Patientennahe Messung des neuen Gerinnungshemmers Pradaxa als möglicher Beitrag zur Vorbeugung von Todesfällen
14.11.2011
Der neue Gerinnungshemmer Pradaxa von Böhringer Ingelheim wird mit 256 Todesfällen in Verbindung gebracht, nachdem es vor 2 Monaten fast weltweit zur Prophylaxe von Schlaganfall und anderen Gefässverschlüssen bei Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen wurde. Dies ergab eine Nachfrage der Wochenzeitung „Der Spiegel“ bei der europäischen Arzneimittelbehörde European Medicines Agency erschienen am 12 November 2011 in der Online-Ausgabe.
In Europa betraf dies 21 Patienten und von diesen 4 in Deutschland. Da Pradaxa zu etwa 85 Prozent über die Niere ausgeschieden wird, stellt eine Einschränkung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance kleiner 30ml/min) eine Kontraindikation dar. Die Blutwerte von Pradaxa steigen bei einer Niereninsuffizienz an und damit das Risiko von lebensbedrohlichen Blutungen. Böhringer Ingelheim empfiehlt daher die Bestimmung von Kreatinin im Blut der Patienten vor und während der Einnahme von Pradaxa. Aus derselben Blutprobe kann auch die Konzentration von Pradaxa einfach und innerhalb von 30 Minuten bestimmt werden (Britische Patentanmeldung Nummer H3393GB). Mit einer patientennahen Methode kann man Pradaxa auch im Urin nachweisen. Wenn Pradaxa bei einer Einschränkung der Nierenfunktion weniger in den Urin ausgeschieden wird, steigt seine Konzentration im Blut an und damit die Gefahr von schweren und tödlichen Blutungen.
Der Nachweis kann von Ärzten, medizinischem Pflegepersonal, von Angehörigen der Patienten und auch von ihnen selbst innerhalb von 15 Minuten das Ergebnis anhand einer Farbentwicklung zeigen (dieselbe Britische Patentanmeldung). Die Teste sind noch nicht kommerziell verfügbar, können aber von den Erfindern aus vorhandenen Blutproben durchgeführt oder als Test für den Urin angefordert werden. Der rechtzeitige Nachweis von Pradaxa in Blut oder Urin könnte in Zukunft daher zu einer Vorbeugung von Blutungen mit Todesfolge beitragen. (Prof. Dr. med. Job Harenberg Klinische Pharmakologie, Universität Mannheim)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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