Testosteron ließ Männer während einer Studie weniger schummeln
15.10.2012
Das männliche Hormon Testosteron wird oft mit Aggressionen und Machtgehabe als typische Verhaltensweisen von Männern in einen Zusammenhang gebracht. Forscher der Universität Bonn machten während einer Studie eine gänzlich andere Erfahrung.
Jeder Mensch lügt, manchmal sogar mehrmals am Tag. Die Lüge ist sehr weitverbreitet im sozialen Leben, in der Wirtschaft und der Politik. Trotz des gesteigerten Interesses an dem Phänomen ist noch sehr wenig über die biologischen Grundlagen bekannt. Wissenschaftler haben nun mögliche hormonelle Einflüsse untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Steroidhormon Testosteron offensichtlich eine wichtige Rolle im Sozialverhalten spielt.
Hormon machte Männer im Spiel ehrlicher
Laut einer Studie von Bonner Wissenschaftlern mache die zusätzliche Hormongabe Testosteron männliche Probanden im Schnitt „ehrlicher“. Im Resultat zeigte sich, dass ein erhöhter Testosteronspiegel die Teilnehmer dazu brachte, deutlich seltener bei einem Würfelspiel zu betrügen als andere, die ein Placebo einnahmen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Testosteron-Administration Lügen bei Männern erheblich verringert“, schreiben die Studienautoren in ihrem Bericht.
An der Verhaltensstudie nahmen insgesamt 91 Männer unterschiedlichen Alters teil. Etwa die Hälfte (46) der Probanden wurde ein Hormonpräparat mit Testosteron verabreicht. Die andere Hälfte bekam als Vergleichsgruppe ein Placebo ohne Wirkstoffgehalt. In separat aufgeteilten Kabinen wurden die Teilnehmer dazu angewiesen, ein einfaches Würfelspiel zu vollziehen. Um so höher die gewürfelte Zahl war, umso mehr Geld wurde als Gewinn in Aussicht gestellt. „Der Versuch war so konzipiert, dass die Probanden bei Eingabe des Ergebnisses in den Computer lügen konnten“, heißt es in dem Studienbericht im Fachmagazin „Plos ONE“. Auch wurde den Teilnehmern vermittelt, dass sie keine Angst haben müssten, erwischt zu werden.
Bei der anschließenden Auswertung konnten die Forscher mittels einer Wahrscheinlichkeitsrechnung bemessen, wie häufig die Männer in den einzelnen Testgruppen im Durchschnitt geschummelt hatten. „Dabei zeigte sich, dass die Probanden mit den höheren Testosteronwerten deutlich seltener logen als die unbehandelten Testpersonen“, resümiert Armin Falk, Professor für Wirtschaftsforschung an der Universität Bonn. Die Forscher vermuten, dass das Hormon das Bedürfnis nach „Stolz“ und ein „positives Selbstbild zu entwickeln“ steigert. „Vor diesem Hintergrund reichten offenbar ein paar Euro als Anreiz nicht aus, das Selbstwertgefühl aufs Spiel zu setzen“, vermutet der Forscher. „Unsere Ergebnisse tragen zu der jüngsten Debatte über die Wirkung von Testosteron auf prosoziales Verhalten bei“. Interessant in diesem Kontext ist, dass eine andere Forschungsarbeit zeigte, dass egoistisches Verhalten bei Frauen durch Testosteron gefördert wird. (sb)
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