Studie: Mit Kleinen Tricks statt Appellen zu gesundem Lebenswandel verhelfen
21.09.2012
Gutgemeinte Ratschläge oder drohende gesundheitliche Konsequenzen helfen scheinbar weder dabei, die Ernährung umzustellen, noch regelmäßig Sport zu treiben. Obwohl die zum Teil gravierenden Folgen eines ungesunden Lebensstils bekannt sind, steht häufig die Bequemlichkeit im Weg. Britische Forscher haben herausgefunden, wie Menschen dennoch zu einem gesunden Lebenswandel motiviert werden können.
Bequemlichkeit austricksen und gesunden Lebenswandel führen
Laut Theresa Marteau von der Universität Cambridge und ihrem Team ändern Menschen ihr Verhalten, wenn es ihnen leichtgemacht wird. Befindet sich die Salatbar ganz hinten im Raum, ist vielen Menschen der Weg zu weit und sie greifen lieber zu süßen Desserts, die ganz in der Nähe stehen. So siegen im Alltag regelmäßig Bequemlichkeit und Gewohnheit, während die Vernunft hinten anstehen muss.
Wie die Forscher im Überblicksartikel in Fachmagazin „Science“ berichten, helfen Ratschläge und Appelle für eine gesunde Lebensweise wenig. „Diese Ansätze sind häufig wirkungslos, was mit der Beobachtung übereinstimmt, dass sich das menschliche Verhalten automatisiert – von Umweltreizen beeinflusst – in Aktionen niederschlägt, die größtenteils nicht von bewusster Reflexion begleitet werden“, schreiben Marteau und ihr Team. Effektiver sei es, die Salatbar in der Nähe zu platzieren und die Treppe in Reichweite im Gegensatz zum Aufzug. Das führe ehre zu einer Änderung der Lebensgewohnheiten als Ratschläge und Ermahnungen. Die Ursache liege in der Art der Entscheidungsfindung, da Menschen seltener aus rationalen Gründen sondern viel häufiger aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit entscheiden würden.
Das Abschalten eines von mehreren Fahrstühlen habe beispielsweise dazu geführt, dass mehr Menschen die Treppe nahmen. Ähnlich verhielt es sich beim langsameren Schließen der Fahrstuhltüren. Durch derartige Interventionen kann das automatisierte Verhalten verändert werden. Die Forscher berichten weiter, dass die Menschen bei hohen, schmalen Gläser im Vergleich zu breiten Gläsern mit demselben Volumen weniger getrunken hätten. Auch die Salatbar in der Nähe sei attraktiver als die Desserts weiter hinten gewesen.
Gewohnheiten verhinderten häufig gesunden Lebenswandel
Das menschliche Handeln werde täglich von zwei Arten der Entscheidungsfindung bestimmt. Zum einen gebe es "rationale Gründe, zum anderen seien es Gewohnheiten oder unbewusste Vorlieben, auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen werden". Obwohl die rationale Entscheidung schneller zum Ziel führe, überwiege häufig die Gewohnheitshandlung, da sie schneller und unkomplizierter, ohne weitere Überlegungen, funktioniere. „Man muss nicht immer nachdenken, um den Weg nach Hause zu finden“, schreiben die Forscher.
Auf diese Weise lasse sich das Verhalten steuern und könne auch in Bezug auf die Gesundheit angewendet werden, beispielsweise bei der Rauchentwöhnung oder Bewegungsmangel. Es bestehe ein ständiger Konflikt zwischen dem eigentlich Gewünschten, dem gesunden Lebensstil, und der unmittelbaren Belohnung wie Faulheit oder auch Schokolade. "Es helfe nicht, an die rationale Seite zu appellieren", so die Forscher. Das habe bereits die Verhaltensforschung gezeigt. Viel effektiver sei es, "die äußeren Bedingungen zu erleichtern, so dass neue gesunde Gewohnheiten entstehen können".
Laut Forschern bestünden dafür unzählige Möglichkeiten. So könnten gesunde Produkte ansprechender gestaltet werden und besser im Supermarkt oder der Kantine platziert werden. Auch könne die Architektur von Bürogebäuden so gewählt werden, dass in den Arbeitspausen zu mehr Bewegung angeregt wird. Im Bereich der Gesundheitsvorsorge solle es weniger Ermahnungen geben und mehr Bedingungen geschaffen werden, die subtile Anreize zur gesunden Lebensführung verschaffen. (ag)
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