Influenza verläuft in drei Viertel der Fälle ohne Symptome
18.03.2014
Die sogenannte „echte“ Grippe ist für die meisten Menschen durch plötzlich auftretendes Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und stark ausgeprägte Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfenund Halsschmerzen gekennzeichnet. Tatsächlich verläuft die Influenza einer aktuellen britischen Studie nach aber nur bei einem Viertel der Patienten auf diese Art – in allen anderen Fällen entwickeln sich hingegen keine Krankheitssymptome.
Grippe tritt oft überraschend mit heftigen Symptomen auf
Wer sich mit Influenzaviren infiziert, entwickelt häufig ganz plötzlich Symptome wie Fieber mit gleichzeitigem Schüttelfrost und fühlt sich dabei extrem krank und geschwächt. Hier ist dann meist strenge Bettruhe und Schonung angezeigt, damit die Krankheit schnell ausheilen kann, als weitere Maßnahmen kommen – in Abhängigkeit der bestehenden Symptome – zum Beispiel Schmerzmittel, Inhalationen oder diverse Hausmittel gegen Fieber in Betracht. Angesichts der starken Beschwerden ist die Sorge vor einer echten Grippe bei vielen Menschen groß – doch wie britische Forscher nun herausgefunden haben, scheint nur ein kleiner Teil der Fälle überhaupt so schwer zu verlaufen. Bei 75% der mit Influenzaviren infizierten Patienten würde die Krankheit hingegen asymptomatisch verlaufen, berichten Andrew Hayward und sein Forscher-Team vom University College London im Fachblatt „The Lancet Respiratory Medicine“.
Mehrere hundert Haushalte in England durch Grippesaison begleitet
Für ihre Studie hatten die Forscher im Zeitraum von 2006 bis 2011 mehrere hundert Haushalte in England während der Grippesaison untersucht und den Probanden im Rahmen dessen jeweils im Frühling und Herbst Blut abgenommen sowie diese Woche für Woche nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer gebeten, im Falle von auftretenden Erkältungssymptomen einen Nasenabstrich für weitere Untersuchungen einzureichen, um aus der Summe der Informationen ableiten zu können, wer sich tatsächlich infiziert hatte und wie die Krankheit im Einzelfall verlaufen war. Dabei kamen die Wissenschaftler zu einem überraschen Ergebnis: Obwohl sich in jedem Winter durchschnittlich 18 Prozent der nicht geimpften Teilnehmer mit Influenzaviren angesteckt hatten, zeigten sich nur bei knapp einem Viertel der Betroffenen überhaupt Krankheitsanzeichen. Der Großteil der Probanden hatte hingegen keine Beschwerden und somit gar nicht gemerkt, dass eine Ansteckung stattgefunden hatte.
Auch bei der Schweinegrippe bleiben viele Fälle unentdeckt
Auch 2009, als es in England zu einer rasanten Ausbreitung des H1N1-Virus bzw. der sogenannten „Schweinegrippe“ kam, hatte es den Forschern einen ebenso hohen Anteil unentdeckter Fälle gegeben: „Die saisonale Grippe und der Pandemie-Stamm von 2009 waren durch einen ähnlich hohen Anteil hauptsächlich asymptomatischer Infektionen gekennzeichnet. In der Bevölkerung verursachte der Pandemie-Stamm von 2009 sogar mildere Symptome als die saisonale Grippe H3N2“, so die Autoren in ihrem Artikel. Dementsprechend hatte den Forschern nach auch nur ein kleiner Anteil der Betroffenen trotz Ansteckung einen Arzt aufgesucht – was zu dem Schluss führe, dass bisherige Grippestatistiken auf der Basis von Hausarzt-Daten das tatsächliche Ausmaß der Infektionen weit unterschätzen würden.
Nur 16 von 93 Menschen mit bestätigter Influenza suchen Hausarzt auf
„Die meisten Menschen mit einer durch den PCR-Test bestätigten Influenza suchten keinen Arzt auf und unter denen, die dies doch taten, wurde die Influenza oder Grippe-ähnliche Erkrankung nur selten medizinisch dokumentiert. Die Überprüfung der medizinischen Aufzeichnungen von 93 durch PCR bestätigten Influenza-Fälle in allen Jahreszeiten sowie von 459 Episoden Influenza-ähnlicher Erkrankungen zeigten, dass 16 von 93 Menschen mit PCR-bestätigter Influenza (17%) und 96 von 459 Menschen mit einer Influenza-ähnlichen Erkrankung (21%) ihren Hausarzt konsultiert hatten“, so die Forscher weiter.
Ansteckungsrisiko durch asymptomatische Infektionen weit höher als bisher angenommen
Trotz der häufig milden bzw. ausbleiben Krankheitsanzeichen sei die Grippe den Wissenschaftlern nach jedoch nicht zu verharmlosen. Ganz im Gegenteil, denn gerade weil drei Viertel der Fälle unentdeckt blieben, sei das Ansteckungsrisiko weit höher als bisher angenommen. Dementsprechend müssten gerade diese asymptomatischen Infektionen laut Andrew Hayward im Rahmen der Prävention eine deutliche Berücksichtigung finden, um sich besser und effektiver gegen große Influenza-Pandemien wappnen zu können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.