Schließung der BKK für Heilberufe unvermeidbar
15.10.2011
Die Krankenkasse BKK für Heilberufe wird voraussichtlich zum ersten Januar 2012 geschlossen. Nach Ansicht des Geschäftsführers des BKK Kassenvorstands Heinz Kaltenbach ist die betroffene Krankenkasse „nicht mehr lebensfähig“.
Im Zuge der Gesundheitsreform wurden die Zusatzbeiträge eingeführt. Seit Anfang des Jahres können die Krankenkassen die Höhe der Pauschalbeiträge im Gegensatz zu den regulären Beitragssätzen selbst bestimmen. Nach Ansicht des Gesetzesgebers sollen die gesetzlichen Krankenversicherungen so finanzielle Schwierigkeiten ausbalancieren, falls die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht mehr ausreichen. Eben jene Zusatzbeiträge haben zahlreiche Kassen in massive Bedrängnis manövriert. Denn nur eine Minderheit der Kassen erhebt einen Zusatzbeitrag. Die Folge: Vor allem junge und Einkommensstarke Krankenversicherte machten von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch und wechselten den Anbieter. Durch den massiven Mitgliederschwund und der veränderten Mitgliederstruktur konnten die wenigsten Zusatzbeitrags-Krankenkassen ihre Finanznöte revidieren. So auch die BKK für Heilberufe, die noch vor einigen Jahren über 400.000 Menschen versicherte. Von dem damaligen Mitgliederstamm sind lediglich 80.000 Versicherte geblieben. Unter ihnen waren überproportional viele Schwerkranke, Alte und chronisch Kranke, die mehr kosten als Beitragssätze, Zuweisungen und Zusatzbeiträge hergeben.
Kassenschließung bei fehlender Fusion unvermeidbar
Der BKK für Heilberufe ereilt sehr wahrscheinlich das selbe Schicksal wie die bereits geschlossene City BKK. Seit Einführung des Gesundheitsfonds steht somit die zweite Kasse vor dem endgültigen Aus. Eine Schließung ist nicht mehr zu vermeiden, kommentierte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen Heinz Kaltenbach die Situation der BKK für Heilberufe. "Die Kasse ist in sich nicht mehr lebensfähig." Als möglichen Schließungstermin nannte der Bundesvorsitzende den 1. Januar 2012. Anfang November wird das Bundesversicherungsamt als oberste Kassenaufsicht über die Zukunft der Kasse entscheiden. In dem Anhörungsverfahren muss der Vorstand erläutern, welche Maßnahmen ergriffen werden, um eine Insolvenz zu verhindern und eine Liquidation zu gewährleisten. Experten befinden, dass die einzige Möglichkeit darin besteht, mit einem solventen Mitbewerber einen Zusammenschluss zu bilden. Bisherige Gespräche waren bis heute immer wieder gescheitert. Einzig die AOK Hamburg/Rheinland signalisierte die vorsichtige Bereitschaft, Gespräche zu führen. Hierfür muss die BKK für Heilberufe alle Strukturprobleme offen legen, wie ein Sprecher der AOK betonte. Findet die bedrohte Kasse bis dahin keinen adäquaten Fusionspartner, ist das Ende praktisch besiegelt. Dann müssen sich die verbliebenen Mitglieder eine neue Krankenkasse suchen.
Zustände wie nach Schließung der City BKK sollen vermieden werden
Der BKK Vorstandschef betonte, „Zustände wie bei der Schließung der City BKK Mitte des Jahres sollten vermieden werden“. Vor allem chronisch Kranke und ältere Menschen hatten große Probleme eine neue Kasse zu finden und wurden trotz Gesetzesregelungen vielfach bereits telefonisch abgewiesen. Der Grund: Die Kassen befürchteten selbst in eine finanzielle Schieflage zu geraten, wenn sich die Mitgliederstruktur ungünstig verändern würde. Aus ökonomischer Sicht sei es besser, alle Versicherten im Falle einer Schließung „auf allen anderen Kassen zu verteilen“, so der BKK Verbandsvorsitzende Kaltenbach.
Zusatzbeitrag-Krankenkassen in Bedrängnis
Solange es keine flächendeckenden Zusatzbeiträge gibt, stecken die Kassen in schwer Bedrängnis. Auf der einen Seite sind sie auf die zusätzlichen Beiträge angewiesen, um strukturelle Probleme auszugleichen und auf der anderen Seite laufen ihnen die Mitglieder davon. Zum Jahreswechsel wollen sich deshalb die DAK und die BKK Gesundheit zu einer gemeinsamen Krankenkasse zusammenschließen, um mit einer gestärkten Mitgliederanzahl besser auf dem Kassenmarkt zu behaupten. Krankenkassen denen der Fusionsweg verwehrt bleibt, haben das Nachsehen und geraten in die Gefahr der Insolvenz. Wird die BKK für Heilberufe geschlossen, verlieren auch die rund 150 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. (sb)
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Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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