Psychische Störungen nehmen weiterhin stark zu. Immer häufiger müssen sich Menschen aufgrund depressiver Episoden krank schreiben lassen.
12.02.2011
Immer häufiger müssen sich Menschen aufgrund einer psychischen Erkrankung wie Depressionen vom Arzt krank schreiben lassen. Darauf verwies die Techniker Krankenkasse (TK), die eine Auswertung des Vorjahres ihres Versichertenbestandes vornahm. Insgesamt wertete die Kasse die Daten von rund 3,5 Millionen Krankenversicherten aus. Dabei wertete die TK nicht nur die Daten von Arbeitnehmern, sondern auch von Hartz IV– und Arbeitslosengeld Eins Beziehern aus.
Insgesamt verzeichnete die Krankenkasse einen Rückgang der Krankenschreibungen, sagte die Sprecherin Gudrun Ahlers. „Wir verzeichnen für das Jahr 2010 etwa 2,4 Prozent weniger Krankschreibungen als in 2009“. Ein deutlichen Rückgang der Krankheitsfälle konnte im Bereich der Atemwegserkrankungen wie Husten oder grippale Infekte beobachtet werden. Dennoch stagniert der Krankenstand im Vergleich zum Vorjahresniveau mit 3,36 Prozent (2009: 3,32 Prozent).
14 Prozent mehr Krankschreibungen aufgrund psychischer Störungen
Den Grund hierfür konnte Ahlers, die für das Verfassen von Gesundheitsberichten verantwortlich ist, schnell ausmachen. Der Anteil der psychischen Krankheiten bei den Krankmeldungen hat weiterhin im Vergleich zum Vorjahr 2009 stark zugenommen. Immer häufiger begeben sich Patienten in eine ärztliche Behandlung, weil sie an Erkrankungen wie Depressionen oder dem Erschöpfungssyndrom „Burn out“ leiden. „Binnen eines Jahres sind Fehlzeiten durch psychische Diagnosen um fast 14 Prozent gestiegen“, berichtet die Expertin. Rein statistisch betrachtet war damit jeder Beschäftigte in Deutschland im letzten Jahr mindestens zwei Tage aufgrund einer psychischen Störung Arbeitsunfähig.
Unterschiede beim Krankenstand machte die Krankenkasse bei den verschiedenen Bundesländern aus. Am wenigsten waren die Menschen in Baden-Württemberg krank geschrieben. Hier waren die Beschäftigten im Durchschnitt knapp 10 Tage krank (9,9). Am häufigsten waren die Menschen in den neuen Bundesländern krank gemeldet, in Mecklenburg-Vorpommern ließen sich die Versicherten rund 15,5 Tage krankschreiben.
Stress und Leistungdruck am Arbeitsplatz
Die Gründe für den Anstieg der psychischen Leiden liegen auf der Hand. Laut einer Auswertung des Bundesverbandes der Psychotherapeuten seien die vermehrten Krankheitsfälle aufgrund des wachsenden Leistungsdrucks, der Angst vor Arbeitslosigkeit und dem Stress am Arbeitsplatz zu finden. Seit den neunziger Jahren haben sich psychische Krankheiten quasi verdoppelt. Die, den wachsenden Ansprüchen der Arbeitgeber nicht mehr gewachsen sind, reagieren zunehmend mit depressiven Episoden und Stresssymptomen. Weitere Gründe sind eine zu geringe Vergütung sowie eine zunehmende Zeitnot am Arbeitsplatz. Die Folgen: Unzufriedenheit, Selbstwertverlust und Frustration. Arbeitslose hingegen reagieren oftmals mit Depressionen, weil sie sich nicht mehr gebraucht fühlen und einen steigenden gesellschaftlichen Druck von außen verspüren. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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