Ersatzpräparate zeigen bei der Rauchentwöhnung nur bedingt Erfolg
29.05.2014
Rauchen ist eine massive Belastung für die Gesundheit. Um rund zehn Jahre wird die Lebenserwartung der Raucher durch den Tabakkonsum verkürzt, berichtet Martina Pötschke-Langer Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Viele Tabakkonsumenten seien sich der Risiken durchaus bewusst und rund 60 Prozent würden mindestens einmal im Leben eine Entwöhnung versuchen. Hierfür stehen zahlreiche Hilfsmittel wie Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis oder E-Zigaretten zur Verfügung, deren Nutzen laut Angaben des DKFZ jedoch eher zweifelhaft bleibt.
Zwar wurden in den letzten zehn Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Suchtprävention, wie ein Werbeverbot für Tabakprodukte, ein Rauchverbot in den öffentlichen Einrichtungen, Gaststätten und Diskotheken oder die verschärften Warnhinweise auf den Verpackungen, ergriffen, doch sind rund ein Drittel der Deutschen (rund 24 Millionen Erwachsene) weiterhin Raucher, berichtet die Deutsche Krebshilfe in einer Pressemitteilung anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai. Jährlich würden mehr als 100.000 Bundesbürger an den Folgen des Rauchens sterben und schätzungsweise 3.300 Todesfälle bei Nichtraucher/innen seien auf die Folgen des Passivrauchens zurückzuführen.
Welche Variante ist die richtige zur Rauchentwöhnung?
Eine Rauchentwöhnung ist unter gesundheitlichen Gesichtspunkten allen Tabakkonsumenten zu empfehlen, doch stellt sich hier die Frage, mit welcher Variante sich die besten Erfolge erzielen lassen. Während manchen Betroffenen die Lektüre eine Buches („Endlich Nichtraucher!“) ausreicht, versuchen Andere mit Hilfe von speziellen Seminaren, Hypnose, Akupressur oder den genannten Hilfsmitteln den Ausstieg zu finden. Insbesondere der Erfolg von nikotinhaltige Ersatzpräparate ist jedoch in der Fachwelt eher umstritten. Nicht zuletzt weil 83 Prozent der Ex-Raucher ohne Hilfsmittel aufgehört haben zu rauchen, erläuterte Martina Pötschke-Langer. Lediglich 10,4 Prozent der Ex-Raucher hätten im Suchtsurvey 2012 angegeben, ihre Sucht durch den Einsatz nikotinhaltiger Präparaten überwunden zu haben.
Ersatzpräparate mit zweifelhaftem Nutzen
Von den Rauchern, die einen Entzug mit Hilfsmitteln versuchten, nutzen lediglich vier Prozent klassische Nikotinkaugummis und -pflaster, berichtet Pötschke-Langer weiter. Zur E-Zigarette griffen 6,4 Prozent der Ex-Raucher, wobei hier die Bezeichnung „Ex-Raucher“ jedoch nur bedingt richtig scheint, zumal sich die E-Zigaretten-Konsumenten durch die Inhalation der verdampften Liquids anderen Gesundheitsrisiken aussetzen. Laut Pötschke-Langer ist „die große Gefahr bei E-Zigaretten das tiefe und häufige Inhalieren eines Chemiecocktails, von dem niemand genau weiß, was drin ist.“ Liquids ohne Nikotin könnten möglicherweise zwar ebenfalls der Entwöhnung dienen, doch sei die Datenbasis für eine Empfehlung nicht ausreichend. Zudem sei „selbst in angeblich nikotinfreien Liquids bereits Nikotin nachgewiesen“ worden. Des Weiteren bestehe die Gefahr einer Überdosierung bei zu häufigem, starken Ziehen an E-Zigaretten mit enthaltenen Nikotin-Liquids.
Selbstdisziplin der Schlüssel zum Erfolg
Bei Nikotinkaugummis und -pflastern ist das Risiko einer Überdosierung laut Aussage der Expertin indes „sehr gering“. Bei den Nikotinpflastern sei erst mit einem nikotinbedingten Atemstillstand zu rechnen, wenn die Pflaster großflächig über den gesamten Körper verteilt aufgebracht werden. Die Kaugummis könnten nach heftigem Kauen zu Übelkeit führen. Hier helfe kurzes Ankauen und „dann in der Backentasche ruhen lassen.“ Angesichts des eher bescheidenen Erfolgs, den die Präparate bei der Rauchentwöhnung erzielen können, ist ihr Einsatz jedoch ohnehin eher fragwürdig. Die Expertin des DKFZ betonte, dass Selbstdisziplin hier der bessere Weg sei, zumal Nikotin ein starkes Nervengift bleibe, auch wenn die Unbedenklichkeit der Präparate in zahlreichen Studien belegt wurde. Sollte die Entwöhnung beim ersten Mal nicht gelingen, rät Pötschke-Langer den Betroffenen nicht zu verzweifeln, sondern es lieber erneut zu probieren. Oft brauche es mehrere Versuche, doch mit Disziplin sowie gegebenenfalls ein wenig Unterstützung durch Freunde und Familie könne der Weg zum Nichtraucher in der Regel erfolgreich beschritten werden. (fp)
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