Rauchstopp im höheren Alter verlängert Leben
19.06.2012
Neuere Studien belegen, dass beinahe jeder zweite Mensch, der kontinuierlich raucht, an den Folgen des Rauchens stirbt. Aber wenn einer von zwei Rauchern den Nikotinkonsum einstellt, kann einer von Beiden vorzeitige Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs verhindern. Wie eine aktuelle Forschungsarbeit des Deutschen Krebsforschungszentrum zeigte, gilt das sogar für Menschen, die erst im 80. Lebensjahr einen Rauchstopp einlegten.
Rauchen gehört laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den zehn wichtigsten Auslösern von Todesfällen. Etwa 12 Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen sterben weltweit an den unmittelbaren Folgen der Sucht. Übersetzt heißt das, dass jeder zweite Raucher an den Folgen des Tabakkonsums vorzeitig verstirbt. Eine neuerliche Datenauswertung des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zeigte, dass auch Menschen über dem 60. Lebensjahr von einem sofortigen Stopp des Rauchkonsums profitieren können, um ihre Lebenszeit signifikant zu verlängern. Das Erstaunliche: Selbst Probanden über 80 Jahre konnten eine längere Lebenszeit erreichen, wenn sie das Rauchen im hohen Alter aufgaben.
Bislang kaum Forschungsarbeiten über Rauchstopp älterer Menschen
Bislang wurde der Kontext „Rauchen und ältere Menschen“ kaum erforscht. Daher „stellen wir eine gründliche Überprüfung und Metaanalyse von Studien zur Bewertung der Auswirkungen des Rauchens auf die Mortalität aller Ursachen bei Menschen 60 Jahre und älter zur Verfügung“ schreiben die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrum in ihrem Studienbericht. Dabei legten sich „ein besonderes Augenmerk auf die Stärke des Zusammenhangs von Alter, den Auswirkungen der Raucherentwöhnung im höherem Alter und Faktoren, die spezifische Auswirkungen des Rauchens in einer älteren Bevölkerung beeinflussen könnten“.
Ein Team aus Epidemiologen um Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg unternahm eine Datenanalyse aus 17 Studien aus den Jahren 1987 bis 2011. Die Datenlage ergab Studienteilnehmer aus sieben Staaten zwischen 863 und rund 877.000 Probanden sowie Beobachtungsphasen zwischen 3 und 50 Jahren. Dabei zeigte sich, dass das relative Risiko zu sterben bei Rauchern über dem 60. Lebensjahr um 83 Prozent höher lag, als bei Nichtrauchern. In der Auswertung zeigte sich, dass die erhöhte Sterberate durch Rauchen bei 60- bis 69jährigen Probanden 94 Prozent, die Risikoerhöhung bei den 70- bis 79jährigen 86 Prozent und bei den über 80jährigen 60 Prozent betrug.
Legten ältere Menschen einen Rauchstopp ein, war das Risiko eines vorzeitigen Todes im Vergleich zu den lebenslangen Nichtrauchern zwar immer noch um ein vielfaches erhöht, allerdings auch deutlich niedriger als bei den aktiven Konsumenten. Die Sterberate von ehemaligen Rauchern war demnach nur noch um 34 Prozent gegenüber dauerhaften Nichtrauchern erhöht. Im Detail war die Rate bei den über 60jährigen um 54 Prozent, der 70- bis 79jährigen um 36 Prozent und bei den über 80jährigen bei immerhin nur noch 27 Prozent erhöht.
Auch später Rauchstopp lohnt
Die Mortalitätsrate konnte sogar gesenkt werden, wenn Senioren erst sehr spät das Rauchen aufgeben. So konnten die späten Nichtraucher das Risiko einen frühzeitigen Tod zu erleiden immerhin im Vergleich zu den Aktivrauchern im Schnitt um 25 Prozent senken. Dieser Wert konnte erreicht werden, wenn die Teilnehmer einen Rauchstopp von mindestens zehn Jahren überstanden.
In einem begleitenden Kommentar zu den Studienergebnissen resümiert Professor Tai Hing Lam von der Universität Hongkong, dass der Leitsatz “Einer von zwei Rauchern stirbt an seinem Laster” auch für die höheren Semester gilt. Somit liefert die Studie einen wesentlichen Beitrag, um ältere Menschen zum Aufhören zu animieren. Auch das soziale Umfeld sollte den Betroffenen helfen, die Sucht zu bekämpfen. Daher die Botschaft des Experten: “Wer zwei Rauchern hilft, das Qualmen aufzugeben, hat damit mindestens ein Leben gerettet.” (sb)
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