Vier PKV Versicherungsunternehmen haben Beitragssteigerungen für das kommende Jahr angekündigt
06.08.2012
Privatversicherte müssen sich auch im kommenden Jahr auf weitere Beitragsanhebungen gefasst machen. So planen zum Beispiel die Gothaer oder die Hallesche in einigen Tarifen Beitragsanpassungen im zweistelligen Bereich. Die Central hat angekündigt, die Selbstbeteiligung der Privatpatienten in einem größeren Umfang zu erhöhen. Die meisten Anbieter schweigen sich jedoch aus, um das Image nicht zu beschädigen. Laut dem Online-Magazin "Versicherungsjournal" haben zum jetzigen Zeitpunkt nur vier Anbieter Preissteigerungen für das 2013 angekündigt. PKV-Versicherte müssen jedoch insgesamt mit Beitragsanstiegen für das nächste Jahr rechnen.
Beiträge erhöhen sich im zweistelligen Bereich
Beinahe jedes Jahr müssen Versicherte der Privaten Krankenversicherung (PKV) mit höheren Beitragen rechnen. Die ersten Versicherer haben bereits erste Kennzahlen für die Beitragsentwicklung für das kommende Jahr 2013 veröffentlicht. Einige Anbieter haben schon jetzt bekanntgegeben, die Tarifbeiträge im zweistelligen Bereich zu erhöhen. Demnach erhöht die Hallesche nach unbestätigten Angaben die Tarife für Männer zwischen 4 und 12 Prozent. Allerdings sollen die Frauentarife nicht steigen und in einigen Fällen sogar sinken, wie der Versicherungsmakler Sven Hennig auf seinem Blog berichtet. Nach Angaben des Experten sollen aber einige Tarife massiv von Erhöhungen betroffen sein. So will offenbar die Hallesche zum Beispiel den „Tarif NK“ um bis zu 65 Prozent erhöhen.
Erhöhung der Selbstbeteiligung
Neben der „Halleschen“ plane auch die „Central“ Anpassungen einiger Tarife. So sollen Beitragserhöhungen um bis zu neun Prozent erfolgen. Weil die Ausgabenseite für Gesundheitsleistungen immer höher werden, plant die Kölner Versicherung zusätzlich eine Erhöhung der Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers um bis 23 Prozent. Werden die Zahlen hochgerechnet, so steigt die Selbstbeteiligung eines Kunden in einigen Tarifen im Schnitt um 150 Euro.
Auch die Gothaer werde nach Angaben des Versicherungsexperten nicht ohne Beitragsanhebungen auskommen, wie der Experte Hans Jung berichtet. Hier sollen die Beiträge für Männer und Frauen zwischen zwei und sechs Prozent steigen. Am stärksten betroffen soll der Tarif „MediVita Z 90“ sein. Männer müssen ab 2013 um bis 29 Prozent mehr zahlen, prognostiziert Jung.
Fast alle PKV-Anbieter werden Beitragsanhebungen vornehmen
Beobachter der Versicherungsbranche rechnen damit, dass noch zahlreiche weitere Privatkassen ihre Tarife anpassen werden. Bislang haben noch nicht alle PKV-Anbieter ihre Prognosen veröffentlicht. Die meisten Versicherer scheuen Erhöhungen, weil diese ein Zeichen für eine schlechte Beitragsstabilität für Neukunden sind. Daher haben „Axa“ und die „Allianz“ bereits angekündigt, dass sie „in einigen Tarifen“ von stabilen Beiträgen ausgehen. Dem schließt sich auch die Barmenina an. So sagte der Barmenia-Vorstandsvorsitzender Josef Beutelmann bereits im März diesen Jahres, es sehe „nicht schlecht aus, dass viele auslösende Faktoren für Beitragsanpassungen nicht anspringen werden“.
„Auffällig ist, dass bislang kein Privatversicherer eine Preisgarantie für das kommende Jahr abgibt“, wie Heiner Schmitz, Versicherungsexperte aus Hannover, erklärte. Schmitz geht allerdings davon aus, dass die Unternehmen sehr wohl wissen, welche Anpassungen in der Preisgestaltung vorgenommen werden müssen. Weil aber Erhöhungen unpopulär sind und das Neukundengeschäft vermiesen, halten die meisten Versicherungen ihre Zahlen geheim, obwohl längst Kalkulationen für das kommende Jahr vorgenommen sein dürften.
Erst 2012 massive Tarifsteigerungen
Zum Jahreswechsel 2011/2012 hatte die Branche für großes Aufsehen gesorgt. Einige Versicherungskonzerne mussten ihre PKV-Tarife um bis zu 60 Prozent erhöhen. Als Gründe nannte der Spitzenverband der Privaten Krankenversicherung die Vielzahl der „Nichtzahler“, den demografischen Wandel und die Neuinnovationen auf dem Medizinmarkt. Zudem mussten die kostengünstigen Neueinsteigertarife stark angehoben werden, weil ansonsten eine Versorgung im Alter nicht gewährleistet sei.
Im Zuge der Debatte forderten zahlreiche Politiker die Einführung einer Bürgerversicherung. Verbraucherschützer forderten eine umgehende Reform der Privaten Krankenversicherung, weil sich immer mehr Privatpatienten über steigende Beiträge beschweren würden. Auch der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn hatte sich für eine Abschaffung der PKV ausgesprochen. (sb)
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