China: Infektionsweg des H7N9-Virus bislang unklar
17.04.2013
Die Ausbreitung der Vogelgrippe-Infektionen in China, sorgt unter den Experten weltweit für wachsende Beunruhigung. Laut Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten mehrere Infizierte keinen Kontakt mit Geflügel, so dass eine Übertragung des H7N9-Virus auf diesem Wege ausgeschlossen werden kann. Auch lässt der Nachweis der Erreger bei einem vierjährigen Jungen, der keine Symptome zeigte, vermuten, dass die Ausbreitung der Infektionen weniger übersichtlich verläuft, als bislang angenommen.
Der wenig bekannte Vogelgrippe-Erreger H7N9 war vor den aktuellen Nachweisen in China nicht bei Menschen aufgetreten. Mittlerweile haben sich jedoch laut Mitteilung der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur „Xinhua“ 77 Menschen nachgewiesenermaßen mit dem Erreger infiziert. Den Angaben des chinesischen Gesundheitsministerium zufolge, hat das H7N9-Virus bisher 16 Todesfälle verursacht. Umfassende Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen wurden eingeleitet, doch solange die Herkunft der Erreger und der Übertragungsweg nicht geklärt sind, bleibt das Risiko einer weiteren Ausbreitung des H7N9-Virus bestehen.
Mehr als die Hälfte der Infizierten ohne Kontakt zu Geflügel
Lediglich circa vierzig Prozent der bislang registrierten H7N9-Infektionen betreffen laut Angaben des Chef-Epidemiologen der chinesischen Gesundheitsbehörde CDPCC (China Disease Prevention and Control Centre), Personen, die in direktem Kontakt mit Geflügel standen. Der WHO-Sprecher Gregory Hartl bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“, dass einige infizierte „Menschen keinen Kontakt mit Geflügel hatten.“ Bei ihnen bleibt die Frage des Infektionsweges bislang offen. „Dies ist eines der Rätsel, das noch gelöst werden muss“, betonte Hartl. Obwohl es bisher keine Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gebe, sei diese Möglichkeit ebenfalls zu überprüfen. Das Virus könne eventuell jedoch auch durch den Staub auf Märkte oder ein anderes Tier weitergegeben werden.
Mensch-zu-Mensch der Vogelgrippe bislang nicht ausgeschlossen
Das renommierte Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ hat sich in zwei aktuellen Beiträgen dem H7N9-Virus gewidmet und darin auch die Bedenken einer globalen Ausbreitung zum Ausdruck gebracht. Zudem erklärte Dr. Leo Poon, Associate Professor an der School of Public Health der University of Hong Kong, gegenüber dem Nachrichtensender „CNN“, dass die weitere Entwicklung entscheidend „davon abhängt, ob dieses H7N9-Virus zwischen Menschen übertragbar ist.“ Diese Frage müsse dringend beantwortet werden. Besonders bedenklich ist nach Auffassung der Experten die Infektionen eines Vierjährigen, der keine weiteren Symptome gezeigt hatte. Die Erreger wurden hier lediglich aufgrund einer Routinekontrolle der Angehörigen Infizierter entdeckt. Derart unerkannte Träger des Virus könnten im Falle einer möglichen Mensch-zu-Mensch-Übertragung die Erreger weitergeben, ohne selber davon zu ahnen. Auch erschwert die symptomlose Vogelgrippe-Infektion die Erfassung der H7N9-Ausbreitung.
Weitere Ausbreitung der Vogelgrippe wahrscheinlich
Derzeit arbeitet in China ein Team aus nationalen Experten sowie Fachleuten der Europäischen Union, der WHO und der US-Gesundheitsbehörde eng zusammen, um die Ausbreitung der H7N9-Infektionen zu verhindern, den Ursprung der Erreger zu ermitteln und die möglichen Übertragungswege zu bestimmen. Gemeinsam sollen geeignete Präventions- und Kontrollmaßnahmen entwickelt werden. Die bisher umgesetzten Sofortmaßnahme, wie beispielsweise das Töten tausender Vögel oder die Sperrung von Märkten, auf denen mit lebendem Geflügel gehandelt wurde, hat jedoch nicht den gewünscht Erfolg gebracht. Die zunächst nur begrenzt in der Region Shanghai und den umliegenden Provinzen verzeichneten Infektionen, haben mittlerweile auch Peking erreicht und eine weitere Ausbreitung ist nach Ansicht der Experten durchaus wahrscheinlich. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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