Heilpflanze aus der Traditionellen Chinesischen Medizin verursachen Krebs
11.04.2012
In Taiwan leiden mehr Menschen an Tumoren der oberen Harnwege als irgendwo anders auf der Welt. Wissenschaftler haben nun die Ursache für die Häufigkeit dieser Krebserkrankung entdeckt: Es handelt sich um eine in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzten Heilpflanze der Naturheilkunde, die in Deutschland längst aufgrund ihrer toxischen Wirkungsweisen verboten ist.
Aristolochiasäure kann Krebs der oberen Harnwege auslösen
Zwischen 1997 und 2003 nahm ein Drittel der Taiwanesischen Bevölkerung Aristolochia-Produkte ein. Sie werden aus der sogenannten "Gewöhnlichen Osterluzei" (Aristolochia clematitis) und verwandten Pflanzen gewonnen, die lange Zeit als Heilpflanzen angesehen wurden. Wissenschaftler berichten jetzt im Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences", dass die in den Pflanzen enthaltene Aristolochiasäure und die daraus hergestellten Präparate krebserregend seien. Sie fördere Tumore der oberen Harnwege, zu denen die Blase, Nierenbecken und Harnleiter gehören. Zudem verursache Aristolochiasäure Nierenschäden, die bis zum Nierenversagen führen können. Chronische Nierenleiden seien in Taiwan ebenfalls ungewöhnlich stark verbreitet, berichten die Wissenschaftler.
Im Rahmen der Studie untersuchte ein internationales Forscherteam um Chung-Hsin Chen vom National Taiwan University Hospital in Taipeh mittels Genanalysen 151 Tumore der oberen Harnwege. Die spezielle Gen-Signatur der Tumore, die durch Aristolochiasäure verursacht wurden, konnte in 60 Prozent der Fälle nachgewiesen werden. Dieses spezielle Merkmal wurde bereits bei der sogenannten Balkan-Nephropatie identifiziert. In ländlichen Regionen mehrerer südosteuropäischer Länder traten auffällig viele Nierenerkrankungen sowie Tumore der oberen Harnwege auf. Das Phänomen wurde zwar bereits in den 50er Jahren beschrieben, die Ursache jedoch erst viel später geklärt. Das Unkraut Aristolochia clematitis ist in diesen Regionen weit verbreitet und gelangte in vor Ort verarbeitetes und verzehrtes Getreide.
Die Forscher berichten, dass sich die Verteilung der durch Aristolochia-Präparate verursachten Krebsformen in Taiwan von denen anderer Staaten deutlich unterscheide. Auffällig sei, dass in Taiwan 35 Prozent der Tumore in Harnleiter oder Nierenbecken statt in der Blase auftreten. Dies sei weltweit nur bei zehn Prozent der Patienten der Fall. Hinzu komme, dass in Taiwan überdurchschnittlich viele Frauen erkrankten. Sie erhielten auch häufiger Aristolochia-Präparate als Männer.
Krebserregende Wirkung von Aristolochiasäure bereits seit 2009 bekannt
Pflanzen, die Aristolochiasäuren enthalten, sollen angeblich gegen zahlreiche Gebrechen helfen. Sie werden daher bei Depressionen, Asthma, Verstopfung, Rheuma, Tetanus, Menstruationsleiden und Syphilis verordnet. Wissenschaftlich bewiesen wurde die Wirkung jedoch nicht. Bereits 2009 beschrieben Ärzte der National-Universität Taiwan im Fachblatt „Journal of the National Cancer Institute“, dass die Einnahme von Kräutern mit Aristolochiasäuren das Risiko für Tumore im Urogenitaltrakt erhöht.
Die Forscher werteten die Krankenkassen-Daten von fast 4.600 Patienten mit Unterleibskrebs aus, die innerhalb von fünf Jahren erneut an dem Tumor erkrankten. Zudem ermittelten sie, ob die Betroffenen Kräuter mit Aristolochiasäuren zusich genommen hatten. Die Forscher wiesen nach, dass das Krebsrisiko umso höher war, je mehr Kräuter sie eingenommen hatten. Es bestand eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung. In Deutschland besteht bereits seit längerer Zeit ein Verbot für derartige Arzneimittel. In Taiwan und China wurde das Verbot 2003 durchgesetzt. (ag)
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Bild: Kurt Stueber, Wikipedia
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