PKV-Branche will neuen Spezialtarif für Nichtzahler
05.12.2011
Wie bereits berichtet hat sich die Anzahl der säumigen Beitragszahler in der Privaten Krankenversicherung fast verdoppelt. Als Reaktion darauf haben Spitzen der Branche angekündigt, einen speziellen Tarif für Nichtzahler einzuführen. Erste Verhandlungen hierüber laufen bereits.
Bis zum dritten Quartal 2011 mussten nach Angaben der Debeka die privaten Krankenversicherer Ausfallzahlungen von über einer halben Milliarde Euro (554 Millionen) hinnehmen. Der Grund: Immer mehr Privatpatienten können die Beiträge der Privaten Krankenversicherung nicht mehr zahlen. Im Zuge der Gesundheitsreform im Jahre 2009 wurde die Pflichtversicherung für alle Menschen in Deutschland eingeführt. Diese verpflichtet jeden Bundesbürger dazu sich gesetzlich oder privat zu versichern. PKV Anbieter können seit diesem Zeitpunkt säumige Zahler nicht mehr aus der Krankenversicherung entlassen, auch wenn die Beiträge nicht mehr gezahlt werden.
Billigangebote haben Ausfallzahlungen mit verursacht
Das Problem ist auch hausgemacht: Vor allem Versicherungen, die mit Billigtarifen auf Kundenfang waren, sind von den finanziellen Ausfällen ihrer Versicherten betroffen. Insbesondere Kleinunternehmer haben sich aufgrund der günstigen Angebote privat statt gesetzlich krankenversichert. Weil viele Geschäftsideen nicht funktionierten, blieben auch die Beitragszahlungen aus. Auch das Locksystem funktionierte kaum, da nur wenige in nächst höhere Tarife wechselten. Das haben nun auch die Versicherungsunternehmen erkannt, weshalb sich viele aus dem Segment der Billigangebote verabschieden.
Nichtzahler verursachen Beitragseinbussen
Die Nichtzahler werden nunmehr von der Branche zum Anlass genommen, einzelne Tarife um bis 40 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich will die PKV nun einen Spezialtarif für Nichtzahler einrichten. Nach Informationen der „Ärzte Zeitung“ soll dieser Tarif mit Mini-Beiträgen denjenigen angeboten werden, deren Zahlungen seit längerer Zeit ausblieben. Im Gegenzug dazu wird nur noch eine Notfallversorgung gewährleistet. Das bedeutet, der Kunde kann dann nur noch im ernsten Krankheitsfall einen Arzt zu Rate ziehen.
Neuer Spezialtarif im Gespräch
Eigentlich wurde für Finanzschwache der sogenannte Basistarif geschaffen. Dieser orientiert sich an den Gesundheitsleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Doch mit monatlichen Beiträgen zwischen 350 und 500 Euro ist auch dieser für insolvente oder verschuldete Kunden zu teuer. Ob ein solcher Spezialtarif als „Drittklassiger Versicherungsschutz“ zugelassen wird, muss nun das Bundesgesundheitsministerium entscheiden. Aus dem Ministerium gab es hierzu noch keine Stellungnahme. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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