Hautschmuck: Wie Tattoos schmerzvoll wieder entfernt werden können
01.05.2012
So mancher bereut alte Tattoo-Jugendsünden, die an Armen, Beinen, am Po, auf dem Oberkörper und sogar im Gesicht prangen. Zwar können die Tattoos schmerzhaft auch im Nachhinein wieder entfernt werden, doch die Ergebnisse lassen oft zu wünschen übrig. In manchen Fällen bleiben sichtbare Vernarbungen und manche Farben lassen sich nie ganz entfernen.
Gerade im Sommer wollen die meisten endlich wieder Haut zeigen. Dann wird alles sichtbar, was sich bisher unter der Kleidung versteckt hat. Für die einen sind die Tattoos schöner Hautschmuck und für andere jugendliche Sünden, die schnell wieder weg sollen. Auf das „Radieren von Tattoos auf der Haut“ haben sich Fachärzte aber auch zahlreiche Tattoo-Studios spezialisiert.
Roy Vinnai, vom Tübinger „Piercing & Tattoo-Entferner Studio“ erklärte gegenüber der „Welt“, warum sich seine Kunden ihre Schriftzeichen und Symbole entfernen lassen wollen. "Sie wollen sich von ihren Jugendsünden befreien." Früher waren die gestochenen Zeichen eventuell mal kultig, heute gelten sie nicht nur in der Szene als geschmackliche Verirrung.
Jugendsünde Hirschgeweih über dem Steißbein
Katrin Kahler (37) aus Burgdorf bei Hannover ärgert sich noch heute. „Damals habe ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht“. Die Rede ist vom berühmten „Geweih“ über dem Gesäß. Genau über dem Steißbein tragen Hunderttausende Frauen in Deutschland ein Bildnis über dem Po. „Ich habe mir damals ein schwarzes Tribal stechen lassen“, berichtet Kahler. „In meiner Jugend fand ich das Bild sehr schick, doch heute im Erwachsenenalter traue ich mich kaum ins Schwimmbad zu gehen“. Kahler hat einen Termin bei einem Dermatologen vereinbart. Der soll nun begutachten, ob eine Entfernung möglich ist und wie lange diese dauert.
Andere müssen ihre Hautbilder entfernen, weil sie ansonsten im Beruf Probleme bekommen könnten. Vinnai berichtet, ein Vater hätte seine Tochter ins Studio gebracht, weil sie eine Ausbildung als Versicherungskauffrau beginnen wollte. Das Tattoo auf dem Arm musste weg, damit die Seriosität keinen Schaden nimmt. Häufig aber wollen Kunden auch ihre alten Liebesschwüre und Kürzel wegmachen lassen. Kaum jemand will den Namen seines Ex-Freundes oder Ex-Freundin auf der Haut tragen, wenn die Liebe längst vergangen ist.
Laserbehandlung zur Tattoo-Entfernung: Grüne Farbe bleibt meistens bestehen
Die einzige Methode, um die Tattoos ohne Hautschnitte zu entfernen, ist die Behandlung mit einem Lasergerät. Durch schnelle, heftige Wellen des Lasers verdampfen die Farbpigmente. Würden die Wellen langsam verlaufen, „würde die Haut verbrennen“, wie der Facharzt für Dermatologie, Dr. Bernd Datz gegenüber der Zeitung erklärte. Der Hautarzt ist Inhaber einer Laserklinik in Tübingen. Für jede Farbe hat der Mediziner ein spezielles Gerät und entsprechender Wellenlänge. Der Mediziner berichtet, ein Laser für die schwarze Farbe besitzt 1064 Newtonmeter. Schwarze Tattoo-Farbe wird beispielsweise für japanische Schriftzeichen in den Studios verwendet. Für die Rottöne verwendet der Hautspezialist ein Gerät mit 532 Newtonmeter. Schwierig wird es bei den grünen Farben. Ein Kunde wollte zum Beispiel ein Segelboot mit Meer entfernen lassen. Das Meer hatte die Farbe Grün. Nach der Laserbehandlung war „das grüne Meer ist immer noch da".
Schmerzvolle Therapie ohne lokale Betäubung
Die Therapie wird ohne eine Vollnarkose oder örtlicher Lokalanästhesie durchgeführt. Ansonsten könnte es sein, dass sich „Narben bilden“, wie Datz gegenüber „Welt“ sagt. Durch eine örtliche Betäubung bildet sich Feuchtigkeit in der Haut. Diese schwillt dann an. Gemeinsam mit den Laserstrahlen würden Narben entstehen.
Die Tattoo-Entfernung schmerzt mindestens so, wie das Tätowieren selbst. „Als ich mich das erste Mal behandeln ließ, musste ich mich sehr zusammen reißen“, berichtet auch Kahler. Eine Prozedur reicht aber nicht aus, um das Bildnis gänzlich verblassen zu lassen. Es kann ziemlich lange dauern, bis das Tattoo völlig verschwindet. Nach jeder Entfernungstherapie ist eine Erholungsphase wichtig. So vergehen oft mindestens vier Wochen, bis die nächste Sitzung unternommen wird. „Ich muss mindestens zehn mal zur Entfernung, bis das Tattoo hoffentlich weg ist“, erzählt Kathrin Kahler nach ihrer ersten Sitzung. Vinnai bestätigt, in der Regel sind zehn Sitzungen, demnach neun Monate Behandlung der Durchschnitt.
Kompliziert wird es, wenn die Tattoos nicht in einem Studio, sondern wohl möglich mit einer selbstgebauten Maschine gestochen wurden. „Dabei werden die Farben meist in viel tiefere Hautschichten gesetzt“, erzählt Helge A., Tätowierer aus Hannover. Er rät in solchen Fällen seinen Kunden, darüber nachzudenken, eine neue und ansehnlichere Tätowierung „rüber stechen zu lassen“, wie er sagt. Nach seiner Meinung ist eine vollständige Entfernung in solchen Fällen äußerst schwierig.
Manchmal kann die Entfernung auch über Jahre andauern, wie der Dermatologe Datz erklärt. Er hatte schon Fälle, die sich bis zu zwei Jahre hinzogen. In den Sommermonaten muss die Behandlung oft aufgrund der Sonneneinstrahlungen und Hitze ausgesetzt werden. Nicht fehlen darf der Hinweis des Bundesinstituts für Risikobewertung. Die Risikobewerter sind der Ansicht, dass die Lasertherapie einige gesundheitlichen Risiken möglicherweise beinhalte, weil die genauen Wechselwirkungen durch chemische Verbindungen während der Laserbestrahlung noch ungeklärt sind.
Wie teuer ist eine Tattoo-Entfernung?
Eine Tattoo-Entfernung ist nicht billig und wird auch nicht von den Krankenkassen übernommen, obwohl es Hinweise gibt, dass die Farben ein Gesundheitsrisiko darstellen. Rund 100 Euro kostet je nach Anbieter eine Sitzung. Muss ein aufwendiges Bild entfernt werden, kann das zwischen 1000 und 2000 Euro kosten. Eine Lasertherapie ist somit oft teurer als das Tattoo einmal selbst gekostet hat.
Wurden die Tattoos gerade erst gesetzt, können diese nicht sofort entfernt werden, erklärt Vinnai. Mindestens sechs Monate müssen vergangen sein, bis der Anker am Unterarm oder der Totenkopf auf der Schulter wieder entfernt werden kann. „Ich rate jedem genau zu überdenken, ob man das Bild wirklich ein Leben lang mit sich umhertragen will“, rät daher Kahler aus eigener Erfahrung. Und der Arzt sagt, jeder sollte mindestens „fünf Mal überprüfen, ob man das Tattoo wirklich will". Eine gute Methode ist, das Motiv sechs Monate jeden Tag anzuschauen, bevor es wirklich tätowiert wird. Schnellschüsse bei der Auswahl des Motivs sollten vermieden werden. (sb)
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Bilder: Sabrina Gonstalla, Verena N. / pixelio.de
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