Rauchen in der Schwangerschaft verursacht jahrelange Beeinträchtigungen der Kinder
22.06.2011
Rauchen in der Schwangerschaft kann schwerwiegenden Folgen für das ungeborene Kind mit sich bringen. Australische Forscher der Universität von Sydney haben herausgefunden, dass die Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft geraucht haben, geringere Blutwerte des High-Density-Lipoproteins (HDL) aufwiesen. HDL nimmt überschüssiges Cholesterin aus den Körperzellen auf und transportiert dies in Richtung Leber, wodurch das Risiko einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und möglicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduziert wird, erklärten Julian Ayer vom Royal Prince Alfred Hospital in Sydney und Kollegen in der Online-Ausgabe des Fachmagazins „European Heart Journal“.
Die Gesundheit der Kinder werde durch das Rauchen in der Schwangerschaft auf Jahre belastet, so das aktuelle Studienergebnis der australischen Forscher. Neben den bereits bekannten gesundheitlichen Beeinträchtigungen, werde die Produktion des herzschützenden Cholesterins HDL bei den Kindern über Jahre deutlich beeinträchtigt, erklärten Julian Ayer und Kollegen. Damit verbunden sei ein erheblich gesteigertes Risiko der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der ebenfalls an der Untersuchung beteiligte David Celermajer von der University of Sydney betonte: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass das Rauchen werdender Mütter den Kindern im Mutterleib eine Reihe ungesunder Eigenschaften mitgibt, die sie später anfälliger für Herz- und Schlaganfälle machen könnten.“ Ältere Studien haben bereits eine Vielzahl negativer Konsequenzen des Rauchen in der Schwangerschaft auf die zukünftige Entwicklung des Kindes festgestellt. Zu dem überraschendsten Resultat kam dabei im November letzten Jahres eine Studie von US-Forschern der Harvard Universität, die einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen in der Schwangerschaft und einer kriminellen Entwicklung der Kinder feststellte.
Deutlich erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die australischen Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Untersuchung nun eine jahrelange Beeinträchtigung der Ausschüttung des Cholesterins HDL bei Kindern von rauchenden Schwangeren nachgewiesen. Julian Ayer und Kollegen untersuchten 405 Achtjährige, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten und kamen dabei zu dem Ergebnis, dass der HDL-Wert der Kinder auch im Alter von Acht Jahren noch rund 15 Prozent unter den Blutspiegelwerten von Nichtraucher-Kindern lagen. Der Zusammenhang habe sich auch unter Berücksichtigung weiterer Einflussgrößen, wie Passivrauchen, der Ernährung, den körperlichen Aktivitäten und möglichem Übergewicht bestätigt, berichten die australischen Wissenschaftler. David Celermajer von der University of Sydney erklärte, dass die Raucher-Kinder einem „10 bis 15 Prozent höheren Risiko von Herzkrankheiten“ unterliegen. Dieses Risiko bleibe „mindestens für die ersten acht Lebensjahre, aber wahrscheinlich noch viel länger“ bestehen. Wahrscheinlich werde sich die niedrigen HDL-Werte auch bis ins Erwachsenenalter nicht normalisieren, erklärten die australischen Forscher.
Trotz Gesundheitsrisiken für die Kinder rauchen viele werdene Mütter
Den Wissenschaftlern zufolge rauchen – trotz der bekannten Risiken für die ungeborenen Kinder – in den westlichen Ländern rund 15 Prozent der Mütter auch während der Schwangerschaft. Da hierdurch erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen der Kinder verursacht werden können, sollten Mütter, die während der Schwangerschaft geraucht haben, und Ärzte nach der Geburt besonders auf bestimmte Risikofaktoren der Heranwachsenden wie Bluthochdruck oder das Low Density Lipoprotein (LDL), „das schlechte Cholesterin, achten“, erklärte der Kardiologieprofessor Celermajer. Eine Verbesserung des HDL-Spiegels ist laut Aussage des Experten durch regelmäßigen Sport und eine gesunde Ernährung möglich. Ausdauersport und der Verzehr von pflanzlichen Ölen mit ungesättigten Fettsäuren anstatt tierischer Fette, könne zu einer deutlichen Verbesserung der HDL-Werte beitragen, erläuterten die Experten. Doch die durch das Rauchen in der Schwangerschaft hervorgerufenen Beeinträchtigungen werden die betroffenen Kinder vermutlich ein Leben lang begleiten, so das Fazit von Julian Ayer und Kollegen. (fp)
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