haben die Mitochondrien jedoch einen Kurzschluss und laufen permanent auf Hochtouren. Die freiwerdende Energie wird in Form von Wärme abgegeben und hilft die Körpertemperatur beizubehalten. Erst seit kurzem sei bekannt, dass braune Zellen auch im erwachsenen Körper zu finden sind, erklärte Prof. Dr. Pfeifer. Die Wissenschaftler haben „nun einen neuen Signalweg gefunden, der die Produktion und Funktion brauner Fettzellen anregt“, so die Mitteilung der Universität Bonn. Die Ergebnisse der Forscher wurden im Fachmagazin „Science Signaling" veröffentlicht.
Beschleunigte Fettverbrennung durch braune Fettzellen
Immer mehr Menschen in Deutschland kämpfen mit Gewichtsproblemen. Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung sind hier als maßgebliche Ursachen zu nennen. Doch statt Diäten und Sport könnte möglicherweise in Zukunft eine Umwandlung der Fettzellen das Abnehmprogramm der Wahl sein. Das Forscherteam um Prof. Dr. Pfeifer hat herausgefunden, „welche Signale den Körper zur Produktion brauner Fettzellen anregen“ und damit die Grundlage für eine beschleunigte Fettverbrennung identifiziert. Normalerweise wird ein Großteil des Fettgewebes bei Erwachsenen aus weißen Fettzellen gebildet, die dem Körper als langfristige Energiespeicher dienen und nur langsam abgebaut werden. Die braunen Fettzellen finden sich hingegen bei erwachsenen Menschen lediglich in einem kleinen Bereichen am Nacken und entlang der Wirbelsäule.
Braune Fettzellen können beim Abnehmen helfen
Ließe sich das „natürliche Heizaggregat“ der braunen Fettzellen bei Erwachsenen wieder anschalten, könnte dies die Fettverbrennung deutlich beschleunigen und dem Abbau unerwünschter Fettpolster dienen, berichten Pfeifer und Kollegen. Nach Einschätzung der Forscher würden 50 Gramm aktives braunes Fettgewebe ausreichen, um den Ruheenergieverbrauch um 20 Prozent zu erhöhen. So würden „bei gleicher Ernährung und Aktivität die Fettreserven um fünf Kilo pro Jahr abschmelzen“, erklärte der Studienleiter. Dies mache die „Ergebnisse natürlich auch aus therapeutischer Sicht interessant.“ Entscheidend für die Bildung brauner und beiger Fettzellen aus den Stammzellen des Fettgewebes ist laut Aussage der Experten „ein Signalweg, der von dem Enzym PKG gesteuert wird.“ Dieser schaltet die massenhafte Produktion von Mitochondrien an und sorgt für die Bildung von UCP – der Substanz, die den „Kurzschluss“ in den braunen Fettzellen verursacht.
Zum Abnehmen weißes Fett bräunen
In dem PKG-Signalweg übernimmt ein bestimmtes Phosphoprotein eine wesentliche Rolle als Regulator, der die Bildung brauner und beiger Fettzellen hemmt. In Versuchen mit genetisch veränderten Mäusen, die nicht dazu in der Lage waren das sogenannte Vasodilatator-stimulierte Phosphoprotein (VASP) zu produzieren, konnten die Forscher nachweisen, dass auf diese Weise tatsächlich mehr beige und braune Fettzellen gebildet werden. Die Tiere waren äußerst schlank und verfügten über einen höheren Energieverbrauch, erläuterte Prof. Dr. Pfeifer. Hier sei es gelungen weißes Fett zu bräunen, wodurch die Tiere überschüssige Fettpolster schnell abbauten und sich keine neuen entwickelten. Nach Ansicht der Forscher könnte demnach ein Hemmstoff für VASP in Zukunft möglicherweise beim Abnehmen helfen. Die Bildung brauner und beiger Fettzellen ließe sich mit Hilfe entsprechender Medikamente fördern, wodurch die Fettverbrennung und der Energieverbrauch steigen sowie die Fettpolster der Betroffenen schwinden würden, erläuterten die Experten. Dies wäre eine Möglichkeit ohne Diäten und Sport Fettleibigkeit wirksam zu therapieren. An der Studie waren neben den Bonner Pharmakologen auch Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried, der Deutschen Sporthochschule in Köln und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beteiligt. (fp)
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