Krebstherapie: Neuer Impfstoff soll gegen 90 Prozent aller Formen von Brustkrebs helfen
13.12.2011
US-Amerikanische Forscher haben anscheinend eine neue Wirkstoff-Mixtur entdeckt, die nach eigenen Angaben gegen 90 Prozent aller Brustkrebstumore eingesetzt werden kann. Neben Brustkrebs sollen auch weitere Krebsarten zurückgedrängt werden können, so die Hoffnung der Forschergruppe.
Impfstoff auch bei Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs
Ein neuer Impfstoff soll Tumore um bis zu 80 Prozent schrumpfen lassen, so die verheißungsvolle Nachricht der Wissenschaftler des Mayo Clinic College of Medicine in Scottsdale im US-Amerikanischen Bundesstaat Arizona. Mit der neu entdeckten Wirkstoffformel sollen auch aggressive Brustkrebstumore behandelbar sein. Der Impfstoff soll nach Angaben der Wissenschaftler gegen 90 Prozent aller Brust-Karzinome und auch gegen weitere Krebsarten wirken. Bei Versuchen im Labor konnte das synthetisch hergestellte Mittel ein Schrumpfen der bösartigen Gewächse bewirken. „Der Wirkstoff verursacht eine Immunreaktion des Organismus gegen eine bestimmtes Zuckermolekül“. Die Moleküle lassen sich nur auf der Oberfläche der Karzinome finden, schreiben die Forscher in dem Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Durch die provozierte Immunaktion könnte das Mittel auch bei Patienten mit agressiven Brustkrebsarten wirken, bei denen Krebstherapien mit Hormonen oder dem Wirkstoff Trastuzumab nicht helfen. „Dadurch könnten wir eine Therapiechance für die große Gruppe von Patienten eröffnen, für die es zurzeit nur die normale, nicht immer wirksame Chemotherapie gibt“, schreibt das Forscherteam im Fachblatt.
Abwehrsystem wird trainiert
Erstmals sei ein Impfstoff entwickelt worden, „der das Immunsystem darauf trainiert, Krebszellen aufgrund ihrer spezifischen Zuckermoleküle zu erkennen und abzutöten“ erklärte die Forschungsleiterin Sandra Gendler. Das spezifische Zuckermolekül mit der Bezeichnung MUC1 ist auf 70 Prozent aller tödlich verlaufenden Krebstumore zu finden. Das Molekül MUC1 ist bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, einigen Formen von Blutkrebs, Eierstockkrebs und Brustkrebs nachweisbar. Somit habe der Krebs-Impfstoff gegen das Molekül ein enormes Genesungspotential, wie die Studienautorin sagt. So könne der Impfstoff bei Risikogruppen im Vorfeld verabreicht werden oder auch im Verlauf einer Nachsorge gegeben werden, um eine Wiederkehr der Krebserkrankung zu verhindern. Sind die Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs sehr aggressiv und schlagen konventionelle Behandlungsmethoden kaum an, so könne der Impfstoff künftig bei einer entsprechenden Zulassung begleitend zur Chemotherapie eingesetzt werden.
Ein Impfstoff gegen Krebs ist in der Krebsforschung nicht neu. Neu ist aber, dass bei den meisten bisher erprobten Mitteln erst die Immunzellen der Krebspatienten isoliert und manipuliert werden mussten. Das ist bei der vorliegenden Forschungsarbeit nicht der Fall. Im Gegensatz hierzu haben die US-Forscher den entwickelten Impfstoff im Grundsatz künstlich produziert. Aus diesem Grund benötigt der Wirkstoff keine menschlichen Zellen zur Herstellung. „Es ist daher einfacher den Impfstoff im Labor herzustellen“, sagen die Forscher.
Impfstoff eine Mixtur aus drei Kombinationen
Der entwickelte Impfstoff besteht aus drei zusammengesetzten Kombinationen. Die erste Komponente ist ein helfender Stoff, der die Immunabwehr des Organismus steigert. Der zweite Stoff regt die Produktion der sogenannten T-Helferzellen an. Die Helferzellen spielen eine tragende Rolle, indem sie die Aktivität der Fresszellen anregen und die Produktion von Antikörpern auslösen. Die dritte und wichtigste Wirkstoff-Komponente ist der eigentliche Impfstoff, der ein Miniatur-Zuckermolekühl enthält, das dem Immunsystem quasi eine „Blaupause“ für die Struktur liefert, damit die Krebszellen gefunden werden können. So könnten mit der Mixtur Abwehrmechanismen in Gang gesetzt werden, um eine adäquate Krebsabwehr zu realisieren.
Wirksamkeit noch nicht abschließend erwiesen
Eine tatsächliche Wirksamkeit ist bisher nicht abschließend bewiesen. Zwar konnte bei Tierexperimenten eine Wirkkraft bei Mäusen im Verlauf von zwei Studien erfolgreich getestet werden, allerdings wissen die Forscher noch nicht, wie der Impfstoff beim Menschen wirkt und welche Nebenwirkungen auftreten könnten. Mit ersten klinischen Testreihen am Menschen rechnen die Wissenschaftler frühestens Ende 2013. Erst dann wird erforscht werden können, wie der Wirkstoff bei menschlichen Krebszellen funktioniert und welche Nebeneffekte auftreten können.
Entwicklung von Krebsimpfstoffen nicht neu
Alle bereits erforschten Krebs-Impfstoffe sind in ihrer Struktur ähnlich, weil die körpereigene Immunreaktion stimuliert wird. So gehen fast alle Forschungsarbeiten in die selbe Richtung: Im Grundprinzip soll das Immunsystem von außen aktiviert werden, um die Entstehung oder Ausbreitung der Krebserkrankung zu verhindern. Ein anderer Strang hierbei ist die virale Injektion. So arbeiten derzeit Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg an einer Methode, bei der mit Hilfe von Viren Tumorzellen bekämpft werden sollen. Vom Prinzip her lässt man die Viren das machen, was sie am Besten können: Nämlich menschliche Zellen zu zerstören. Die Viren werden allerdings soweit umprogrammiert, so dass sie sich nunmehr auf das Eliminieren von Krebszellen konzentrieren. Aber auch hier stehen die Forscher noch am Anfang. Abschließende Testergebnisse werden erst in ein paar Jahren erwartet. (sb)
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