Neuer HIV-Bluttest nutzt Smartphone-Akku
09.02.2015
Forscher der Columbia University in New York haben ein neues Gerät entwickelt, mit dem eine HIV- oder Syphilis-Infektion bereits innerhalb von 15 Minuten nachzuweisen ist. Als Energiequelle wird lediglich ein Smartphone benötigt.
Infektion innerhalb von nur 15 Minuten nachzuweisen
Ein neuartiger Bluttest im Taschenformat kann eine HIV- oder Syphilis-Infektion bereits innerhalb von 15 Minuten nachweisen. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, benötigt das kleine Gerät lediglich ein handelsübliches Smartphone als Energiequelle zum Anzeigen der Testergebnisse. Die Forscher um Samuel Sia von der Columbia University in New York schreiben im Fachmagazin „Science Translational Medicine“, dass sie das Gerät speziell für Gegenden auf der Welt entwickelt hätten, in denen nicht permanent Elektrizität verfügbar sei.
Vielen HIV-Infizierten fehlt der Zugang zu Therapien oder Tests
Um Krankheiten wie HIV oder Syphilis diagnostizieren zu können, waren bislang teure und aufwändige Tests notwendig, die nur in Krankenhäusern oder Gesundheitszentren durchgeführt werden konnten. Eine schwierige Situation, denn zwei Drittel aller HIV und AIDS-Infizierten leben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im südlichen Afrika und haben dementsprechend in den meisten Fällen keinen Zugang zu Therapien oder zuverlässigen Tests. In der Folge sind sich viele Betroffene ihrer Erkrankung nicht einmal bewusst, was die AIDS-Problematik in den Entwicklungsländern zusätzlich verschärft.
Ein Tropfen Blut aus der Fingerspitze reicht aus
Für das neue Testgerät reiche bereits eine winzige Menge Blut aus der Fingerspitze des Patienten. Diese Blutprobe wird verdünnt auf eine Einwegkassette aufgetragen und in das Gerät geschoben. Der Test weist dann einen HIV-Antikörper sowie zwei verschiedene Syphillis-Antikörper nach. Ein Teil der benötigten Energie kommt aus der Lautsprecher- beziehungsweise Kopfhörerbuchse des Smartphones. „Die Lautsprecherbuchse des Handys reicht aus, um den gesamten Analysevorgang samt Waschen und Datentransfer mit Strom zu versorgen“, so die Forscher.
Todesfälle „um das Zehnfache verringern“
Dadurch könne dieses Minilabor auch an Orten eingesetzt werden, an denen keine geregelte Stromversorgung vorhanden ist. „Wenn wir auf diese Weise mehr Syphilis-Infektionen frühzeitigerkennen, können wir Todesfälle durch diese Krankheit um das Zehnfache verringern“, schreibt Seniorautor Sia. Bei einer unbehandelten Syphilis-Infektion breiten sich die Erreger langfristig immer stärker im Körper aus und befallen auch Organe. Bei einer frühzeitigen Diagnose und umgehend eingeleiteter Therapie bestehen durchaus gute Heilungschancen. Mögliche Anzeichen einer Infektion sind anfangs rötliche Geschwüre an den Geschlechtsorganen und nach etwa zwei Monaten leiden die Betroffenen meist unter grippeähnlichen Symptomen, wie Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Zudem schwellen die Lymphknoten an und es entwickelt sich ein Juckender Hautausschlag. Auch HIV könne durch die ans Handy gekoppelten Mini-Labore zukünftig schneller erkannt und behandelt werden, was gerade in den Entwicklungsländern eine neue Chance wäre, die rasante Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.
Eine Akkuladung ausreichend für 41 Tests
Die Eignung der Geräte war den Forschern zufolge bereits in einer Klinik in Ruanda getestet worden. Dort hatte sich gezeigt, dass mit einem voll geladenem Smartphone samt angestecktem Minilabor 41 Patienten auf HIV und Syphilis getestet werden konnten. Um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit des Gerätes zu überprüfen, hatten die Wissenschaftler noch eine zweite Blutprobe der Probanden im Labor untersucht, deren Infektionsstatus zuvor unbekannt war: „Mit einer Sensitivität von 92 bis 100 Prozent und einer Spezifität von 79 bis 100 Prozent entsprachen die Ergebnisse unseres Dreifachtests denen des medizinischen Goldstandards“, berichten die Forscher.
Produktionspreis von lediglich 34 US-Dollar
Zudem zeigte sich, dass die Testreagenzien bis zu sechs Monate haltbar waren, was vor dem Hintergrund eines möglichen Einsatzes in den Entwicklungsländern einen wichtigen Aspekt darstellt. Denn dadurch verursache das neue Test-Gerät mit einem Produktionspreis von rund 34 US-Dollar deutlich weniger Kosten als eine normale Laborausstattung, die im Normalfall etwa 20.000 US-Dollar kosten würde. Nun sei laut den Forschern eine größere Studie geplant, welche hoffentlich dazu beitrage, dass die WHO das neue Gerät schnell zulasse, um es so bald wie möglich in den betroffenen Regionen einsetzen zu können. „Diese Arbeit zeigt, dass die Kopplung der Mikrofluidik mit den jüngsten Fortschritten in der Unterhaltungselektronik bestimmte Labor-basierte Diagnosen für nahezu jede Bevölkerung mit Smartphone-Zugang ermöglichen könnte“, so die Forscher. (nr, ad)
Bild: Cristine Lietz / pixelio.de
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