Rückenschmerzen und Schwindelattacken? Diagnose beim Zahnarzt kann Wunder bewirken
17.06.2014
Migräne, Kopf- und Ohrenschmerzen, aber auch verspannte Schultern, Rückenschmerzen und sogar Tinnitus: Welcher Betroffene ahnt schon, dass diese Beschwerden, oftmals begleitet von Schwindelattacken, mit unserem Kauapparat zu tun haben können. Denn das komplexe System unseres Kiefergelenkes ist durch Nerven und Muskeln mit Kopf und Schultern verbunden. Viele Patienten mit ausgeprägten Beschwerdesymptomen ohne erklärbare Ursache haben eine jahrelange Ärzte-Odyssee hinter sich.
CMD – hinter diesen drei Buchstaben steht der Begriff Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion. Gemeint sind Störungen im Kausystem, auf die der Körper schmerzhafte Reaktionen zeigt. Etwa einer von 15 Deutschen ist behandlungsbedürftig. Ob für die Schmerzen CMD zugrunde liegt, sollte vom Zahnarzt abgeklärt werden.
Seelische Belastungen als Auslöser
Unser Kausystem muss man sich als eine präzise aufeinander abgestimmte Einheit zwischen Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula) vorstellen, die über sensible Ausgleichsmechanismen verfügt. „Bereits Veränderungen im Mikrometerbereich stören dieses Zusammenspiel und können chronische Fehlbelastungen von Muskeln, Zähnen und Kiefergelenken erzeugen“, erklärt Zahnarzt Dr. med. Jürgen Ludolph, CMD-Spezialist im Team von Zahnärzte Falkenried aus Hamburg. Sowohl ein ungleichmäßiger Biss als auch seelische Belastungen als Auslöser von Beschwerden sind individuell zu betrachten und in ihrer Ausprägung so unterschiedlich wie jeder Mensch.
Die Ursachen für eine Fehlregulation sind vielschichtig. Zahn- und Kieferfehlstellungen, eine veränderte Bisslage durch gekippte Zähne sowie zu hohe Füllungen zählen dazu. Dr. med. Jürgen Ludolph: „Falsch konstruierter Zahnersatz kann erhebliche Auswirkungen auf das gesamte körperliche Wohlbefinden haben. Auch der mentale Bereich spielt eine große Rolle, weil häufig Stress die muskuläre Überaktivität im Unterkiefer auslöst.“ Fehle dagegen der erforderliche Biss durch zu niedrige Zähne und Zahngruppen, werde die Fehllage durch erhöhte Beißkräfte ausgeglichen, um wieder Zahnkontakt zu bekommen.
Pressen im Schlaf belastet auch umliegende Muskeln
Nächtliches Knirschen in Kombination mit psychischen Belastungen wie Stress beansprucht das Kiefergelenk übermäßig und schädigt es langfristig. Das Pressen der Zähne im Schlaf belastet aber auch die umliegenden Muskelpaare. In sehr schmerzhafter Ausprägung ist es dem Patienten kaum mehr möglich, den Mund uneingeschränkt zu öffnen. Weitere Krankheitszeichen können Knackgeräusche im Kiefergelenk und das Reiben der Gelenke aufeinander sein.
Ein Zahnarzt klärt die Bisssituation ab
Mit professioneller Unterstützung ist eine Heilung möglich. „Da CMD-Beschwerden nicht nur funktionale Störungen des Kausystems zugrunde liegen, sondern auch psychische Belastungen wie Stress körperliche Probleme machen können, setzen wir auf eine ganzheitliche Behandlung“, erklärt Dr. Jürgen Ludolph. Die Diagnose wird durch eine gezielte und sorgfältige Untersuchung erarbeitet: Durch das Abtasten von Muskeln, Sehnen und Bändern im Kauorgan und einer Abklärung der Bisssituation. Auch die Kieferbeweglichkeit wird gemessen. Zusätzliche Belastungsprüfungen ermitteln den Zustand der Muskulatur und der Kiefergelenke. Das Team der Zahnärzte am Falkenried setzt auf das Netzwerk von Spezialisten und Co-Therapeuten wie Osteopathen, Orthopäden und Heilpraktikern.
Knirscherschienen sorgen für Entlastung
In einfachen Fällen schützen Knirscherschienen vor nächtlichem Zahnabrieb. Sie sorgen für eine Entlastung der Kaumuskulatur und entspannen die Kiefergelenke. Dr. Jürgen Ludolph: „Einen falschen Biss können wir durch Einschleiftherapie, geklebte Aufbauten, qualitativ hochwertigen Zahnersatz oder Kieferorthopädie ausgleichen.“ (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.