Rosa Ananas und lila Tomaten für die Gesundheit?
05.04.2015
In Deutschland ist der Großteil der Bevölkerung gentechnisch veränderten Lebensmitteln gegenüber sehr kritisch eingestellt. Auch in den USA bekommen die Hersteller solcher Nahrungsmittel mehr Gegenwind. Diese Firmen wollen nun Verbraucher von gentechnisch verändertem Obst und Gemüse überzeugen, das der Gesundheit dienen soll.
Firmen wollen Konsumenten gewinnen
Gentechnisch veränderte Lebensmittel werden von dem Großteil der deutschen Bevölkerung äußerst kritisch bewertet. In den Vereinigten Staaten sieht das – noch – etwas anders aus. So wurden beispielsweise erst kürzlich nicht bräunende Gentech-Äpfel in den USA zugelassen. Doch auch in den USA bekommen die Hersteller von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln mehr und mehr Gegenwind von Verbraucherschützern. Firmen versuchen dort nun, den vermeintlichen gesundheitlichen Nutzen ihrer Produkte hervorzuheben und damit Konsumenten zu gewinnen. In den kommenden Jahren werden die genetisch veränderten Nahrungsmittel möglicherweise von den zuständigen Behörden genehmigt. Dann könnte man im Supermarkt lila Tomaten finden, die vor einem Herzinfarkt schützen sollen oder rosa Ananas, die Krebs bekämpfen sollen.
Kritiker fordern Kennzeichnungspflicht
Die Produzenten haben die Hoffnung, dass die Verbraucher mögliche gesundheitliche Vorteile und den praktischen Nutzen dieser Nahrungsmittel zu schätzen wissen und sich weniger Sorgen über die gentechnischen Veränderungen machen. Der Leiter der Regulierungsstelle für gentechnisch veränderte Organismen (GMOs) im US-Landwirtschaftsministerium, Michael Firko, sagte einer Meldung der Nachrichtenagentur AP zufolge: „Sobald die Menschen mehr die Vorteile sehen, werden sie auch die Technik besser akzeptieren.“ Kritiker hingegen fordern schärfere Regelungen und eine Kennzeichnungspflicht für solche Nahrungsmittel. Das Landwirtschaftsministerium (USDA) ist jedoch lediglich für die Pflanzengesundheit der GMOs zuständig. Normalerweise geschieht das Einholen einer Genehmigung der Nahrungsmittelbehörde (FDA) durch die Hersteller nur auf freiwilliger Basis. „Viele dieser Dinge können durch herkömmliches Züchten erreicht werden“, erläuterte Doug Gurian-Sherman von der Verbraucherorganisation Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit. „Skepsis ist nötig.“
Anbau außerhalb der USA
Die Nachrichtenagentur beschreibt, wie das alles weitergehen könnte. Del Monte zum Beispiel hat eine rosafarbene Ananas erschaffen, die Lycopin enthält. Der Stoff verleiht Tomaten ihre rote Farbe, zählt zu den Antioxidantien und spielt möglicherweise eine Rolle bei der Vorbeugung gegen Krebs. Der Import wurde bereits genehmigt, angebaut wird die Frucht außerhalb der USA. Den Angaben zufolge will ein britisches Unternehmen in Amerika die Genehmigung für den Anbau und Verkauf violetter Tomaten beantragen. Die darin enthaltenen Bioflavonoide sollen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs senken können. Es gibt aber noch viel mehr Beispiele. So entwickeln Saatgutkonzerne wie Monsanto gentechnisch veränderte Sojabohnen, Raps und Sonnenblumenöle mit weniger gesättigten Fettsäuren und mehr Omega-3-Fettsäuren. Ein Zitrusunternehmen nutzt ein Spinatgen, um gentechnisch veränderte Orangenbäume zu entwickeln, die gegen eine bestimmte Zitruskrankheit immun sein sollen. Und die kanadische Firma, die den nicht braun werdenden Apfel geschaffen hat, experimentiert auch mit Pfirsichen und Kirschen.
Viele US-Bürger sehen Gentechnik kritisch
In den USA sind bereits einige gentechnisch veränderte Obst- und Gemüsesorten im Handel erhältlich. Zum Beispiel hawaiianische Papaya oder einige Zucchini und Kürbisse sowie eine geringe Menge Mais für den menschlichen Verzehr. Der Großteil der GMO-Produkte sind aber Mais und Sojabohnen, die als Viehfutter verwendet oder zu Lebensmittelzusatzstoffen wie Maisstärke, Sojaöl oder Maissirup verarbeitet werden. Doch auch in den USA wird der Einsatz von Gentechnik kritisch sehen. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Meinungsforschungsinstituts GfK vom Dezember zufolge sprechen sich zwei Drittel der US-Bürger für eine Kennzeichnung von GMO-Produkten aus.
Wachsendes Interesse für gesunde Ernährung nutzen
Daher versuchen die Produzenten, sich das wachsende Interesse vieler Verbraucher für gesunde Ernährung zunutze zu machen. Doug Cole von J.R. Simplot, dem Unternehmen, das Kartoffeln mit geringerer Neigung zu Fleckenbildung entwickelt hat, meinte, dass die neuen Produkte sowohl Herstellern als auch Verbrauchern Vorteile böten. Bauern hätten mit ihnen höhere Erträge und Konsumenten weniger Arbeit bei der Zubereitung. Cathie Martin, die britische Wissenschaftlerin, die die violetten Tomaten entwickelt hat, will diese in den USA irgendwann als Saft verkaufen. Sie meinte, dass gerade gesundheitsbewusste Verbraucher, die der Gentechnik kritisch gegenüberstehen, von einem Produkt angetan sein müssten, das zur Senkung des Krebsrisikos beitragen könne. Martin sagte: „Dieses Produkt wurde geschaffen, damit es ihnen nützt.“
Einzelhandel wartet noch ab
Derzeit wägt der Einzelhandel sein Vorgehen noch ab. Die Fast-Food-Kette McDonald’s beispielsweise kauft in den USA Simplots herkömmliche Kartoffelprodukte. Wie das Unternehmen erklärte, gebe es gegenwärtig keine Pläne, auch GMO-Kartoffeln zu beziehen. Von anderen Einzelhandelsketten wurde zugesichert, keinen gentechnisch veränderten Lachs zu verkaufen, dessen Zulassung die FDA derzeit noch prüft. In der Europäischen Union (EU) ist zwar eine Kennzeichnung von Inhaltsstoffen, die aus gentechnisch veränderten Pflanzen bestehen, Pflicht. Doch immer wieder weisen Verbraucherschützer oder Organisationen wie Greenpeace auf Produkte hin, die gentechnisch veränderte Zutaten wie Sojabohnen, Zucker oder Maisstärke enthalten. Laut Umweltaktivisten stammen die betroffenen Lebensmittel so gut wie immer aus den USA. (ad)
>Bild: Gaby Droß / pixelio.de
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