Die Vertriebsmethoden der Privaten Krankenversicherung sind stellenweise unseriös
26.04.2011
Der Vorstandschef der Deutschen Krankenversicherung (DKV) Dr. Clemens Muth fordert eine deutliche Begrenzung der Maklerprovisionen bei den Vollversicherungen der Privaten Krankenversicherungen. Die Abschlussprovisionen für die Vermittlungen müssten deutlich begrenzt werden, denn was „wir am Markt sehen, ist stellenweise ruinös“ so Muth in einem Tagesspiegelinterview am Wochenende. Hat ein Kunde eine Versicherung abgeschlossen, wird dieser von nicht wenigen Maklern nach einiger Zeit dazu animiert, die Versicherung zu wechseln, um erneut eine Provision einstreichen zu können.
Politik will PKV Provisionen begrenzen
Der DKV Chef begrüßte in dem Interview ausdrücklich, dass die Politik die Provisionen für Makler reformieren will. Ein Begrenzung der Maklerprovisionen auf maximal zwölf Prozent sei „absolut richtig“. Nach Angaben von Insidern zahlen einige Versicherungsanbieter zwischen 16 und 18 Monatsbeiträge für einen Abschluss. Nach Angaben der Onlineplattform „Versicherungsjournal“ seien darunter auch Versicherungsgrößen wie „Barmenia“ oder auch die „Hallesche“. Der Markt ist nach Meinung des DKV-Chefs selbst nicht in der Lage, die Provisionen auf eine vernünftige Basis festzulegen. Daher sei nun die Politik gefordert, hier einzugreifen. Bei der DKV selbst zahlt man Maklern laut einer unabhängigen Umfrage maximal zehn Monatsbeiträge. Durch überhöhte Vergütungen haben PKV Makler den finanziellen Anreiz, Vertragsabschlüsse bei den Anbietern zu forcieren, deren Vermittlungsvergütungen am Höchsten sind. Außerdem versuchen viele Versicherungsagenten ihre Kunden zum PKV Wechsel zu animieren. Ein ständiger Wechsel zwischen den Versicherungsanstalten gefährdet das Geschäftsmodell der PKV", erklärte Muth.
Verlängerte Haftung für Stornos
Zusätzlich zur Begrenzung der Vergütungsmodelle fordert Muth eine verlängerte Haftung für stornierte Vertragsabschlüsse, da einige Makler den Kunden nach einem Abschluss zum einem Wechsel animieren. Solche Methoden sind absolut unseriös und verbraucherunfreundlich. Um solche Praktiken zu verhindern, sollten nach Ansicht Muths Versicherungsvertreter bei einem Storno erhaltene Provisionen teilweise wieder zurückzahlen. So erklärte der DKV Vorstandschef: "Wenn der Kunde innerhalb von fünf Jahren wechselt, soll der Vertreter einen Teil der Provision zurückzahlen müssen."
Um die Wirtschaftlichkeit der privaten Krankenversicherung zu sichern, sollte die PKV genauso wie die Gesetzliche mit den Ärzten über Leistungen und Gebühren verhandeln dürfen. Dennoch sollen die vermeintlichen Leistungsunterschiede zwischen den Gesetzlichen und Privaten erhalten bleiben. "Wir haben gravierende Finanzierungsdefizite in der gesetzlichen Krankenversicherung, da würde es nicht passen, das Leistungsniveau anzuheben.“ Wer eine bessere Gesundheitsleistung erhalten möchte, sollte sich eine private Zusatzversicherung zulegen, so der DKV Chef. (sb)
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Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
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