Eiweiße in Rohmilch schützen vor Allergien und Asthma
20.04.2012
Wissenschaftler um Prof. Erika von Mutius von der Ludwig Maximilian Universität in München haben im Verlauf einer Studie herausgefunden, dass Wirkstoffe in der Rohmilch Kinder vor chronischen Erkrankungen wie Asthma und Allergie schützen. Die Forscher vertreten die Auffassung, dass sie mit ihrer Arbeit auf einen vielversprechenden Schutzmechanismus gestoßen sind.
Landkinder leiden seltener an Allergien
Einige Studien zeigten, dass Kinder, die auf dem Land aufwachsen, in der Regel ein geringeres Risiko für Allergien und Asthma entwickeln. Laut Aussagen von Forschern um die Münchener Allergologin Dr. Erika von Mutius gegenüber dem Naturmagazin „GEO“, kann speziell aufbereitete Milch eine Schutzfunktion gegen Heuschnupfen und Co produzieren. Forschungsarbeiten hätten gezeigt, dass sich das Asthma-Risiko für Kinder sogar deutlich um 40 bis 50 Prozent reduzieren ließe, wenn die Inhaltsstoffe beim pasteurisieren nicht vernichtet würden.
Bereits früher hatte das Forscherteam bei Untersuchungen auf einer Vielzahl von Bauernhöfen in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich festgestellt, dass Kinder in ländlichen Regionen wesentlich weniger unter allergischen Erkrankungen leiden, als im Vergleich Kinder in Städten. Nun vermuten die Wissenschaftler, dass neben weiteren Faktoren der tägliche Verzehr von Rohmilch eine schützende Wirkung entwickelt. Kinder könnten vor Heuschnupfen, Asthma und Pollenallergie geschützt werden.
Keime in der Rohmilch gesundheitsgefährdend
Der Konsum von nicht-pasteurisierter Milch ist allerdings nicht unbedenklich. Nicht-behandelte Milch direkt aus der Kuh enthält Mikroben und Keime, die der Gesundheit schwer zusetzen können. Rohmilch wird nicht erhitzt und ist vollkommen unbehandelt. Weil Bakterien schwerwiegende Infektionskrankheiten verursachen, wird die Milch seit dem 19. Jahrhundert vor dem Verkauf einer Pasteurisierung unterzogen. Weil aber eben jene Milch stark erhitzt wird, gehen viele wirkungsvolle Schutzfunktionen verloren. Beim pasteurisieren werden nicht nur die Keime abgetötet, sondern auch zahlreiche Proteine zerstört.
Ausgerechnet jene verlorengegangenen Eiweiße enthalten schützende Effekte, die eine Immunisierung gegen Lungenerkrankungen und Heuschnupfen forcieren, wie die Wissenschaftler gegenüber dem Magazin „GEO“ erklärten. Um die Schutzwirkung dennoch zu erreichen, wollen die Forscher daran arbeiten, die Rohmilch so zu modifizieren, so dass auch nach der Beseitigung der Keime die Eiweiß-Substanzen erhalten bleiben.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung wies darauf hin, dass das heimische Aufkochen der melkfrischen Milch möglich ist. Zuvor müsse aber sicher gestellt sein, dass bei der Milchgewinnung durch den Bauern die hygienischen Vorschriften eingehalten wurden. Beim Aufkochen werden keine wertvollen Inhaltsstoffe reduziert. Nur der Gehalt an Vitamin-C mindert sich etwas, so ein Sprecher. Auf dem Land bieten viele Biohöfe „Direkt vom Hof“ an. Dort können auch Verbraucher Rohmilch erwerben. Es könnte aber sein, dass die Eiweiße schon durch die normale Hitzeeinwirkung sich vermindern, weshalb die Forscher nach Alternativen suchen. (sb)
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