Frauen erleiden häufiger einen tödlichen Herzinfarkt als Männer. Ein Grund hierfür ist, dass die zugrundeliegenden Erkrankungen bei Frauen schwerer diagnostiziert werden können, erläuterte Prof. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Institut für Geschlechterforschung (GIM) an der Charité Berlin, anlässlich des gemeinsamen Symposium „Gendermedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin und des GIM.
19.11.2012
Wie bei den Männern sind auch bei Frauen „die Hauptgründe für einen Herzinfarkt Übergewicht, Diabetes und Rauchen“, berichtet Prof. Regitz-Zagrosek. Allerdings zeigen die Frauen laut Aussage der Expertin im Vorfeld häufig andere Symptome als männliche Herzinfarkt-Patienten. Hierdurch werde die Diagnose unter Umständen deutlich erschwert, was einen nachteiligen Effekt auf die Überlebenschance der Patientinnen hat.
Frauen mit atypischen Herzinfarkt-Symptomen
Mit jährlich rund 60.000 Todesopfern sind Herzinfarkte eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Frauen unterliegen dabei laut Aussage der Direktorin des GIM einem besonderen Risiko. Denn während Männer meist die typischen Symptome aufweisen, wie ein Stechen in der Brust und Brustschmerzen, die in den Rücken, Schulter, Oberbauch und Arme ausstrahlen können, zeigen Frauen vermehrt atypische Beschwerden, wie Müdigkeit, Schweißausbrüche und Rückenschmerzen. Auch Kieferschmerzen können bei Frauen unter Umständen auf einen Herzinfarkt hinweisen, erläuterte Prof. Regitz-Zagrosek. Aufgrund der äußerst unterschiedlichen Symptome, die im Zuge des Herzinfarktes bei Frauen auftreten, ist es für die behandelnden Ärzte oftmals schwierig, die richtige Diagnose zu treffen, so die Direktorin des GIM.
Schwierige Diagnose bei Herzinfarkt-Patientinnen
Neben den Schwierigkeiten bei der Diagnose ergeben sich bei Herzinfarkt-Patientinnen oftmals auch Probleme im Zuge der medikamentösen Behandlung nach einem Herzinfarkt, erklärte die Expertin. Nicht selten würden die Arzneien von betroffenen Frauen in zu hoher Dosierung eingenommen, da keine geschlechtsspezifische Medikamentenentwicklung praktiziert wird, so Prof. Regitz-Zagrosek. Besteht keine Möglichkeit zur geschlechtsspezifischen Dosierung, sollten die behandelnden Ärzte unter Berücksichtigung des niedrigeren Gewichts und des erhöhten Körperfettanteils der Patientinnen eine Dosierung festlegen, erläuterte die Expertin.
Herzinfarkten vorbeugen durch gesunde Lebensweise
Für Männer und Frauen gilt gleichermaßen, dass durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung beziehungsweise Sport und einem Verzicht aufs Rauchen, das Risiko eines Herzinfarktes minimiert werden kann. Auch typische Vorerkrankungen, wie Bluthochdruck oder die koronare Herzkrankheit, ließen sich durch einen gesunden Lebenswandel meist vermeiden. Treten die ersten Herzschmerzen auf, sind die Schäden des Organs jedoch nicht selten bereits deutlich fortgeschritten und irreversibel. Hier lässt sich durch die Umstellung des Lebensstil nur noch eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes vermeiden, eine Wiederherstellung der vollen Herzfunktion ist nicht mehr zu erreichen. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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