Rund 15 Millionen Operationen pro Jahr
12.10.2011
In Deutschlands Kliniken wurde im letzten Jahr etwa 14,9 Millionen Mal operiert. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden ist die Zahl der medizinischen Eingriffe an Patienten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent angestiegen. Bereits im Vorjahr waren Operationen und therapeutischen Prozeduren um 7,7 Prozent stark gestiegen.
Etwa 47 Millionen Mal wurden medizinische Therapien und Operationen im vergangenen Jahr 2010 in deutschen Krankenhäusern durchgeführt. Insgesamt betrachtet ist nach Angaben der Statistiker ein Anstieg von 5,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2009 zu verzeichnen. Auf einen Krankenhausaufenthalt entfielen demnach durchschnittlich 2,7 Therapien und Operationen dieser Art.
Fast ein Drittel aller vollstationärer Maßnahmen entfielen auf Operationen. Somit wurden rund 14,9 Millionen medizinische Eingriffe an Patienten unternommen. Mit einem Anteil von 26,8 Prozent wurden in nicht-operative Behandlungen vollzogen. Die Maßnahmen zur Diagnostik nahmen mit 9,4 Millionen Untersuchungen den dritten Platz ein. Der Rest verteilte sich auf die bildgebende Diagnostik wie MRT oder CT mit 8,4 Millionen, ergänzende Maßnahmen wie zum Beispiel Geburtsvorbereitungen n(1,6 Millionen) sowie die Verabreichung von speziellen Arzneimitteln wie die Chemotherapie mit 300.000 Maßnahmen.
Am häufigsten wurden Menschen im Rentenalter operiert. Der Anteil der Rentner und Renterinnen ab 65 Jahre lag bei 42,2 Prozent. Zu den meisten Eingriffen zählen operative Eingriffe am Darm. An zweiter Stelle waren Hüftgelenkoperationen sowie die endoskopische Operationen an den Gallengängen. In der Altersgruppe der 45 bis 64 Jährigen wurde am meisten an den Gelenkknorpeln und an den Menisken operiert. Danach folgen die frauenspezifischen Eingriffe wie der Gebärmutterentfernung oder bei Männern die Leistenbruch-Operation.
Frauen im jüngeren Alter (15 bis 44) wurden aufgrund einer Entbindung (z.B. Kaiserschnitt) am häufigsten operiert. Männer in dieser Altersklasse wurden in erster Linie an den Nasenmuscheln und Gelenkknorpeln oder Menisken operiert. Bei Kindern bis 14 Jahren gehörten das Einschneiden des Trommelfells zur Eröffnung der Paukenhöhle sowie die Entfernung der Rachenmandeln zu den häufigsten Operationen.
Seit längerer Zeit kritisieren Krankenkassen und einige Mediziner den kontinuierlichen Anstieg der vollstationären Eingriffe. Kritiker bemängeln den zu schnellen Griff zum Skalpell, obwohl andere nicht-operative Behandlungen noch nicht ausreichend ausgelotet wurden. So werden zahlreiche Eingriffe aufgrund von Rückenschmerzen (Bandscheibenvorfall) durchgeführt, obwohl alternative Therapien oftmals zielführender erscheinen. Hintergrund des Anstiegs ist nach Ansicht der Krankenkassen der steigende Kostendruck der Kliniken. Je mehr Operationen durchgeführt werden, je höher sind auch die Budgets der Krankenhäuser. (sb)
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Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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