Heuschnupfen-Patienten werden in Apotheken schlecht beraten
09.05.2011
Heuschnupfen-Patienten werden in der Apotheke nur ungenügend beraten. Nicht nur, dass meist der Hinweise auf einen erforderlichen Arztbesuch unterbleibt, auch werden häufig die falschen Präparate empfohlen, so das Ergebnis einer Untersuchung des „NDR“.
Bei Heuschnupfen ist laut Aussage des Deutschen Allergie- und Asthmabundes dringend ein Besuch beim Arzt oder Allergologen zu empfehlen, da möglicherweise eine Asthma-Erkrankung als Ursache der Beschwerden in Frage kommt. Doch viele Deutsche gehen in der momentanen Heuschnupfen-Hochsaison lieber in die Apotheke als um Arzt. Dort lassen sie sich vom Apotheker beraten und decken sich anschließend mit entsprechenden Heuschnupfen-Präparaten ein. Die Beratung lässt jedoch häufig zu wünschen übrig und die verkauften Arzneimittel können nur in den wenigsten Fällen dazu beitragen, dass die Symptome des Heuschnupfen zurückgehen, konstatierte das Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“.
Beratung der Apotheker bei Heuschnupfen ungenügend
Bei Stichproben in den niedergelassenen Apotheken haben Probanden des Magazins „Markt“ stets die selben typischen Heuschnupfen-Symptome, wie juckende Augen, triefende Nase und regelmäßigen Reizhusten, beschrieben. Bei den dargestellten Beschwerden sollten die Apotheker nach Ansicht des Deutschen Allergie- und Asthmabundes den Kunden dringend einen Arztbesuch empfehlen, um eine beginnende Asthmaerkrankung als Ursache der Symptome auszuschließen. Den Ratschlag einen Arzt aufzusuchen erteilten jedoch lediglich 40 Prozent der Apotheker, obwohl ihnen das Risiko einer Asthma-Erkrankung durchaus bewusst sein müsste, so das Ergebnis der „Markt“-Untersuchung. Stattdessen verkauften die Pharmazeuten ihren Kunden zahlreiche Präparate zur Linderung der Symptome. Jede untersuchte Apotheke empfahl den Testkunden dabei unterschiedliche Wirkstoffe, um gegen die Heuschnupfen-Beschwerden anzugehen. Von Nasenspray über Augentropfen bis hin zu Lutschtabletten reichte das empfohlene Repertoire der Apotheker, doch die Wirkung einiger Empfehlungen erscheint laut Aussage von Dr. Kristine Breuer, Allergologin im Dermatologikum Hamburg, gegenüber dem „NDR“ mehr als fragwürdig. So würde Breuer von „Lutschtabletten, die man bei Erkältungen mit hustenstillender Wirkung einsetzt, keinen Nutzen erwarten“. Außerdem sei der Husten „Ausdruck einer allergischen Reaktion der tiefen Atemwege“ und da könne eine falsche Behandlung „natürlich auch gefährlich werden“, warnte die Allergologin.
Aufklärung der Heuschnupfen-Patienten aus Geschäftsinteresse vernachlässigt?
Ursula Wens von der Verbraucherzentrale Hamburg betonte gegenüber dem „NDR“-Magazin, dass es „besorgniserregend (sei), wenn Apothekerinnen und Apotheker Patienten nicht richtig aufklären.“ Dr. Kristine Breuer empfiehlt den vermeintlichen Heuschnupfen-Patienten bei Reizhusten unbedingt einen Arzt oder Allergologen aufzusuchen und bei sonst starken Heuschnupfen-Beschwerden auf cortisonhaltiges Nasenspray und Antihistamin-Tabletten zurückzugreifen. Eine entsprechende Empfehlung wurde jedoch von lediglich einer der getestete Apotheke ausgesprochen. Stattdessen rieten die Apotheker zur Verwendung der verschiedensten frei verkäuflichen Produkte, offenbar nicht ganz ohne Interesse an ihren eigenen Geschäften, wie auch die vom „NDR“ festgestellten Preisunterschiede in den einzelnen Apotheken nahelegen. Bei den frei verkäuflichen Medikamenten stellte das Magazin „Markt“ Preisdifferenzen von bis zu fünf Euro bei den gleichen Präparate fest. Wie sich diese erklären, wollte die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) bisher jedoch nicht kommentieren. Die ABDA hat trotz Nachfrage des „NDR“ zu den Ergebnissen der aktuellen Recherche bisher keine Stellung genommen.
Schutzmaßnahmen während der Heuschnupfen-Saison
Heuschnupfen-Patienten, denen bereits eine entsprechende Diagnose vorliegt, können laut Experten wie Dr. Wolfram Feußner, Allergologe und Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde aus Kassel, neben den gängigen Arzneimitteln auch auf einige relativ einfache Präventionsmaßnahmen zurückgreifen, um ihre Symptome zu lindern. So sollten die Fenster der Wohnung tagsüber geschlossen bleiben und nur Nachts oder nach dem Regen gelüftet werden, um die Pollenbelastung in den eigenen vier Wänden möglichst gering zu halten. Straßenkleidung, sollte in einem gesonderten Raum aufbewahrt uns keinesfalls mit ins Schlafzimmer genommen werden. Vor dem Schalfengehen ist Haarewaschen angebracht und darüber hinaus lässt sich durch regelmäßiges Abwaschen des Gesichts die Pollenbelastung deutlich reduzieren. Auch Nasenduschen können unter Umständen dazu beitragen, die Nase von den Pollen zu befreien. Der eher unkonventionell Tipp von Dr. Wolfram Feußner zum Heuschnupfen-Schutz ist jedoch: Die Nase innen mit etwas Vaseline Einreiben und nach dem Aufstehen mit ein wenig Speiseöl gurgeln. Dahinter steht der Gedanke, die Pollen zu binden und so die allergischen Reaktionen zu reduzieren.
Behandlung der Heuschnupfen-Ursachen
Wer nicht länger die Symptome des Heuschnupfens sondern dessen Ursachen bekämpfen möchte, kann auf schulmedizinischem Wege mit der Hyposensibilisierung gegen die allergischen Reaktionen vorgehen. Dabei wird das Immunsystem über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren mit kleinen Dosen an die Allergieauslöser gewöhnt, so dass bei erfolgreichem Therapieverlauf am Ende keine allergischen Reaktionen mehr auftreten. Der extrem lange Behandlungszeitraum ist für viele Heuschnupfen-Patienten jedoch bis heute eher abschreckend. Als Alternative zur schulmedizinischen Hyposensibilisierung werden in der Naturheilkunde zahlreiche Maßnahmen angewandt, die ebenfalls an den Ursachen des Heuschnupfens ansetzten. So wurden zum Beispiel mit pflanzlichen Therapien, Entspannungsverfahren, Magnetfeld/Bioresonanz-Verfahren, Eigenblut-Therapien sowie Selbstsuggestion, Akupunktur und Homöopathie bereits weitreichende Behandlungserfolge erzielt. Gehen die Heuschnupfen-Symptome im Zuge der naturheilkundlichen Therapie nicht zurück, sollten die Allergikern unbedingt einen Arzt konsultieren, da laut Aussage des Deutschen Allergie- und Asthmabundes die allergischen Reaktionen auf Lungen und Bronchien übergehen können und ein unbehandelter Heuschnupfen schlimmstenfalls Asthma verursachen kann. (fp)
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Bild: siepmannH, Pixelio.de
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